Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Augsburger kreuzt EBike mit Auto
Mobilität Martin Halama hat eine Mischung aus zwei Fahrzeugen entwickelt und will so den Verkehr revolutionieren
Wie wäre es, auf ein Zweitauto zu verzichten und stattdessen mit einem „Hopper“durch die Stadt zu fahren? Einer Mischung aus Elektro-Fahrrad und Auto? Das ist Martin Hamalas Idee der modernen Fortbewegung in Städten. Der 31-Jährige steht hinter dem Augsburger Start-up „Hoppermobility“.
Zunächst studierte Halama in seiner Heimatstadt Bremen Wirtschaftsingenieurwesen und ging nach dem Studium zur CSA-Group nach München. Als Projektleiter für die Bereiche Gesamtentwicklung und Mechatronik war er für die Sicherheit bei Elektrofahrzeugen zuständig. Bei allen E-Autos die bei BMW ab 2020 vom Band laufen, habe er seine „Hände mit im Spiel“, sagt er. Trotz dieser engen Bindung an den Fahrzeugbau sieht er im reinen Elektroauto für die Stadt aber nicht unbedingt die Zukunft.
Deshalb hat er neu gedacht: „Wir von Hoppermobility entwickeln jetzt ein Fahrzeug, das kein Auto, aber dennoch autoaffin ist“, sagt Halama. Die als Pedelec zugelassenen „Hopper“sind mit zwei Sitzbänken ausgestattet, das Fahrzeug wird wie ein Auto gesteuert. Auf der Rückbank gibt es eine Halterung für eine Babyschale und Gurte für zwei Kinder oder eine erwachsene Person. Betrieben wird das Fahrzeug per Akku mit einer Ladekapazität von 0,6 Kilowattstunden. Das Gewicht des Hopper liegt bei rund 110
Kilogramm. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 25 Kilometer pro Stunde, die Reichweite dann 60 Kilometer.
Wer den Hopper aus eigener Kraft antreiben will, kann auch das tun und nutzt dafür einen Linearantrieb zum Treten. Im Unterschied zum Fahrrad wird es auch ein Armaturenbrett geben, mit Anzeigen über Ladestand des Akkus, Geschwindigkeit sowie eine Sicherheitselektronik für die Fahrstabilisierung. Das Fahrzeug soll so konstruiert werden, dass es fünf Jahre servicefrei bleibt. „Das ist unser Ziel, weil kostenintensive Serviceleistungen viele andere Start-ups in die Insolvenz getrieben haben“, so Martin Halama.
Das Karosserie-Material des Hopper entsteht aus recycelten Glasfasern. Zusammen mit vier Professoren der Hochschule Augsburg und dem Energieanbieter Lechwerke wird an der Umsetzung gearbeitet. Die Hopper-Idee wird auch in die Hochschullehre mit eingebunden. „Wenn wir Individualmobilität für alle denken, muss es in Zukunft ökologisch und ökonomisch sein und sozialverträglich. Wir werden nur lebenswerte Städte haben, wenn wir mehr Orte der Begegnung schaffen und weniger Autos haben“, sagt Halama.
Momentan fehlten Händlern und Besuchern sowie den Kommunen noch die Visionen, wie eine Stadt mit weniger Autos aussehen könnte, aber Halama lässt sich nicht beirren und sieht im Hopper eine Lösung. „Wir müssen mehr Menschen auf die Radwege bringen“, ist er überzeugt. Auch Platzprobleme könnte der Hopper lösen, denn: Ein eingesparter Zweitwagen gebe Platz für vier „Hopper“, sagt Halama.
Gedacht ist das Fahrzeug vor allem als Ersatz für den Zweitwagen. Aber auch für ältere Menschen, die kein Auto mehr nutzen können, oder Studenten, die sich kein Auto leisten wollen, sei er eine Alternative, ist Halama überzeugt.
Ein Prototyp befindet sich in Konstruktion und soll im März 2021 fertig sein. Der Preiswerde „deutlich unter dem eines günstigen Elektroautos liegen“.
Allerdings gestaltet sich die Finanzierung des Start-ups schwierig – auch wegen der Corona-Pandemie. Kostenintensive Firmengründungen hätten es grundsätzlich nicht leicht, Unterstützung zu finden, sagt Halama. Förderprogramme zum Thema Mobilität seien so begehrt, dass Zuschussanträge innerhalb von Minuten vergeben sind. Doch davon will er sich nicht abbringen lassen.