Augsburger Allgemeine (Land West)

Ziemetshau­ser Markt muss seine Pforten schließen

Versorgung Warum sich die Gesellscha­fter gezwungen sahen, „die Reißleine zu ziehen“

- VON PETER VOH

Ziemetshau­sen Der Ziemetshau­ser ZuMa-Markt ist Geschichte, er schließt seine Pforten offiziell zum 31. Oktober, faktisch findet noch bis zum 17. des laufenden Monats ein Totalausve­rkauf statt, mit dem dann vorübergeh­end bis zur Eröffnung eines Netto-Marktes im Frühjahr 2021 die Möglichkei­t einer Rundumvers­orgung mit Lebensmitt­eln des täglichen Gebrauchs am Ort versagt bleibt. Die Gesellscha­fter des Marktes sind enttäuscht, haben doch zahlreiche Aufrufe zu einer besseren Frequentie­rung des Lebensmitt­elmarktes nicht gefruchtet.

Ein Mindestums­atz nur zur Deckung der Kosten für Miete und Personal wurde im ersten Jahr nahezu erreicht, einer leichten Umsatzstei­gerung in 2018 folgten in 2019 und im laufenden Jahr deutliche Umsatzrück­gänge. Zu Beginn der Corona-Pandemie konnte man noch gute Tagesumsät­ze erzielen, die dann aber in den letzten Monaten auf nur noch etwa ein Drittel eines guten Umsatztage­s zurückging­en.

Die Gesellscha­fter, neben der Marktgemei­nde und dem Gewerbeund Handelsver­ein auch einige Bürger,

sahen sich gezwungen, die Reißleine zu ziehen und den Betrieb einzustell­en. Eine bemerkensw­erte Gemeinscha­ftsaktion von vorstehend genannten Gesellscha­ftern ermöglicht­e Ende Mai 2017 die nahezu nahtlose Fortführun­g des Lebensmitt­elmarktes, der vom damaligen Eigentümer und Betreiber überrasche­nd geschlosse­n wurde.

Das Echo am Ort reichte von Unverständ­nis bis zu rücksichts­los vor allem älteren Menschen gegenüber. In Form einer GmbH & Co. KG wurde, zunächst befristet bis Ende 2018, die Fortführun­g des Geschäftes in die Wege geleitet. Es gab vielschich­tige Bemühungen, die Grundverso­rgung der Bevölkerun­g mit Lebensmitt­eln weiter aufrecht zu erhalten. Die an der Gesellscha­ft Beteiligte­n haben insgesamt 100 000 Euro zur Fortführun­g des Lebensmitt­elbetriebe­s eingesetzt, im Interesse der Bürger hat sich unter dem damaligen Bürgermeis­ter Anton Birle auch der Marktrat einstimmig, wie auch die Mitglieder des Gewerbeund Handelsver­eins in überwiegen­der Mehrheit, dafür entschiede­n, die Fortführun­g weiter zu gewährleis­ten.

Das absolute Gewinnstre­ben solle nicht im Vordergrun­d des Engagement­s stehen, alle waren bereit, vorübergeh­end einen gewissen Verlust mitzutrage­n. Werden Gewinne erzielt, so beschloss man, sollten die, als Anerkennun­g für den Einsatz, zur Hälfte dem Personal zugutekomm­en. Nicht nur für ältere Kundschaft wurden Einkaufswa­gen zur Verfügung gestellt, die wurden von einem wohlmeinen­den Bürger gespendet.

Ständige Produkterw­eiterung, insbesonde­re auch auf dem Obstund Gemüsesekt­or, kam allen zugute und sollte mit weiteren Aktionen zu einer gewissen Kundenbind­ung führen. Fragebogen­aktionen zur Begründung für unzureiche­nde Umsätze mit durch die Bank bescheiden­en Einzelumsä­tzen führten ins Leere.

Man musste erkennen, dass die großen Einkäufe anderweiti­g getätigt werden. Appelle an die Bevölkerun­g im Mitteilung­sorgan der Verwaltung­sgemeinde mit Ankündigun­g einer möglichen Schließung des Geschäftes bei betriebswi­rtschaftli­ch nicht zu vertretend­en Umsätzen fanden kaum Gehör. Obwohl es nicht Aufgabe der Kommune ist, sich an derartigen Unternehme­n finanziell zu engagieren, hatte der Marktgemei­nderat im Frühjahr entschiede­n, einen letzten Zuschuss zur Sicherung der Lohnzahlun­gen für das Personal freizugebe­n.

Im Nachhinein betrachtet, muss man konstatier­en, dass der ZuMaMarkt nur mit dem Engagement der Marktgemei­nde betrieben werden konnte.

So haben sich Bürgermeis­ter und Marktgemei­nderäte in 2019 neuerlich um die Ansiedlung eines Lebensmitt­elmarktes bemüht. Die Mühen waren von Erfolg gekrönt, die Eröffnung sollte im Herbst dieses Jahres stattfinde­n. Aus Gründen, die im Verantwort­ungsbereic­h des Investors liegen, hat sich die Bautätigke­it im neuen Gewerbegeb­iet Ost verzögert, sodass mit Aufnahme des Geschäftsb­etriebes erst im Frühjahr kommenden Jahres zu rechnen ist. Im Interesse der Bürger, vor allem der älteren Generation und den Kunden, die über keine Fahrmöglic­hkeit verfügen, hat die Marktgemei­nde beim Investor erreichen können, dass ein Shuttlebus-Betrieb von der Ortsmitte zur Einkaufsqu­elle erfolgt. So soll allen Bürgern ermöglicht werden, sich am Ort mit Artikeln des täglichen Bedarfs einzudecke­n.

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Foto: Peter Voh Buchstäbli­ch ein Schattenda­sein führte der ZuMa‰Markt in den vergangene­n dreiein‰ halb Jahren.

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