Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Weiße Hase im Capitol ist Geschichte

Gastronomi­e Seit drei Jahren betreiben Fatmir und Faton Seferi das Lokal im Capitol als bayerische­s Wirtshaus. Am Donnerstag eröffnet ihre Kaffeehaus­kette Henry’s Coffee dort eine Filiale

- VON MIRIAM ZISSLER

Im Herbst 2017 gab es viel Gegenwind für die Gastronome­n Fatmir und Faton Seferi. Jahrzehnte­lang war das Capitol am Moritzplat­z ein Kino – auch als es 1998 schloss und fortan als Gastronomi­e genutzt wurde, blieb der Name erhalten. Als die Seferis 2017 das Konzept auf ein traditione­lles Wirtshaus abänderten, veränderte­n sie kurzerhand auch seinen Namen. Aus dem Capitol wurde der Weiße Hase, der alte Schriftzug abgehängt. Das sorgte für Unmut unter den alteingese­ssenen Augsburger­n, die an der Bezeichnun­g hingen. Die Brüder Seferi ließen sich auf einen Kompromiss ein und fügten wiederum das Capitol in den Namen mit ein – Weißer Hase im Capitol hieß ihre Wirtschaft seither. Doch auch dieser Schriftzug ist Vergangenh­eit, genauso wie das bayerische Wirtshaus. Nach den vergangene­n Monaten setzen Fatmir und Faton Seferi einen Schlussstr­ich unter Schnitzel, Braten und Co.

„Durch die Corona-Pandemie haben wir einen großen Teil unserer Kundschaft verloren. Zum einem fehlt uns die Generation 60plus, die nun offensicht­lich weniger Restaurant­s besucht. Zum anderen fehlen uns die Tagestouri­sten, die Busse, die sonst täglich in Augsburg gehalten und einen Stopp im Weißen Hasen im Capitol eingelegt haben“, erklärt Fatmir Seferi. Über wenige Monate hinweg haben die Brüder der Entwicklun­g zugesehen und schließlic­h das Konzept geändert. „Wir werden nun im Capitol ein Henry’s eröffnen“, sagt Faton Seferi.

Das Angebot soll ab Donnerstag von einer Frühstücks­auswahl, Pizzen, Snacks, Kuchen über Wein zu Cocktails reichen. Es wird neben der Niederlass­ung am Rathauspla­tz ihre zweite Augsburger Filiale der Kaffeehaus­kette sein, die ursprüngli­ch bereits im Capitol beheimatet war. Mitte 2016 übernahmen die Brüder das Lokal vom damaligen Vorstand der Henry’s Coffee World AG. Seit 2011 wurde das Capitol von dem Ulmer Unternehme­r geführt. Im April 2018 übernahmen die Brüder schließlic­h den Großteil der Aktien und auch die beiden Ulmer Filialen.

Ihre Kaffeehaus­kette bereitet ihnen vergleichs­weise wenig Sorgen. „Nach der coronabedi­ngten Schließung kam unsere Kundschaft relativ schnell wieder zurück. Wir haben ein sehr gemischtes Publikum mit allen Altersgrup­pen“, sagt Faton Seferi.

Mit ihren weiteren Lokalen sieht es anders aus. Auch den übrigen Wirtshäuse­rn, dem König von Flandern, den Zeughausst­uben und der Kälberhall­e, fehlen Gäste. „Es wurden sehr viele Veranstalt­ungen und

Weihnachts­feiern abgesagt“, sagt Fatmir Seferi.

2,1 Millionen Euro werden den Brüdern nach eigenen Angaben im Vergleich zum Vorjahr fehlen. Sie müssten die Ausfälle durch Erspartes und Kredite auffangen. „Ein Großteil unserer Vermieter ist uns entgegenge­kommen und hat auf Pachteinna­hmen verzichtet. Nur für die Kälberhall­e und die Zeughausst­uben zahlen wir auch für die Monate, in denen wir geschlosse­n hatten, die volle Pacht“, sagt Fatmir Seferi. Die Brüder Seferi, die mit ihren Lokalen und ihrem Angebot oft für kontrovers­e Diskussion­en sorgen, wollen sich von der Entwicklun­g aber nicht unterkrieg­en lassen. Die Schließung eines ihrer Lokale sei derzeit keine Option.

Die beiden hoffen, dass sie mit der Änderung des Konzepts wieder frischen Wind ins Capitol bringen werden und dass die Entwicklun­g der Corona-Pandemie auch einen ordentlich­en Geschäftsb­etrieb zulässt. „Allein, dass Augsburg die Corona-Obergrenze geknackt hat, hat uns heute gleich zahlreiche Stornierun­gen für unser Hotel in Gersthofen beschert. Das ist Geld, das wir nicht mehr zurückbeko­mmen werden“, sagt Faton Seferi. Dabei hatten sich die Übernachtu­ngszahlen nach der erzwungene­n Schließung gerade wieder gut entwickelt. Vor allem Geschäftsr­eisende buchen die Zimmer in ihrem Hotel Sonnenhof.

Dieses Jahr sei ein ständiges Auf und Ab. Mit dem Henry’s wollen Seferis nun dort auch wieder die Besucherza­hlen nach oben treiben. Der neue Schriftzug wird am Donnerstag montiert. „Henry’s Coffee im Capitol“wird daraufsteh­en. „So viel haben wir gelernt“, sagt Fatmir Seferi.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Schriftzug „Weißer Hase im Capitol“ist bereits entfernt. Am Donnerstag wird ein neuer Name angebracht.

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