Augsburger Allgemeine (Land West)

Maskenpfli­cht: Verstöße werden nun geahndet

Corona Am ersten Tag der verschärft­en Regelungen halten sich viele Passanten in der Augsburger Innenstadt daran – einige dagegen wissen gar nichts davon. Die Stadt stellt nun Schilder auf

- VON STEFAN KROG, INA MARKS UND CAROLIN FEST

Der Mann ist ungehalten. Emre Carpan und Simon Bayer vom städtische­n Ordnungsdi­enst haben ihn gerade höflich auf seine fehlende Maske hingewiese­n. Die müsse seit Mittwoch aufgrund der neuen Verordnung auch in der Innenstadt getragen werden. „Woher soll ich das denn wissen? Dann stellt halt Schilder auf“, echauffier­t sich der Passant in der Maximilian­straße. Auch seine Frau kann ihn nicht besänftige­n. Im Gegenteil. Zwar zieht ihr Mann den Schal über Nase und Mund. Aber sein Schimpfen ist noch deutlich zu hören, als das Paar weitergeht.

Seit Mittwoch hat die Stadt die Innenstadt zur „Masken-Zone“erklärt, nachdem die Zahl der CoronaInfe­ktionen sprunghaft nach oben ging. Vom Großteil der Passanten wird die neue Vorschrift befolgt. Die beiden Ordnungsdi­enst-Mitarbeite­r und ihre Kollegen setzen noch auf Aufklärung. „Bislang hat nicht jeder die neue Regel mitbekomme­n“, sagt Teamleiter Emre Carpan. Es gibt viele Fragen an die beiden: Wie lange gilt die Verfügung, für welchen Bereich und was soll man machen, wenn man eine Zigarette rauchen will?

„Ich will doch nur meine Pommes essen“, rechtferti­gt sich ein Mann ohne Maske, dafür mit einer ImbissScha­le in der Hand. „Zum Rauchen oder Essen müsste man sich niederlass­en“, erklären Carpan und Bayer. Von manchen Passanten ernten sie ein Kopfschütt­eln. Am Moritzplat­z gebe es ja gar keine Sitzgelege­nheiten, aber Imbissstän­de, klagt eine 55-Jährige, die dort eine Kleinigkei­t essen möchte. Mit Maske sei das wohl kaum möglich, meint sie sauer. Viele Corona-Regeln seien nicht schlüssig.

Irgendwo müssen sie aber eine Grenze setzen, sagen die Männer des Ordnungsdi­enstes. „Wenn 50 Leute mit der Zigarette und ohne Maske durch die Stadt laufen, wäre es schwierig.“Wie Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) betont, steht der Mittwoch im Zeichen der Sensibilis­ierung. Ab Donnerstag werde man auf eine „sehr starke Durchsetzu­ng“achten und Verstöße ahnden. Die Spannbreit­e reicht von der mündlichen Verwarnung bis zum Bußgeld von 250 Euro. Bis zum Mittag erteilte der städtische Ordnungsdi­enst am Mittwoch 87 Belehrunge­n und Verwarnung­en. „Auffällig war hierbei besonders die

Maximilian­straße. Zahlreiche­n Betroffene­n war dabei die Maskenpfli­cht nach eigener Aussage noch nicht bekannt“, so Pintsch. Um die neue Regelung besser bekannt zu machen, will die Stadt an den Rändern der „Masken-Zone“zügig Schilder aufstellen.

Neben dem Ordnungsdi­enst ist am Mittwoch auch die Polizei verstärkt in der Innenstadt unterwegs. Die Beamten sprechen Passanten ohne Maske an – manche von ihnen nehmen den Mund-Nasen-Schutz aber sofort wieder ab, nachdem die Streife ums Eck ist. Bei der Stadt setzt man auf Einsicht. Die Maskenpfli­cht auf stark belebten Plätzen sei sinnvoll, sagt Pintsch. Es gebe viele Situatione­n, angefangen von Geschäftse­ingängen bis hin zum Abbiegen in eine Gasse, in denen die Mindestabs­tände schlagarti­g und unabsichtl­ich unterschri­tten werden können. Auch von hustenden Passanten gehe potenziell ein Infektions­risiko aus. Eine Maskenpfli­cht an vollen Örtlichkei­ten sei weltweit eine übliche Maßnahme, um Infektions­ketten gar nicht erst entstehen zu lassen.

Bei Passanten gibt es unterschie­dliche Meinungen dazu. „Teilweise ist es in den Innenstädt­en ja so eng, dass kein Abstand mehr gehalten werden kann. Dann sollte doch jedem klar sein, dass wir jetzt lernen müssen, mit solchen Maßnahmen zu leben“, sagt Doris Speer, die mit ihrem Mann Wolfgang aus Wangen im Allgäu zu Besuch ist. „Die Masken sind ätzend, aber wichtig ist, dass wir uns und andere schützen“, so die ehemalige Altenpfleg­erin.

Heidi Donner sagt, dass sie sich in der Öffentlich­keit wohler fühle, seit die Maskenpfli­cht gilt. „Die Leute halten automatisc­h mehr Abstand, denn ohne Masken haben die Menschen das Gefühl, dass Normalität herrscht.“Als Friseurin ist sie das Tragen einer Maske gewohnt. Die Maßnahme helfe der Allgemeinh­eit. Doch es gibt auch andere Szenen: Eine ältere Dame weist auf dem Rathauspla­tz eine junge Frau darauf hin, dass sie eine Marke tragen solle. Diese antwortet knapp, sie müsse keine Maske tragen, und geht weiter. Ein Paar streitet sich über die Maßnahme – sie trägt eine Maske, er nicht.

In der Innenstadt sind am Mittwoch auffallend weniger Menschen unterwegs. Das stellt auch der Ordnungsdi­enst fest. „Es ist deutlich ruhiger“, sagt Emre Carpan auf seinem Rundgang. Auch in Geschäften macht sich das bemerkbar. Simone Nerdinger von der Joh’s BeckerConf­iserie am Judenberg befürchtet, dass die Kundenfreq­uenz die nächsten Tage weiter sinkt, wenn alle von der neuen Maskenpfli­cht erfahren haben. „Mir sagten heute Kunden, dass sie die Innenstadt in den nächsten Tagen meiden.“Die Einzelhänd­lerin ist sichtlich geknickt. „Es ist ein Wahnsinn.“

Die Maskenpfli­cht gilt nur für Fußgänger ab sechs Jahren. Fahrradund Rollerfahr­er sind davon ausgenomme­n, Jogger zählen als Fußgänger. Die Maskenpfli­cht bleibt gemeinsam mit den anderen Maßnahmen, etwa dem AusschankS­topp in der Gastronomi­e um 23 Uhr, für sieben Tage bestehen. Ob die Maskenpfli­cht aufrechter­halten wird oder nicht, entscheide­t sich kommenden Dienstag. Maßgeblich ist der sogenannte Inzidenzwe­rt (Zahl der Neuinfekti­onen in sieben Tagen auf 100 000 Einwohner). In Augsburg lag der Wert am Mittwochmo­rgen bei 57,1. Der Schwellenw­ert liegt bei 50. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Sie kontrollie­ren die Einhaltung der Corona‰Regeln: Emre Carpan (links) und Simon Bayer (rechts) wiesen am Mittwoch in der In‰ nenstadt Passanten ohne Maske auf die Maskenpfli­cht hin. Ab Donnerstag werden Verstöße geahndet.
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