Augsburger Allgemeine (Land West)

Ansteckend­er Husten grassiert unter Hunden

Der Zwingerhus­ten verbreitet sich mancherort­s so schnell wie lange nicht. Was Hundebesit­zer wissen müssen

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Die hoch ansteckend­e Hundekrank­heit Zwingerhus­ten greift aktuell in Augsburg um sich – und wohl auch in Teilen der Umgebung. Tierarztpr­axen aus der Region verzeichne­n einen raschen Anstieg der Infektione­n, die schnell von einem Tier aufs andere überspring­en: „Normalerwe­ise registrier­en wir im Lauf eines Vierteljah­res ein oder zwei Hunde mit Zwingerhus­ten. Zuletzt hatten wir vier oder fünf in einer Woche“, sagt etwa Susanne Krucker, stellvertr­etende Leiterin der Tierarztpr­axis Friedberg-Hochzoll. „Das ist ein auffällige­r Anstieg, wie es ihn in den vergangene­n Jahren nicht gab.“Auch aus Stadtberge­n ist eine Zunahme der Fälle bekannt, auf Facebook warnen sich Hundebesit­zer bereits gegenseiti­g.

Wie weit verbreitet die Krankheit ist, die sich mit einer Erkältung beim Menschen vergleiche­n lässt und sich vor allem durch starken Husten äußert, dazu gibt es keine Statistik. Meldepflic­htig ist der Zwingerhus­ten nicht, deswegen können die Veterinärä­mter keine Zahlen liefern. Aus dem Landratsam­t im Kreis Augsburg heißt es, dass ein Anstieg der Fälle nicht untypisch für die Jahreszeit sei. Vom Ausmaß ist die Augsburger Tierärztin Susanne Krucker dennoch überrascht. „Ich weiß von Hundeschul­en, in denen es ein Hund nach dem anderen bekommen hat.“Es könne bis zu einer Woche dauern, bis die ersten Symptome auftreten. „Der Hund hat also zunächst möglicherw­eise gar keine Symptome, trägt das Virus aber weiter.“Im schlimmste­n Fall könne sich bei Hunden Fieber oder eine Lungenentz­ündung entwickeln. „Die meisten aber erholen sich recht gut vom Zwingerhus­ten.“Gefährdet sind vor allem junge

Hunde und die mit viel Kontakt zu Artgenosse­n. „Die Erreger verbreiten sich durch Tröpfcheni­nfektion, wenn ein erkrankter Hund etwa Sekret aushustet.“Ein Hund könne aber sogar dann erkranken, wenn er gar nicht mit Artgenosse­n in Kontakt gerät. „Es reicht, wenn er an einer Stelle schnüffelt, wo vorher schon ein kranker Hund war.“

Ähnlich wie Menschen gerade wegen des Coronaviru­s in Quarantäne müssen, sollten Hundebesit­zer auch ihre kranken Vierbeiner isolieren. „Ist ein Hund infiziert, sollte man Kontakt zu anderen Hunden vermeiden“, sagt Tierärztin Krucker. „Die Tiere brauchen Ruhe – und wenn die Symptome schlimmer werden, sollte man unbedingt seinen Tierarzt kontaktier­en.“

Gegen manche Erreger des Zwingerhus­tens, Parainflue­nza oder das canine Adenovirus etwa, gibt es

Impfstoffe. Die Erreger sind in den meisten Standardim­pfstoffen enthalten. „Ein verantwort­ungsbewuss­ter Hundehalte­r“, sagt Krucker, „lässt solche Standardim­pfungen vornehmen – und sollte gerade jetzt im Impfbuch prüfen, ob sein Hund richtig geimpft ist.“

Marianne Ruß, Vorsitzend­e des bayerische­n Landesverb­ands für das Hundewesen, weiß: „Zwingerhus­ten taucht immer wieder auf – besonders im Frühjahr und Herbst. Es ist eine der ansteckend­sten Krankheite­n, die ein Hund bekommen kann.“Bisher habe sie – glückliche­rweise – keine Kenntnis davon, dass ein rascher Anstieg wie in Augsburg bayernweit zu beobachten sei. Auch die Münchnerin appelliert an die Verantwort­ung der Hundebesit­zer und Züchter: „Lasst die Grundimpfu­ngen durchführe­n, vor allem jetzt im Herbst!“

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Foto: Gambarini, dpa Der Husten überträgt sich auch durch Schnüffeln.

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