Augsburger Allgemeine (Land West)
Traurige Theaterfreunde in den Stauden
Kultur Auch in diesem Herbst wurde es wegen Corona nichts mit den Aufführungen der Theater im Landkreis Augsburg. Worauf Darsteller und Vereine jetzt hoffen
Landkreis Augsburg Eigentlich sind Berichte und Geschichten über Theatervereine immer lustig. Und gerade in der jetzigen Zeit würden sie vielen Leuten so guttun, findet Armin Kraus von der Schloßbergbühne Scherstetten. „Lachen und Fröhlichkeit ist ja nachgewiesen eine gute Medizin.“Kraus spricht da wohl allen seinen Theaterkollegen aus dem Landkreis Augsburg aus der Seele. Der plötzliche Corona-Lockdown hat den meisten Vereinen, die um die Osterzeit ihre Stücke aufführen wollten, böse dazwischen gefunkt. Auch in der nahen Zukunft schaut es auf den berühmten Brettern, die die Welt bedeuten, eher mau aus.
Kraus erinnert sich: „Wir hatten ja unser Stück schon zweimal gespielt und wollten unsere Termine noch durchziehen, doch am zweiten Wochenende war uns das dann doch zu heiß. So mussten wir die Kartenbesitzer anrufen und die Termine stornieren. An diesem Freitagabend kamen dann noch die, die wir nicht erreicht hatten. Mit denen haben wir noch ein letztes Theaterbier getrunken und gehofft, dass die Situation bald besser wird.“Besser wurde es nicht.
Christian Eller war mit seinen Theaterfreunden aus Margertshausen fast in der gleichen Lage: „Zwei Tage vor der Premiere mit ,Nix Amore am Lago Maggiore‘ war alles bereit und dann wurde aus der letzten Probe eine Krisensitzung mit Tränen. Zum Schluss war eben ,Nix Theater in Margertshausen‘ angesagt.“Aus dem letzten Satz hört man bei ihm schon deutlich die Enttäuschung heraus. Auch eine Verschiebung der Termine in den Herbst war nicht die erhoffte Lösung.
Der beliebte Kabarettabend, in diesem Jahr mit Helmut A. Binser, wurde schließlich ebenfalls ein Opfer der Corona-Maßnahmen. Sowohl Armin Kraus als auch Christian Eller sind sich einig, dass sie erst wieder spielen, wenn es unter normalen Umständen möglich ist. Bei beiden Vereinen ist das Bühnenbild noch aufgebaut. „Wir müssen dann nur noch vorher abstauben“, lacht Christian Eller. Gerade die kleinen Bühnen leben eben auch von der Nähe zum Publikum.
Auch im Gemeindezentrum Mittelneufnach blieb der Vorhang an Ostern geschlossen. Die zwölf Mitglieder der Jugendtheatergruppe waren schon mitten in den Proben, als die Absage notwendig wurde. „Klar war die Enttäuschung bei den Jugendlichen groß. Sie sind mit so viel Engagement bei der Sache und dann bremst dich so ein kleiner Virus aus“, blickt Gottfried Wenger zurück und denkt schon weiter: „Ganz wichtig ist es jetzt, und da sind wir uns sicher alle einig, dass wir Vereine, die Jugend und Kinder nicht verlieren dürfen.
Es ist eine heikle Situation, wenn man zum Beispiel ein halbes oder ganzes Jahr nicht mehr tanzen, schießen, Theater oder Fußball spielen gehen darf. Da verliert sich in dem Alter schnell das Interesse. Und dann? Dann fehlt plötzlich der dringend benötigte Nachwuchs. Vereinsleben zeichnet sich eben schon immer von einem gesunden Miteinander von Alt und Jung aus. Das wird in der Zukunft eine schwere Aufgabe für alle Vereine, aber auch für die Eltern.“Traurig blickt Wenger nun auch auf die ausgefallenen Termine im jetzigen November, wo normalerweise das „große“Ensemble des Theatervereins Mittelneufnach das Publikum mit ihrer Darbietung erfreuen würde. „Das ist ja nicht nur schade für uns Spieler. Jeder freut sich doch schon, wenn er das ein oder andere bekannte Gesicht auf der Bühne sieht. Wenn du dann noch gut unterhalten wirst, ist doch alles perfekt, egal ob das jetzt beim Theater oder beim Faschingsverein oder bei einer sonstigen Veranstaltung ist. Die Leute brauchen das einfach für das Wohlbefinden“, resümiert Gottfried Wenger.
Genauso sieht es Georg Schweinberger von der Theaterriege des TSV Ustersbach. „Dauernd Stress in der Arbeit und vielleicht zu Hause dazu Termine – da brauchst du einfach auch mal einen heiteren Ausgleich oder was Entspannendes.“Der TSV Ustersbach hatte wie auch der Theaterverein aus Konradshofen etwas mehr Glück. Sie brachten ihre Stücke Anfang des Jahres gerade noch vor der CoronaBremse sprichwörtlich über die Bühne. „Oh ja, da waren wir echt froh, dass wir da unsere Veranstaltungen nicht rückabwickeln mussten“, sagen Georg Schweinberger aus Ustersbach und Jutta Schnell von den Konradshofer Theatermimen im Gleichklang. Für beide wäre es sehr bitter gewesen, wenn nach den vielen Proben und dem ganzen Aufwand alles abgesagt hätte werden müssen. „Da tun uns die Kollegen von den anderen Vereinen, die das leidvoll mitmachen mussten, echt leid“, sagt Jutta Schnell voller Mitgefühl.
Hoffnungsvoll, dass die CoronaGeschichte vielleicht bald vorbei ist, war schließlich Hubert Hillenbrand vom TSV Ustersbach und suchte bereits im Sommer fleißig nach einem neuen Stück. Doch im Oktober deutete sich schon an, dass in Ustersbach die Saison 2020/2021 ebenso wie in den anderen Orten ausfallen würde. Auch die Weihnachtsfeier des TSV entfällt, was für Georg Schweinberger sehr schade ist: „Das war immer eine Feier für das ganze Dorf, von lustig bis besinnlich – aber wir müssen da jetzt einfach vernünftig sein und hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder durchstarten können.“
In Mittelneufnach entfallen der traditionelle Nikolausempfang und mit ihm das geplante Theaterstück der Schülergruppe. Aber wenn Weg A nicht geht, dann sucht man sich halt einen guten Weg B. „Der Nikolaus beschenkt hier die Kinder schon seit fast 40 Jahren. Diese schöne Aktion von Theaterverein und Neufnarria soll auch heuer stattfinden. Deshalb muss der Nikolaus in diesem Jahr zu den Kindern kommen und ihnen das Päckchen vor die Tür legen“, meint Gottfried Wenger mit einem Lächeln.