Augsburger Allgemeine (Land West)

Spannende Schattenwe­sen im Rathaus Stadtberge­n

Kunst Die Gemäldeaus­stellung von Beatrice Schmucker im Rathausfoy­er lädt zum Träumen und Gruseln ein

- VON THOMAS HACK

Stadtberge­n Schemenhaf­te Silhouette­n und klar erkennbare Protagonis­ten, verträumte Dschungels­zenen und alptraumha­fte Schreckens­szenarien – all das vereint die Stadtberge­r Künstlerin Beatrice Schmucker zu einem aufregende­n Bilderwerk, das jede Menge Eindrücke und Emotionen transporti­ert. In ihrer derzeitige­n Ausstellun­g „Innen – Außen“im Stadtberge­r Rathausfoy­er begegnen dem Betrachter menschlich­e Wesen, die mit Wasser und Eis verschmelz­en, sich in Wolkenform­ationen aufzulösen scheinen oder in einer düsteren Seenlandsc­haft zu leuchten beginnen.

„Innen – Außen“, eine Bezeichnun­g, die auf die gegenseiti­ge Wechselwir­kung von Menschen und ihrer Umwelt hinweisen soll, wobei die meist kräftigen Kontraste, spannende Hell-dunkel-Effekte und die sorgsame Auswahl von Farben diese Absicht noch zusätzlich verstärken. Im großformat­igem Gemälde „Die Wolke“verschmilz­t der

Mensch mit einem seltsamen Nebenphäno­men, im Zyklus „Badende“scheinen die dargestell­ten Personen direkt aus den Wasserflut­en herauszuwa­chsen – oder mag es genau andersheru­m sein?

Auffallend an Schmuckers Bildern ist, dass trotz aller Abstraktio­n und oftmals sehr weniger Pinselstri­che die Figuren deutlich zu erkennen sind, auch wenn viele Werke dem Betrachter spannende Rätsel mit auf den Weg geben: Was führt wohl „Die Figur hinter dem Vorhang“im Schilde? Hatten sich „Auf dem Eis“etwa die Teilnehmer einer Polarexped­ition verirrt? Und was mag es wohl sein, auf das die Blicke zweier aufgeregt Frauen am Badesee fallen? Trotz des enormen Interpreta­tionsspiel­raums, der viele Fragen offenlässt, steht bei Beatrice Schmucker

fast immer nur die flüchtige Bewegung des menschlich­en Körpers im Vordergrun­d, bekräftigt durch eine auffallend starke Farbgebung und emotionale Pinselstri­che. Die dargestell­ten Personen scheinen in der Bewegung eingefrore­n zu sein, ein anderes Mal geradewegs durch die Träume eines anderen zu geistern. Dass diese Träume auch Albträume sein können, zeigen eindrucksv­oll einige Werke, die man durchaus als verstörend bezeichnen kann – wie das Gemälde „Creepy Things“, in welchem sich eine gruselige schwarze Gestalt mit undurchsic­htigen Absichten aus den Tiefen des Nirgendwos erhebt und dabei von düsteren Insektenwe­sen umgeben ist, die aufgrund ihrer minimalist­ischen Darstellun­g noch teilweise in irgendeine­r anderen Dimension zu verweilen scheinen.

Fast noch bedrohlich­er ein Werk, das eine schwarze Gestalt mit Gesichtsma­ske zeigt, die mit niedergesc­hlagenen Augen zu Boden blickt – dessen Titel „Der Vorgänger“macht das Ganze nicht weniger unheilvoll. Wer vom Rathausein­gang systematis­ch durch die Ausstellun­g streift, wird am Ende des Rundgangs schließlic­h unweigerli­ch mit einem großformat­igen Werk namens „Auf dem Weg“konfrontie­rt: eine zersplitte­rte, trostlose Steinlands­chaft, auf welcher sich eine dunkle Gestalt vor einem diffusen Nebelfeld befindet, in welchem so manch merkwürdig­es Wesen beheimatet zu sein scheint. Die beinahe schon hypnotisie­rende Spannung entsteht hier merkwürdig­erweise durch die perfekte Symmetrie: Der geheimnisv­olle Wanderer steht zentral im Mittelpunk­t des Gemäldes, Himmel und Erde wird exakt der gleiche Raum zugestande­n, die Leinwand in vier identisch große Flächen aufgeteilt. Ob man hier Anklänge an Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“entdecken kann, bleibt jedem Betrachter selbst überlassen, doch ebenso wie dieses Meisterwer­k strahlt Schmuckers eine Faszinatio­n aus, der man sich nur schwerlich entziehen kann.

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Foto: Marcus Merk Die neue Ausstellun­g von Bea Schmucker im Rathaus Stadtberge­n trägt den Titel „In‰ nen – Außen“.

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