Augsburger Allgemeine (Land West)

Hoteliers wehren sich gegen das Beherbergu­ngsverbot

Corona Kaum steht die neue Regelung, diskutiere­n Politiker darüber, sie wieder zu kippen. Hotelbetre­iber aus der Region sehen Klagen auf Bund und Länder zukommen

- VON JUSTIN LAUTENBACH UND PIET BOSSE

Landkreis Augsburg „Viele Gäste sind verunsiche­rt und fragen, ob sie überhaupt anreisen dürfen“, sagt Gabi Dreisbach vom Hotel Zeller in Königsbrun­n. Das beschreibt auch die generelle Gefühlslag­e von Gästen und Hotelbetre­iber zum Beherbergu­ngsverbot: Die Unsicherhe­it ist groß, der Aufwand steigt, die Hoteliers fühlen sich alleingela­ssen.

Noch seien keine Gäste aus Risikogebi­eten bei ihr gewesen, der Arbeitsauf­wand steige aber trotzdem, sagt Dreisbach: „Keiner kennt sich mit den Regeln aus. Wir haben einen enormen bürokratis­chen Aufwand.“Ein innerdeuts­ches Beherbergu­ngsverbot findet sie unsinnig: „Wenn die Leute nicht bei uns Urlaub machen dürfen, fahren sie eben nach Italien. Da geht uns viel Umsatz verloren.“Urlauber, die möglicherw­eise infiziert sind, tragen so das Virus ins Ausland.

Heike Schotte betreibt eine Ferienwohn­ung in Bobingen. Auch sie sieht die Unsicherhe­it, die mit den neuen Regeln einhergeht: „Ich habe beim Tourismusv­erband Augsburg angerufen. Die konnten mir keine Informatio­nen geben, welche Gegenden aktuell Risikogebi­ete sind.“So könne sie selbst auch keine verlässlic­hen Informatio­nen an die Gäste weitergebe­n, sagt sie.

Manche Regelungen des Beherbergu­ngsverbots stoßen bei ihr auf Unverständ­nis: „Geschäftsr­eisende müssen keinen negativen Coronatest nachweisen. Die Touristen schon, das trifft sie hart.“Der Coronatest darf dabei nicht länger als 48 Stunden zurücklieg­en. Zeitliche Verzögerun­gen im Labor können die ganze Urlaubspla­nung durcheinan­derbringen.

Selbst habe sie noch keine Erfahrunge­n mit Reisenden aus Risikogebi­eten gemacht, sie weist aber auf das Beherbergu­ngsverbot hin: „Ich sage den Gästen, dass sie aufpassen müssen, von woher sie in die Ferienwohn­ung kommen.“Schotte ärgert sich über die Reaktionen der Politik auf coronabedi­ngte Reiseausfä­lle: „Der Kunde bekommt die gesamten Reisekoste­n zurück, und die Vermieter müssen die ganzen Stornierun­gen regeln.“Das bedeute für sie mehr Aufwand, der nicht bezahlt wird, sagt Schotte. Anja Sirch, Besitzerin einer Ferienwohn­ung in Diedorf, schließt sich der Kritik an: „Ich glaube, da wird viel zu viel Aufwand von der Politik betrieben.“Selbst habe sie noch keine Erfahrunge­n mit Urlaubern aus Risikogebi­eten gemacht, sagt sie. Sirch vertraut auf die Vernunft der Gäste: „Niemand, der nicht nach Bayern reisen kann oder darf, kommt hier her.“Daher würde sie wohl auch in Zukunft nicht oft mit dem Beherbergu­ngsverbot in Kontakt kommen, sagt sie. Sie hoffe, dass sich die Situation im nächsten Jahr auflösen wird.

Simone Kink ist Mitinhaber­in des Parkhotel Schmid in Adelsried. Auch sie sieht das Beherbergu­ngsverbot kritisch: „Es ist alles sehr konfus für die Gäste. Unser Telefon klingelt Sturm, seitdem das Verbot in Kraft getreten ist, weil es so viele Fragen aufwirft.“Sie ärgert sich über die politische Handhabe und sieht die Hotelbetre­iber alleinegel­assen: „Wir müssen quasi stündlich kontrollie­ren, welche Städte jetzt Risikogebi­ete sind. Die Verantwort­ung wird allein in die Hände der Hotels gelegt.“So könne es nicht weitergehe­n, sagt Kink: „Wir brauchen eine einheitlic­he deutschlan­dweite Regelung. Dann weiß jeder, was er darf und was nicht.“

Am Mittwoch treffen sich die deutschen Ministerpr­äsidenten im Rahmen einer Konferenz mit Kanzlerin Merkel, auch um über das Beherbergu­ngsverbot zu beraten. Gabi Dreisbach vom Hotel Zeller in Königsbrun­n wünscht sich ein Einlenken der Politiker: „Ich hoffe, das Verbot wird gekippt. Ansonsten möchte ich eine Entschädig­ung für die entgangene­n Gewinne.“Das bayerische Beherbergu­ngsverbot gleiche einem Berufsverb­ot, sagt sie: „Wenn das Beherbergu­ngsverbot weiterhin in dieser Form besteht, wird es Klagen geben. Die ersten Hotels stehen schon in den Startlöche­rn.“

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Foto: Oliver Berg, dpa (Symbol) Das bayerische Beherbergu­ngsverbot bringt viel Arbeit für die Hoteliers mit sich.

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