Augsburger Allgemeine (Land West)

Paartalbah­n: Kampf für 15‰Minuten‰Takt beginnt

Verkehr Ab 2022 könnte es für die Verbindung zwischen Friedberg und Augsburg eng werden. Politiker wollen das verhindern

- VON THOMAS GOSSNER

In zwölf Minuten von Friedberg nach Augsburg – und das fast jede Viertelstu­nde. Schneller als mit der Paartalbah­n kommt man kaum zwischen den Städten hin und her. Doch dieser Takt könnte bald Geschichte sein. Entspreche­nde Überlegung­en der Bahn rufen jetzt Kommunalpo­litiker und Abgeordnet­e in Bund und Land auf den Plan.

Auf Drängen der Grünen hat sich der Stadtrat von Friedberg einhellig gegen eine Verschlech­terung des Takts ausgesproc­hen. Schließlic­h haben die Fahrgastza­hlen auf der Paartalbah­n in den vergangene­n Jahren um durchschni­ttlich 18 Prozent zugenommen. Von Montag bis Freitag steigen täglich an die 3500 Menschen am Friedberge­r Bahnhof zu und aus – mehr als die Hälfte des Fahrgastau­fkommens zwischen Augsburg und Ingolstadt.

Mit dem Deutschlan­dtakt will die Bahn bis 2030 ihre bundesweit­en Fahrgastza­hlen verdoppeln. Auch die Region soll durch eine Stärkung des Knotenpunk­tes Augsburg profitiere­n, etwa in Form eines verdichtet­en Fernverkeh­rsangebots in Richtung Stuttgart und München sowie einer aufgewerte­ten Nordanbind­ung in Richtung Nürnberg. Doch im Nahverkehr könnte dies negative Folgen haben. Im Raum steht, dass der Takt zwischen Friedberg und Augsburg auf 30 Minuten steigt, womöglich schon in zwei Jahren, wenn die Schnellbah­nstrecke Ulm-Stuttgart in Betrieb geht.

„Der 15-Minuten-Takt ist zwar bis 2031 von der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t bestellt. Aber bereits ab Dezember 2022 gibt es deutlich mehr Fernzüge, mit denen sich die Paartalbah­n zwischen Hochzoll und dem Augsburger Hauptbahnh­of das Gleis teilt. Das heißt, ab 2022 wird es eng auf dem Gleiskorri­dor“, sagt der Beauftragt­e des Friedberge­r Stadtrats für den ÖPNV, Prof. Manfred Schnell. Spätestens 2025, wenn Stuttgart 21 in Betrieb geht, funktionie­re der Viertelstu­ndentakt nicht mehr, so Friedbergs Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD).

Die Züge der Paartalbah­n ließen sich dann nicht mehr so einfach auf die stark befahrene Hauptstrec­ke Augsburg-München einfädeln. Denn sie müssen am Bahnhof Hochzoll die beiden Fernverkeh­rsgleise kreuzen, um die Nahverkehr­sgleise auf der Südseite der Bahntrasse zu erreichen. Die Bahn hat signalisie­rt, dass die Priorität auf dem Fernverkeh­r liegen soll. Das geht auch aus einem Schreiben der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) an die Stadt Friedberg hervor. Der Korridor für den öffentlich­en Personenna­hverkehr müsse sich unterordne­n, heißt es darin sinngemäß.

Ein Ausbau des Nadelöhrs am Bahnhof Hochzoll, der den Viertelstu­ndentakt nach Friedberg sicherstel­len könnte, ist laut Gutachter nicht möglich. Ein „Überwerfun­gsbauwerk“, das die Nahverkehr­sgleise über die Fernverkeh­rtrasse hinweg führt, war in den 1990er-Jahren beim Ausbau der Bahnstreck­e München-Augsburg im Gespräch. Es scheiterte an den Kosten sowie städtebaul­ichen und lärmschutz­technische­n Schwierigk­eiten.

Was also tun? Der Fahrplanen­twurf des Deutschlan­dtaktes empfiehlt einen 15-Minuten-Takt „durch ein mögliches Stadtbahnk­onzept mit direkter Führung in die Innenstadt“. Ein solches ZugTram-System kombiniert die Idee einer leistungsf­ähigen innerstädt­ischen Straßenbah­n mit einer S-Bahn-artigen Erschließu­ng der

Region. Politisch ist das umstritten – selbst innerhalb der CSU. Während der Verkehrsex­perte der Unionsfrak­tion im Bundestag, der Nördlinger Abgeordnet­e Ulrich Lange, diese Möglichkei­t nicht von vorneherei­n ausschließ­en mag, kommt Widerspruc­h von seinen Parteifreu­nden Volker Ullrich und Hansjörg Durz. Die Abgeordnet­en aus Augsburg Stadt und Land beharren darauf, dass es beim 15-Minuten-Takt bleibt und die Paartallin­ie sogar zweigleisi­g ausgebaut und elektrifiz­iert wird.

Auch die Augsburger SPD-Abgeordnet­e Ulrike Bahr verlangt, dass die Machbarkei­t eines 15-MinutenTak­ts ohne Kreuzungsb­auwerk zeitnah durch ein Fachbüro simuliert werden. „Der Deutschlan­dtakt muss mit einem guten regionalen Angebot Hand in Hand gehen.“

Ohne bauliche und organisato­rische Maßnahmen wird dies aber nicht gelingen. Dazu gehören ein neues elektronis­ches Stellwerk in Friedberg sowie Umbauten an den Weichen und Bahnsteige­n, die eine schnelle gleichzeit­ige Einfahrt von Zügen gewährleis­ten und eine höhere Flexibilit­ät beim Einfädeln in Hochzoll ermögliche­n. Aufseiten der Bahn laufen dafür die Planungen, auch die Mittel sind gesichert.

Doch in Friedberg wird seit Jahren diskutiert, ob und wie ein Fußgängers­teg den Bahnhof besser an die Innenstadt und an FriedbergS­üd anbinden könnte. Schon 2013 präsentier­ten fünf Architektu­rbüros Konzepte, deren Kosten zwischen 1,2 und 2,2 Millionen variierten. Passiert ist seither außer einer Machbarkei­tsstudie nichts. Jetzt drängt die Zeit: Die Bahn verlangt bis Ende 2021 eine Entscheidu­ng, ob der Steg gebaut wird oder eine Unterführu­ng unter den Gleisen.

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Archivfoto: Michael Hochgemuth Momentan fährt die Paartalbah­n in zwölf Minuten von Friedberg nach Augsburg – und das fast jede Viertelstu­nde. Doch das könn‰ te sich bald ändern

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