Augsburger Allgemeine (Land West)
Alle warten auf neuen Grippeimpfstoff
Medizin Der Ansturm auf Apotheken und Hausarztpraxen ist momentan groß – viele wollen sich gegen Grippe impfen lassen. Deswegen kommt es zurzeit zu Lieferengpässen beim Impfstoff
Landkreis Augsburg Dietmar Pätzold aus Gablingen wunderte sich, als er vor einigen Wochen bei seinem Hausarzt anrief, um einen Termin für die Grippeimpfung zu vereinbaren. Bereits im letzten Jahr hatte er sich impfen lassen. Dieses mal jedoch kommt es nicht so weit. „Ich stehe jetzt auf einer Warteliste mit über 300 Leuten“, berichtet der 66-Jährige. Ab Mitte November sei wieder Impfstoff verfügbar, teilte ihm seine Hausarztpraxis mit. „Es ist komisch, wenn propagiert wird, dass man sich impfen lassen soll, und dann steht man nur auf einer langen Warteliste“, findet Pätzold.
Dr. Roland Huß aus der Gemeinschaftspraxis Diedorf kann besorgte
Impfanwärter jedoch etwas beruhigen. „Die große Grippewelle beginnt eigentlich erst im Januar, deshalb haben wir noch Zeit, unsere Patienten zu impfen. Es gibt keinen Grund zur Panik.“
In diesem Jahr sei der Ansturm auf den Impfstoff noch größer als im vorherigen Jahr: Dieses Mal rief Gesundheitsminister Jens Spahn die Bevölkerung dazu auf, sich gegen Grippe impfen zu lassen. „Außerdem gibt es noch keinen CoronaImpfstoff – da wollen sich die Leuten eben gegen Pneumokokken, also eine bakterielle Lungenentzündung, und Grippe impfen lassen.“, berichtet der Facharzt für Innere Medizin. Im Moment stehe jedoch auch seiner Praxis kein Grippeimpfstoff zur Verfügung, Nachschub wurde jedoch schon in doppelter Menge bestellt.Zu empfehlen sei die Grippeimpfung vor allem für ältere Menschen. Außerdem sollten sich chronisch Kranke und Menschen, die im Beruf viele Sozialkontakte haben, mit einer Impfung vor einer Grippeinfektion schützen. „Jeder muss für sich entscheiden, ob er ein erhöhtes Risiko für eine Grippeerkrankung hat. In Bayern haben alle das Recht auf eine Grippeimpfung. Niemand wird hierbei bevorzugt oder benachteiligt“, erläutert Dr. med. Roland Huß. Im November werde sich zeigen, ob der bestellte Impfstoff für seine Praxis ausreichen wird. Wenn sie doch irgendwo noch Impfstoff auftreiben, können die Patienten gern vorbeikommen und die Impfung bekommen, versichert Huß.
Keine Probleme mit der Beschaffung von Impfstoff habe es im Amazon-Logistikzentrum in Graben gegeben. Hier können sich alle Mitarbeiter ab Ende Oktober an drei betriebsinternen Terminen impfen lassen. Mit einem Anmeldesystem soll eine lange Warteschlange beim Betriebsarzt vermieden werden, so Stephan Eichenseher, Sprecher von Amazon.
Die Apotheken im Landkreis Augsburg warten auf neue Lieferungen, die für Ende November angesetzt sind. Aus einer Apotheke berichtet die Zuständige für den Grippeimpfstoff: „Ich habe eine Liste mit Patienten angelegt, die den Impfstoff bestellt haben. Bei denen werde ich mich melden, sobald unsere Vorräte wieder aufgestockt sind.“Alle Experten sind sich einig, dass es besonders wichtig ist, dass Risikopatienten, für die eine Influenza-Infektion lebensgefährlich werden kann, mit Impfstoff versorgt werden müssen.