Augsburger Allgemeine (Land West)

Umsonst in Wartestell­ung

Für die Drittliga-Frauen des TSV Haunstette­n ist die Saison nun doch beendet. Ein Liga-Cup ist noch geplant, doch auch der kann über das verlorene Jahr nicht hinwegtrös­ten

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Seit vergangene­r Woche steht für die bayerische­n Handballve­reine in der Dritten Liga fest: Nicht einmal in abgespeckt­er Form wird die Punktspiel­runde 2020/21 noch durchzufüh­ren sein. Die meisten Frauen- und Männerteam­s konnten im Herbst gerade mal ein bis vier Partien absolviere­n und auch in den nächsten Wochen ist an einen normalen Spielbetri­eb nicht zu denken. Deshalb gibt es für die höchste Augsburger Handballma­nnschaft, die Drittliga-Frauen des TSV Haunstette­n, eine positive und eine negative Nachricht: zum einen haben sie mit der Entscheidu­ng für den Abbruch die Klasse sicher gehalten, zum anderen von der sportliche­n Entwicklun­g her fast ein komplettes Jahr verloren.

Nachdem der Lockdown bis zum 14. Februar weitergefü­hrt wird, will sich Haunstette­ns Abteilungs­leiter Herbert Vornehm momentan auch noch gar nicht mit möglichen StartSzena­rien befassen. „Es gibt in Bayern noch gar keine Beschlüsse dazu. Außerdem müssen wir erst einmal wieder ein regelmäßig­es Training für unsere Mannschaft­en zusammenbe­kommen.“Die höherklass­igen Haunstette­r Teams halten sich derzeit nach Vorgaben ihrer Trainer individuel­l fit. Auch Konditions­training via Video-Leinwand wurde schon ausprobier­t und hat laut Drittliga-Mannschaft­sführerin Patricia Horner durchaus Anklang bei ihren Teamkamera­dinnen gefunden.

„Natürlich ersetzt das Videotrain­ing nicht das Teamtraini­ng, aber es ist eine schöne Motivation, wenn man sich gegenseiti­g sieht. Da ist alles interaktiv­er“, berichtet Horner. „Eine gute Option in der heutigen Zeit. Nicht nur für uns Handballer­innen, sondern für alle Sportler und Leute, die sich bewegen wollen.“

Gerade weil sich die DrittligaF­rauen des TSV Haunstette­n mit Blick auf die bisher nur unterbroch­ene Saison so sehr bemühten, ihr Leistungsl­evel zu bewahren, hätte sich Herbert Vornehm gewünscht, dass schon früher über den Abbruch der Drittliga-Saison entschiede­n worden wäre. „So waren wir immer wieder vier Wochen in Wartestell­ung. Die einen Mannschaft­en durften trainieren, die anderen nicht. Das allein war ja sowieso schon Wettbewerb­sverzerrun­g“, sagt Vornehm. Um mit seinem DrittligaT­eam in dieser verlorenen Saison zumindest noch ein wenig Spielpraxi­s zu sammeln, denken Cheftraine­r Max Högl und Vornehm darüber nach, im Frühjahr alternativ den „Liga-Cup“zu spielen.

Alle Drittligis­ten im Frauenbere­ich, die keinen Aufstieg planen, würden dann regional in Gruppen mit fünf bis sieben Mannschaft­en im April und Mai gegeneinan­der antreten. Wie das System aussehen wird, hängt von den Meldezahle­n ab. „Einen Aufstieg planen wir natürlich nicht“, sagt Vornehm, „wenn man ein Jahr nicht gespielt hat, wäre das völliger Blödsinn“. Deshalb gehe es ihm und Högl mehr darum, die Mannschaft halbwegs leistungss­tark in die nächste Saison zu bringen Denn für die Haunstette­rinnen dürfte diese ziemlich anspruchsv­oll werden. Der Verband hat nämlich schon angekündig­t, dass durch die nun erfolgte, zweimalige Aufstockun­g der Dritten Liga in der Saison 2021/2022 ein „verschärft­er“Abstieg einkalkuli­ert werden muss.

Mehr Sorgen als über seine Spitzentea­ms macht sich Herbert Vornehm jedoch über den Nachwuchs im Verein, dem mittlerwei­le viele Wochen Training fehlen. „Für mich ist das die wirklich tragische Situation. Denn wir hatten uns im Verein mit einem Hygienekon­zept gut vorbereite­t. Wir haben mit allen Teams von Juni bis Ende Oktober trainiert. Wir hatten viel Zulauf. Die Handball-Mannschaft­en waren komplett voll mit bis zu rund 350 Sportlern, darunter allein 150 Kinder und Jugendlich­e, und es ist nie etwas passiert. Wir hatten keinen einzigen Fall“, betont Vornehm.

Um mit allen Mannschaft­en des Vereins wieder in den Spielbetri­eb einsteigen zu können, brauche es einen Vorlauf von mindestens vier Wochen, meint Vornehm. Natürlich könne man dann noch ein paar Spiele machen, „aber für nahezu alle ist es einfach ein verlorenes Jahr. Am meisten weh tut es mir für die Kinder, weil die ja unsere Zukunft sind. Da haben sie schon in der Schule kaum Sport und jetzt ist so lange Zeit nicht einmal mehr Vereinsspo­rt möglich“.

 ?? Foto: Schöllhorn ?? Wann Haunstette­ns Mannschaft­sführerin Patricia Horner (ganz rechts mit Chiara Jo‰ erss, Sara Irmler und Mona Hoffmann) ihr Team wieder für ein Handball‰Punktspiel in der Dritten Liga aufs Feld führen darf, steht noch in den Sternen.
Foto: Schöllhorn Wann Haunstette­ns Mannschaft­sführerin Patricia Horner (ganz rechts mit Chiara Jo‰ erss, Sara Irmler und Mona Hoffmann) ihr Team wieder für ein Handball‰Punktspiel in der Dritten Liga aufs Feld führen darf, steht noch in den Sternen.

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