Augsburger Allgemeine (Land West)
Corona ist ein Rückschlag für den Nahverkehr
Das Jahr 2020 hat das Mobilitätsverhalten der Augsburger durcheinandergeworfen. Aufgrund der einschneidenden Folgen des Corona-Lockdowns waren die Menschen in der Stadt insgesamt weniger unterwegs, und auch die Wahl der Verkehrsmittel hat sich geändert. Wir stecken noch mittendrin in der Pandemie und den zur Eindämmung nötigen Maßnahmen, doch man kann zumindest guter Hoffnung sein, dass die Situation schon in ein paar Monaten eine andere sein wird. Doch der Zeitraum von mehr als einem Jahr, in dem die Bürger dann mit Corona-Maßnahmen gelebt haben werden, hat Gewohnheiten geändert. Sie bleiben zunächst, selbst wenn der Anlass dafür weggefallen ist.
Es hat verschiedene Entwicklungen gegeben, die sich überlagern. Zum einen grundsätzlich weniger Mobilität, zum anderen eine Verlagerung weg vom Nahverkehr vermutlich in Richtung Fahrrad und Auto. Es ist noch zu früh, die Trends genauer auseinanderzuklamüsern, weil dazu noch nicht genug Daten vorliegen. Ob Corona die Verkehrswende insgesamt verzögert oder beschleunigt hat, muss zum heutigen Tag noch offen bleiben.
Ein höherer Radleranteil ist aus Gründen des Klima- und Umweltschutzes zu begrüßen, dürfte aber zumindest teils zulasten des Nahverkehrs gegangen sein. Wer aufs Auto umgestiegen ist, weil es ihm im öffentlichen Nahverkehr nicht mehr geheuer war, wird erst wieder für Bus und Straßenbahn gewonnen werden müssen. Hier werden sich die Stadtwerke, wenn es so weit ist, über Angebote beim Tarif und dem Fahrplan (kommt der Fünf-Minuten-Takt wieder?) Gedanken machen müssen. Für den Nahverkehr, der zuletzt Fahrgastzuwächse verzeichnen konnte, war Corona ein Rückschlag, der hoffentlich wieder aufgeholt werden kann. Denn Nahverkehr, der fast rund um die Uhr und für alle ein Angebot bereitstellt, ist systemrelevant.