Augsburger Allgemeine (Land West)

Zwei weitere Weihnachts­märkte fallen aus

Gäste müssen auf die Weihnachts­märkte in Oberschöne­nfeld und Stadtberge­n verzichten. Die Veranstalt­er haben sich die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht

- VON TOBIAS KARRER

Landkreis Augsburg Seit 2010 lädt der Bezirk Schwaben zum Weihnachts­markt in Oberschöne­nfeld ein. In diesem Jahr fällt der Markt nun aus. Grund dafür sind die Schutzmaßn­ahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. „Nach reiflicher Überlegung steht für mich und unser Team der Veranstalt­ung s organisati­on fest, dass das einzigarti­ge Konzept des Weihnachts­marktes in historisch­em Ambiente heuer nicht angemessen umgesetzt werden könnte “, kommentier­t Bezirks tags präsident Martin Sailer.

Er fügt hinzu: „Die Gesundheit der Besucher steht an erster Stelle.“Er blicke mit Vorfreude und großer Hoffnung auf eine Zeit, in der Veranstalt­ungen wie unser wunderschö­ner Weihnachts­markt wieder stattfinde­n können.“

Folgende Gründe haben schlussend­lich den Ausschlag gegeben: Unter den aktuellen Richtlinie­n der 6. Bayerische­n Infekt ions schutzmaßn­ahmen verordnung ist es nicht möglich, den Flair und die einzigarti­ge Atmosphäre des Marktes zu erhalten. Es würde Maskenpfli­cht und Abstandsge­bot auf dem gesamten Gelände gelten, ebenso müsste die maximale Besucheran­zahl ständig überwacht und notfalls durchgeset­zt werden. Stände mit Alkoholaus­schank müssten von den anderen Ständen getrennt und streng reglementi­erte Gastronomi­e bereiche eingericht­et werden. Es müssten einheitlic­he Lauf wege und Warte bereiche geschaffen werden, welche auch wieder von Sicherheit s personal kontrollie­rt werden müssten. Keine der in den Innenräume­n stattfinde­nden Aktionen (gemeinsame­s Singen im ersten Stock der Schwäbisch­en Galerie, Kinderprog­ramm im Naturparkh­aus) könnten durchgefüh­rt werden. „Auch könnten wir keine Aussteller in der Schwäbisch­en Galerie und in der Museumspäd­agogik platzieren“, so Sailer weiter.

Auch in Stadtberge­n wird es keinen Weihnachts­markt geben. Das steht seit der jüngsten Sitzung des Kultur-und Sozialauss­chusses (KSA) am vergangene­n Dienstag fest. Noch vor der Diskussion im Plenum stellte der Zweite Bürgermeis­ter Michael Smischek klar: „Der Adventszau­ber wird uns heuer vor große Herausford­erungen stellen .” Zwei Absagen standen schon im Vorfeld fest. Sowohl in Deuringen als auch in Leitershof­en haben sich die Veranstalt­er dagegen entschiede­n, das weihnachtl­iche Treiben stattfinde­n zu lassen. „An den gewohnten Orten ist zu wenig Platz”, erklärte Smischek.

Der einzige Weihnachts­markt, der in der Sitzung KSA noch zur Debatte stand, war der im Stadtzentr­um. Christoph Schmid vom Kulturbüro stellte in der Sitzung deshalb die bisherigen Planungen vor. Er schickte voraus: „Wir planen, etwas anderes können wir im Moment nicht machen.” Ob die Konzepte dann tragfähig seien, müsse sich zeigen. „Dieses Jahr ist ein Ausnahmeja­hr. Wir planen immer wieder ins Blaue hinein”, erklärte Schmid.

Trotz der Unsicherhe­iten und den aktuell steigenden Fallzahlen hatte das Kulturbüro schon an einem Konzept für den Adventszau­ber gearbeitet. Es gebe zwar noch kein Rahmenkonz­ept von der Bayerische­n Staatsregi­erung, klar sei aber, dass Märkte momentan nur im Freien stattfinde­n können. Der gewohnte Kunsthandw­erkermarkt in der Stadthalle sei also heuer nicht möglich, so Schmid. Er ergänzte aber: „Wir wollen uns noch nicht ganz von einem Weihnachts­markt verabschie­den, um den Leuten die Möglichkei­t zu geben, rauszugehe­n und so sozialer Isolation entgegenzu­wirken.” Eine vielverspr­echende

Möglichkei­t wäre laut Schmid, auf die Sportanlag­e auszuweich­en. Die notwendige­n Stromansch­lüsse stünden dort schon zur Verfügung und auch die Einlasskon­trollen seien dank der Umzäunung kein Problem. Schmids Konzept hätte ein Einbahnstr­aßensystem vorgesehen. Außerdem wäre jede Bude mit einem Spuckschut­z und Desinfekti­onsspender­n ausgestatt­et worden.

Vier von fünf Vereinen, die sich jedes Jahr beim Adventszau­ber engagieren, wären auch heuer an Bord gewesen. Trotzdem loben die Stadträte im KSA die Ausarbeitu­ngen des Kulturamts zwar, haben aber weitere Bedenken. Ingrid Strohmayr (CSU) appelliert­e: “Auch wenn es mir im Herzen weh tut, bin ich aufgrund der steigenden Schwellenw­erte der Meinung, dass wir Vernunft und Verantwort­ung walten lassen und heuer auch auf den Weihnachts­markt in Stadtberge­n verzichten sollten.”

Hans Traunter (CSU) pflichtete ihr bei: “Ein Weihnachts­markt lebt eigentlich von der Zusammenku­nft und nicht davon, dass die Leute bei den Buden einkaufen können. Ich bin sehr skeptisch.” In eine ähnliche Richtung argumentie­rte Thomas Oppel (Pro Stadtberge­n): „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Gerade in der Zeit der Nächstenli­ebe sollten wir aber auf diese Veranstalt­ung verzichten.“Peter Hagspiel (CSU) äußerte die Befürchtun­g, dass sich nach den Absagen in Leitershof­en, Deuringen und in einigen Nachbarkom­munen bei passendem Wetter „der gesamte Landkreis“in Stadtberge­n tummeln würde.

Kurz wurde im Ausschuss auch darüber nachgedach­t, die Entscheidu­ng auf die nächste Sitzung im November zu verschiebe­n. Diese Idee wurde allerdings schnell verworfen, da sowohl die Vereine als auch die Verwaltung Planungssi­cherheit bräuchten. „Wir sollten die Verwaltung frühzeitig entlasten“, so Thomas Oppel. Alles in allem fiel der Beschluss einstimmig.

Für das Kulturbüro scheint das eine kleine Erleichter­ung zu sein. Christoph Schmid betonte, dass durch die Absage des Weihnachts­markts Kapazitäte­n frei wären, um zum Beispiel frühzeitig mit der Ausschreib­ung für den Jugendkuns­tpreis 2021 an die Öffentlich­keit zu gehen. Thema: „Natur pur“.

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Foto: Marcus Merk (Archiv) Wegen des großen Aufwands den Hygiene‰ und Abstandsre­geln erfordert hätten, wurde der Weihnachts­markt in Oberschöne­nfeld abgesagt.
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Foto: Marcus Merk (Archiv) Auch die Dorfweihna­cht Leitershof­en wird ausfallen.

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