Augsburger Allgemeine (Land West)
Tafeln wollen weitermachen
Soziales Abstandsregeln in kleinen Räumen, Hygienemaßnahmen und Warten vor der Tür: Die Tafeln im Landkreis Augsburg stehen wegen Corona vor vielen Herausforderungen
Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen und Warten vor der Tür: Die Tafeln im Landkreis Augsburg stehen wegen Corona vor großen Herausforderungen.
Landkreis Augsburg Im „Lockdown light“dürfen Tafeln geöffnet bleiben und Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen. Die Helfer der verschiedenen Tafeln im Landkreis haben jedoch mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Jeder Verein geht mit der aktuellen Corona-Situation anders um.
In Diedorf werden bereits seit Mai im Bürgersaal wieder Lebensmittel von der Tafel ausgegeben. „Wir haben ein sehr gutes Hygienekonzept, an das wir uns halten, und sonst läuft alles so wie immer“, berichtet Ingrid Endreß von der Tafel vor Ort zufrieden. Sie habe nicht das Gefühl, dass Kunden aus Angst vor Ansteckung nicht kommen würden. Eher im Gegenteil – die Zahl der Bedürftigen sei eher gestiegen und habe in den letzten Monaten mehr Menschen zur Tafel geführt. Für einige der freiwilligen Helfer war es zu riskant, bei der Lebensmittelausgabe weiterzuarbeiten. Jetzt habe die Tafel Diedorf aber ein starkes Team hinter sich, bekräftigt Ingrid Endreß. „Gerade jetzt, in diesen Zeiten, braucht man uns. Wir machen weiter!“
Sabine Zimmermann und ihr Team von der Tafel Neusäß haben seit Juni die Tore ihrer Ausgabe im Altenheim Notburga wieder geöffnet. „Wir müssen jetzt auf unsere Helfer, die alle über 60 sind, achtgeben.“, betont Zimmermann. Deshalb müssen Besucher der Neusässer Tafel im Moment draußen warten. Zudem ist die Brotausgabe in einen Pavillon nach draußen verlagert worden, um Abstände einhalten zu können. Ideal sind die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten nicht. „Schon vor Corona waren wir auf der Suche nach größeren Räumen. Jetzt ist es natürlich noch enger bei uns. Vielleicht hat das Warten auf bessere Räumlichkeiten aber bald ein Ende“, erzählt Sabine Zimmermann.
Ganz anders sieht es in Meitingen aus. Hier hatte die Tafel nach dem ersten Lockdown zwar wieder geöffnet. Seit dem 6. November ist die Meitinger Tafel jedoch wieder geschlossen, bedauert Christine Möritz von der Sozialstation Meitingen. „Unsere Helfer gehören hauptsächlich der Risikogruppe an. Da geht ihre Gesundheit einfach vor“, begründet Möritz die Entscheidung, die Lebensmittelausgabe vorerst zu stoppen.
Außerdem seien die Räume der Meitinger Tafel zu klein, um den Mindestabstand immer gewährleisten zu können. Christine Möritz weiß, dass die Schließung die Bedürftigen der Gemeinde stark trifft. „Wir müssen jetzt den November abwarten und dann weitersehen.“
In Welden sieht man der CoronaSituation wieder anders entgegen. Die Tafel vor Ort hatte coronabedingt noch nie geschlossen – auch nicht während des ersten Lockdowns. Ein Grund dafür ist der feste Stamm an Helfern, meint Organisatorin Sabine Kantler. „Die größte Umstellung seit Corona ist eigentlich der zeitliche Aufwand. Das Abwickeln der Ausgabe dauert einfach länger“, meint Kantler. Die Kunden dürfen nur einzeln in die Räume der Tafel eintreten. So wird die Ausgabe der Lebensmittel entzerrt. Oft müssten die Helfer deshalb eine Stunde länger bleiben, um alle wartenden Kunden zu versorgen. Besonders froh ist sie um ihr stabiles Team: „Ohne sie wird’s schwer!“
Königsbrunn dürfen die Fahrer der Tafel auf Anordnung des Trägers keine Supermärkte mehr anfahren, um Waren abzuholen. Das trifft Marianne Kowarschick, die Leiterin der Königsbrunner Tafel, hart. „Wir haben noch einige Spendengelder, mit denen wir Lebensmittel kaufen können“, sagt Kowarschick. Auch die Tüten der gerade ausgelaufenen Rewe-Spendenaktion werden in diesem Jahr früher ausgegeben, um den Betrieb aufrechterhalten zu können.
Auch die Ausgabe wird verändert. Die Kunden sollen nicht mehr ins Haus kommen, sondern erhalten Taschen mit Lebensmitteln ausgehändigt. Wie lange die Königsbrunner Tafel unter diesen Bedingungen offen bleiben kann, weiß Kowarschick nicht: „Wir wollen, solange es geht, für unsere Kunden da sein. Bei der momentanen Lage denke ich aber nicht weiter in die Zukunft als eine Woche.“In Schwabmünchen ist die Lage klarer: „Derzeit läuft es bei uns normal weiter“, sagt Leiter Peter Wyss.
Er rechnet damit, bis zum Jahresende weiterhin Essen ausgeben zu können. „Wir haben den Vorteil, dass viele junge Leute in der Essensausgabe mithelfen, und wir haben genug Platz, um den Abstand einzuhalten.“Seit April nutzt die Tafel den Pfarrsaal St. Ulrich, ein erheblicher Platzvorteil in der Corona-Krise. „Unsere alte Tafelausgabe war viel zu eng. Da waren keine Abstandsregeln möglich“, sagt Wyss. Der Pfarrsaal ist knapp 100 Quadratmeter groß, der EingangsbeIn reich im Freien ist mit Abstandsmarkierungen versehen.
Fünf Kunden dürfen gleichzeitig in den Pfarrsaal, vier Mitarbeiter geben das Essen heraus. „Wir haben keinen unmittelbaren Kontakt zum Kunden“, sagt Wyss. Der Kunde äußert seinen Wunsch und die Helfer füllen die Lebensmittel in eine Kiste. Diese wird außerhalb des Ausgabebereichs aufgestellt, wo sie der Kunde abholen kann.