Augsburger Allgemeine (Land West)
Maskenpflicht: Verstöße werden nun geahndet
Corona Am ersten Tag der verschärften Regelungen halten sich viele Passanten in der Augsburger Innenstadt daran – einige dagegen wissen gar nichts davon. Die Stadt stellt nun Schilder auf
Der Mann ist ungehalten. Emre Carpan und Simon Bayer vom städtischen Ordnungsdienst haben ihn gerade höflich auf seine fehlende Maske hingewiesen. Die müsse seit Mittwoch aufgrund der neuen Verordnung auch in der Innenstadt getragen werden. „Woher soll ich das denn wissen? Dann stellt halt Schilder auf“, echauffiert sich der Passant in der Maximilianstraße. Auch seine Frau kann ihn nicht besänftigen. Im Gegenteil. Zwar zieht ihr Mann den Schal über Nase und Mund. Aber sein Schimpfen ist noch deutlich zu hören, als das Paar weitergeht.
Seit Mittwoch hat die Stadt die Innenstadt zur „Masken-Zone“erklärt, nachdem die Zahl der CoronaInfektionen sprunghaft nach oben ging. Vom Großteil der Passanten wird die neue Vorschrift befolgt. Die beiden Ordnungsdienst-Mitarbeiter und ihre Kollegen setzen noch auf Aufklärung. „Bislang hat nicht jeder die neue Regel mitbekommen“, sagt Teamleiter Emre Carpan. Es gibt viele Fragen an die beiden: Wie lange gilt die Verfügung, für welchen Bereich und was soll man machen, wenn man eine Zigarette rauchen will?
„Ich will doch nur meine Pommes essen“, rechtfertigt sich ein Mann ohne Maske, dafür mit einer ImbissSchale in der Hand. „Zum Rauchen oder Essen müsste man sich niederlassen“, erklären Carpan und Bayer. Von manchen Passanten ernten sie ein Kopfschütteln. Am Moritzplatz gebe es ja gar keine Sitzgelegenheiten, aber Imbissstände, klagt eine 55-Jährige, die dort eine Kleinigkeit essen möchte. Mit Maske sei das wohl kaum möglich, meint sie sauer. Viele Corona-Regeln seien nicht schlüssig.
Irgendwo müssen sie aber eine Grenze setzen, sagen die Männer des Ordnungsdienstes. „Wenn 50 Leute mit der Zigarette und ohne Maske durch die Stadt laufen, wäre es schwierig.“Wie Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) betont, steht der Mittwoch im Zeichen der Sensibilisierung. Ab Donnerstag werde man auf eine „sehr starke Durchsetzung“achten und Verstöße ahnden. Die Spannbreite reicht von der mündlichen Verwarnung bis zum Bußgeld von 250 Euro. Bis zum Mittag erteilte der städtische Ordnungsdienst am Mittwoch 87 Belehrungen und Verwarnungen. „Auffällig war hierbei besonders die
Maximilianstraße. Zahlreichen Betroffenen war dabei die Maskenpflicht nach eigener Aussage noch nicht bekannt“, so Pintsch. Um die neue Regelung besser bekannt zu machen, will die Stadt an den Rändern der „Masken-Zone“zügig Schilder aufstellen.
Neben dem Ordnungsdienst ist am Mittwoch auch die Polizei verstärkt in der Innenstadt unterwegs. Die Beamten sprechen Passanten ohne Maske an – manche von ihnen nehmen den Mund-Nasen-Schutz aber sofort wieder ab, nachdem die Streife ums Eck ist. Bei der Stadt setzt man auf Einsicht. Die Maskenpflicht auf stark belebten Plätzen sei sinnvoll, sagt Pintsch. Es gebe viele Situationen, angefangen von Geschäftseingängen bis hin zum Abbiegen in eine Gasse, in denen die Mindestabstände schlagartig und unabsichtlich unterschritten werden können. Auch von hustenden Passanten gehe potenziell ein Infektionsrisiko aus. Eine Maskenpflicht an vollen Örtlichkeiten sei weltweit eine übliche Maßnahme, um Infektionsketten gar nicht erst entstehen zu lassen.
Bei Passanten gibt es unterschiedliche Meinungen dazu. „Teilweise ist es in den Innenstädten ja so eng, dass kein Abstand mehr gehalten werden kann. Dann sollte doch jedem klar sein, dass wir jetzt lernen müssen, mit solchen Maßnahmen zu leben“, sagt Doris Speer, die mit ihrem Mann Wolfgang aus Wangen im Allgäu zu Besuch ist. „Die Masken sind ätzend, aber wichtig ist, dass wir uns und andere schützen“, so die ehemalige Altenpflegerin.
Heidi Donner sagt, dass sie sich in der Öffentlichkeit wohler fühle, seit die Maskenpflicht gilt. „Die Leute halten automatisch mehr Abstand, denn ohne Masken haben die Menschen das Gefühl, dass Normalität herrscht.“Als Friseurin ist sie das Tragen einer Maske gewohnt. Die Maßnahme helfe der Allgemeinheit. Doch es gibt auch andere Szenen: Eine ältere Dame weist auf dem Rathausplatz eine junge Frau darauf hin, dass sie eine Marke tragen solle. Diese antwortet knapp, sie müsse keine Maske tragen, und geht weiter. Ein Paar streitet sich über die Maßnahme – sie trägt eine Maske, er nicht.
In der Innenstadt sind am Mittwoch auffallend weniger Menschen unterwegs. Das stellt auch der Ordnungsdienst fest. „Es ist deutlich ruhiger“, sagt Emre Carpan auf seinem Rundgang. Auch in Geschäften macht sich das bemerkbar. Simone Nerdinger von der Joh’s BeckerConfiserie am Judenberg befürchtet, dass die Kundenfrequenz die nächsten Tage weiter sinkt, wenn alle von der neuen Maskenpflicht erfahren haben. „Mir sagten heute Kunden, dass sie die Innenstadt in den nächsten Tagen meiden.“Die Einzelhändlerin ist sichtlich geknickt. „Es ist ein Wahnsinn.“
Die Maskenpflicht gilt nur für Fußgänger ab sechs Jahren. Fahrradund Rollerfahrer sind davon ausgenommen, Jogger zählen als Fußgänger. Die Maskenpflicht bleibt gemeinsam mit den anderen Maßnahmen, etwa dem AusschankStopp in der Gastronomie um 23 Uhr, für sieben Tage bestehen. Ob die Maskenpflicht aufrechterhalten wird oder nicht, entscheidet sich kommenden Dienstag. Maßgeblich ist der sogenannte Inzidenzwert (Zahl der Neuinfektionen in sieben Tagen auf 100 000 Einwohner). In Augsburg lag der Wert am Mittwochmorgen bei 57,1. Der Schwellenwert liegt bei 50. »Kommentar