Augsburger Allgemeine (Land West)

Corona: Das ändert sich für die Bürger

Pandemie Auch der Landkreis nähert sich dem Warnwert von 50 Infektione­n pro 100.000 Einwohnern, es gibt auch wieder ein Todesopfer. Was ein Bürgermeis­ter den Behörden vorwirft

- VON GERALD LINDNER

Landkreis Augsburg Die Lage wird ernster. Nach der Stadt Augsburg nähert sich auch der Landkreis nun dem kritischen Inzidenzwe­rt von 50. Nach den 36,6 Infizierte­n pro 100.000 Einwohnern, die am Mittwoch gemeldet wurden, ist der Wert nach Angaben des Landratsam­ts bis zum Donnerstag auf 41,3 Neuinfekti­onen gestiegen. Aktuell gibt es demzufolge 901 bestätigte Fälle (ohne Todesfälle), davon sind 787 wieder genesen. Aktuell sind 114 Personen erkrankt. Nach monatelang­er Pause ist auch wieder ein infizierte­r Landkreisb­ürger gestorben. Ministerpr­äsident Söder verkündete gestern weitere Verschärfu­ngen der Corona-Bestimmung­en. Das Landratsam­t will sie umsetzen, wenn sie eingegange­n sind.

Gersthofen­s Bürgermeis­ter Michael Wörle kritisiert in diesem Zusammenha­ng die Informatio­nspolitik des Landratsam­ts: „Warum bekommen die Kommunen nicht die Zahl der Infizierte­n auf jede Gemeinde herunterge­rechnet, sondern es werden nur die Zahlen für den gesamten Landkreis veröffentl­icht?“Wörle hält gemeindege­naue Informatio­nen für wichtig: „So könnten wir früher sehen, ob sich eine Gemeinde oder Stadt in Richtung Hotspot bewegt, und rechtzeiti­g Vorkehrung­en treffen.“Das hat laut dem Pressespre­cher des Landratsam­ts, Jens Reitlinger, seinen Grund: „Da diese Angabe keinen verlässlic­hen und begründete­n Rückschlus­s über das Infektions­risiko in den Kreiskommu­nen zulässt, verzichten wir auf diese Angabe.“

Ebenso erfahre die Stadt Gersthofen vom Landratsam­t nicht, ob und an welchen Schulen oder Kindertage­sstätten Infizierte gemeldet und für wie viele Menschen Quarantäne ausgesproc­hen worden sei, beschwert sich Michael Wörle weiter. „Unsere Informatio­nen bekommen wir lediglich, weil wir ein sehr gutes Verhältnis zu den Schulrekto­ren haben“, so Wörle. Dies sagt auch der Neusässer Bürgermeis­ter Richard Greiner. Am Donnerstag­nachmittag hatte er dazu eine Besprechun­g mit den Schulleite­rn der Schulen in der Stadt. „Als Sachaufwan­dsträger sind wir ja auch für die Sicherheit dort verantwort­lich“, so Greiner.

Im Gersthofer Rathaus beispielsw­eise bleibt zwar das Bürgerserv­icezentrum wie gewohnt geöffnet. Seit der Wiedereröf­fnung nach dem Lockdown bilden sich dort vor dem Eingang wegen der Abstandsre­gelungen und der reduzierte­n Besucherza­hl regelmäßig längere Schlangen auf dem Rathauspla­tz.

Allerdings gilt im ganzen Gersthofer Rathaus ab sofort Maskenpfli­cht in allen Räumen und für alle Mitarbeite­r – außer sie sind allein im

so Bürgermeis­ter Michael Wörle. Besprechun­gen werden abgekürzt oder per Videokonfe­renz abgehalten. „Es gibt keinen physischen Kontakt mehr zu den Außenstell­en wie dem Bauhof oder den Gersthofer Verkehrsbe­trieben.“Auf weitere Außentermi­ne werde so weit wie möglich verzichtet. Auch hier nutze man jetzt Telefon und E-Mails zur Kommunikat­ion. „Sollte der nächste Warnwert von 50 Infektione­n überschrit­ten werden, werden wir Schichtbet­rieb einführen: Zwei Teams arbeiten dann abwechseln­d tageweise im Homeoffice und im Amt.“Und die Bürger, die ein Anliegen haben, sollten sich zunächst telefonisc­h im Rathaus melden.

In Neusäß wartet man laut Richard Greiner noch auf eine Allgemeinv­erfügung vom Landratsam­t. „Wir bereiten uns aber auf weitere Verschärfu­ngen vor.“Die vergangene­n Monate habe man genutzt, um das Online-Angebot auszubauen. „So kann man sich vor einem Termin im Rathaus informiere­n, welche Unterlagen mitzubring­en sind“, so Greiner. So könnten Bürgerterm­ine effiziente­r gestaltet und gegebenenf­alls zweite Behördente­rmine vermieden werden. Sollte es weitere Verschlimm­erungen geben, würden für die Mitarbeite­r die gleichen Schutzmaßn­ahmen eingeführt wie in Gersthofen.

„Sollte es im Augsburger Land zu einem Hotspot kommen, wird diese Informatio­n im Bedarfsfal­l auf gleichem Wege wie alle bisherigen Nachrichte­n verkündet: über die bekannten Informatio­nskanäle des Landratsam­ts beziehungs­weise die Presse“, so Reitlinger weiter. Die Angaben über Corona-Beschränku­ngen vom Mittwoch haben demzufolge bis auf Weiteres unveränder­te Gültigkeit. Die Maskenpfli­cht gelte nach wie vor überall dort, wo sie der Freistaat Bayern angeordnet hat. „Sofern von übergeordn­eter politische­r Stelle angeordnet, ändert sich genau das, was in den Beschlüsse­n formuliert wurde.“

Darauf müssen sich die Landkreisb­ürger nach der Pressekonf­eBüro, renz von Ministerpr­äsident Söder einstellen: Maskenpfli­cht gilt ab der 5. Klasse auch im Unterricht sowie in Hochschule­n, auf stark frequentie­rten Plätzen, in allen öffentlich­en Gebäuden sowie in Eingängen, Fahrstühle­n und Fluren.

An privaten Feiern, ob zu Hause oder in Gaststätte­n, dürfen nur noch bis zu zehn Personen teilnehmen. Es gibt eine allgemeine Sperrstund­e um 23 Uhr, ab dann dürfen auch Tankstelle­n keinen Alkohol mehr verkaufen.

Die entspreche­nden Beschlüsse des Bayerische­n Kabinetts sollen heute, spätestens morgen an die zuständige­n Behörden weitergesc­hickt werden.

Corona Neuinfekti­onen pro 100.000 in 7 Tagen

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Der Landkreis Augsburg nähert sich dem Grenzwert von 50 Neuinfekti­onen auf 100 000 Einwohner. Auf dem Rathauspla­tz in Gersthofen gilt nun Maskenpfli­cht.
Foto: Marcus Merk Der Landkreis Augsburg nähert sich dem Grenzwert von 50 Neuinfekti­onen auf 100 000 Einwohner. Auf dem Rathauspla­tz in Gersthofen gilt nun Maskenpfli­cht.

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