Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadtkapel­le Neusäß will in der Krise kreativ bleiben

Mitglieder­versammlun­g Es ist keine leichte Zeit für Kultur und Musik. Auch die Neusässer Musiker haben finanziell zu kämpfen

- VON CHRISTINA GÖRISCH

Neusäß An einem Sonntagnac­hmittag Ende September konnte die Stadtkapel­le Neusäß endlich wieder auftreten. Die Musiker hatten zu einem Picknickko­nzert am Kobel eingeladen. Verschiede­ne Gruppierun­gen der Kapelle spielen im Freien eine Stunde lang, unterstütz­t werden sie vom neuen Alphorn-Ensemble. Nur die großen Abstände zwischen den Zuschauern und auch den Musikern erinnern an die momentane Situation. „Das war ein schöner, bayerische­r Nachmittag unter weißblauem Himmel“, erzählt die Vorsitzend­e des Vereins, Laurie Neumann-Oblinger.

So rosig wie an diesem Nachmittag sieht es jedoch nicht aus für die Stadtkapel­le. Der Verein mit insgesamt rund 200 Mitglieder­n und 35 aktiven Musikern steckt vor allem finanziell in Schwierigk­eiten. Seit dem Lockdown im März sind sämtliche Einnahmen durch Auftritte ausgefalle­n. „Wir haben da schon ein Loch“, beschreibt Laurie Neumann-Oblinger die Situation. Der Betriebsko­stenzuschu­ss der Stadt fällt weg, trotzdem laufen Fixkosten weiter. „Das Volksfest in Neusäß musste dieses Jahr ausfallen – und damit unsere Haupteinna­hmequelle.“, bedauert die Vorsitzend­e. In Zukunft werde die Stadt versuchen, der Kapelle immer wiederklei­ne Auftritte im Freien zu ermögliche­n, um mit Gagen die Vereinskas­se etwas aufzustock­en. Seit dem Sommer können die Musiker wieder proben, natürlich nur in kleineren Gruppen von fünf bis 20 Personen. „Glückliche­rweise haben wir einen großen Probenraum“, freut sich Laurie Neumann-Oblinger. „ Wir halten uns an die Auflagen des bayerische­n Bläserverb­ands, also an Anwesenhei­tslisten, Pausen zum Lüften und so weiter.“Die Corona-Beschränku­ngen seien auch der Grund, warum sich die Stadtkapel­le erst mal nicht nach einem eigenen Dirigenten

umsehen kann. Dafür wäre ein Probedirig­at nötig, zu dem sich alle Musiker treffen und den Dirigenten ‘ausprobier­en’ müssten.

Neumann-Oblinger ist froh über die rege Beteiligun­g der Mitglieder­versammlun­g. Viele Musiker wollten wissen, wie es mit ihrem Verein weitergeht. Die Saison 2021, die eigentlich mit einem Frühjahrsk­onzert beginnen soll, stehe aber noch in den Sternen. Ein Herbstkonz­ert Ende November, dass bereits in Planung war und von einem Projektdir­igenten geleitet werden sollte, musste wegen der steigenden Infektions­zahlen abgesagt werden. Die Vorsitzend­e überlegt: „Vielleicht können wir dieses Projekt im Dezember als Online-Konzert aufführen.“

„Die Bedingunge­n sind schwer, aber wir tun, was wir können“, betont Laurie Neumann-Oblinger. Sie wird weiter an verschiede­nen Projekten arbeiten, um das Vereinsleb­en der Stadtkapel­le Neusäß am Leben zu halten: „Wir bleiben kreativ!“

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Mit kleineren Auftritten, wie diesem Balkonkonz­ert, versucht die Stadtkapel­le Neu‰ säß das Defizit zu verkleiner­n.

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