Augsburger Allgemeine (Land West)
Ernüchterung folgt auf Illusion
Es war nur eine Frage der Zeit: Auch im Landkreis Augsburg schnellen die Zahlen bei den Corona-Infektionen in die Höhe und erreichen eine alarmierende Marke. Lange stimmte die Lage im Augsburger Land eher positiv, wir lebten im Sommer mit der Hoffnung, um nicht zu sagen Illusion, dass es nicht so schlimm kommen wird. Doch wir sind nicht auf einer Insel. Die Nachbarstadt Augsburg hat die Marke von 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen gerissen, der Landkreis Aichach-Friedberg meldet zunehmend positive Tests unter Schülern und Erntehelfern, im südlich angrenzenden Allgäu sieht es noch schlechter aus. Und dabei stehen wir erst am Beginn der kühlen Jahreszeit mit geschlossenen Fenstern und Erkältungskrankheiten.
Wir müssen der Wahrheit ins Auge schauen: Corona bestimmt wieder unseren Alltag. Da hilft kein Verdrängen, sondern nur möglichst große Achtsamkeit. Die AHA-Regel muss beachtet werden – Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen. Die Erkenntnis, dass es Beschränkungen beim Treffen mit anderen Menschen gibt, ist hart, trifft sie uns doch alle in einer Zeit, in der viele sowieso mit dem Herbstblues kämpfen. Die Aussicht auf einen Winter voller Vernunft und ohne viel gesellige Abwechslung muss da erst einmal verdaut werden und erfordert gute Nerven. Vielleicht hilft da dieser kleine Vergleich beim Durchhalten: Im Winter ziehen wir dicke Jacken und eine Mütze an und freuen uns innerlich schon darauf, sie im Frühjahr einmotten und gegen T-Shirts tauschen zu dürfen. In harten Zeiten wie diesen hilft am ehesten die Hoffnung auf bessere Zeiten.