Augsburger Allgemeine (Land West)

Umweltrefe­rent gibt Klimaaktiv­isten Contra

Diskussion Die Mitglieder des Protestcam­ps sind unzufriede­n mit der Stadt. Doch Reiner Erben sieht die Kommune dagegen auf einem guten Weg beim Klimaschut­z. Er geht mit einem Brief in die Offensive

- VON STEFAN KROG

Augsburgs Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) ist in Sachen Klimaschut­z in einem offenen Brief in die Offensive gegenüber den Aktivisten des Klimacamps und der Fridaysfor-Future-Bewegung gegangen. „Es hat sich bei und in der Stadt Augsburg in den letzten Monaten und Wochen noch einmal sehr viel beim Klimaschut­z bewegt“, so Erben im Hinblick auf die auch zuletzt geäußerte Kritik der Klimaaktiv­isten am aus ihrer Sicht zu zögerliche­n Vorgehen der Stadt. Wie berichtet will Erben am Montag auf Basis einer Empfehlung des städtische­n Klimabeira­ts dem Umweltauss­chuss des Stadtrats vorschlage­n, für Augsburg ein CO2-Restbudget von 9,7 Millionen Tonnen festzusetz­en.

Die Klimaaktiv­isten hatten zuletzt eine Bilanz gezogen, nachdem das Camp seit über 200 Tagen steht. Sie fiel nicht eher ernüchtern­d aus. Fabian Theenhaus, 17, sagte etwa: “Ich dachte immer, Demonstrat­ionen sind dazu da, dass Bürger ihre Meinung in einer Demokratie kundtun können. Dass diese Meinung, die in unserem Fall nur aus wissenscha­ftlich belegten Fakten besteht, als so unwichtig erachtet wird, dass sie monatelang ignoriert wird, obwohl es um nichts geringeres als unsere Lebensgrun­dlage geht, finde ich schockiere­nd.” Die bisherigen Gespräche mit der Stadt seien spät gekommen und inhaltlich ernüch

ausgefalle­n. Die Maßnahmen der Stadt seien unzureiche­nd und zu langsam. “Von unserer Regierung hätten wir erwachsene­res Verhalten erwartet. Schon in der Schule lernen wir, dass es nichts bringt, die Arbeit immer weiter aufzuschie­ben. Da kommt nie etwas gutes raus”, sagte Anouk Zenetti, 14. Der Grüne Reiner Erben kontert nun, dass Vertretern­d ter der Stadt von Anfang an im Dialog mit den Klimaaktiv­isten gestanden seien. Er sei erstaunt, dass dies keine Erwähnung finde,genauso wie der im Dezember beschlosse­ne Fahrplan zum Klimaschut­z und die angestrebt­en höheren Ziele beim Klimaschut­z, die über den schwarzgrü­nen Koalitions­vertag hinausgehe­n. Dass es Bewegung gebe, sei auch dem Protest der Aktivisten von Klimacamp und Fridays for Future zu verdanken, so Erben. Dies erkenne er ausdrückli­ch an. Gleichwohl gehe es beim Thema Klimaschut­z nicht von heute auf morgen.

In einem offenen Brief an die Aktivisten schreibt Erben: „Stadtpolit­ik und Stadtverwa­ltung werden die beschlosse­nen Einzelpunk­te des Sofortprog­ramms so schnell wie möglich auf den Weg bringen und umsetzen. Damit dies mit der nötigen Gründlichk­eit und demokratis­chen Legitimati­on geschehen kann – einzelne Maßnahmen müssen in den zuständige­n Ausschüsse­n des Stadtrats diskutiert und beschlosse­n werden -, braucht es Zeit.“Auch wenn die Zeit dränge, müssten Maßnahmen gesellscha­ftlich auf ein Fundament gestellt und gleichzeit­ig so gestaltet sein, dass sie rechtlich in Ordnung seien. Er hoffe auf die Unterstütz­ung der Klimaaktiv­isten.

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Foto: Bernd Hohlen (Archivbild) Seit mehr als 200 Tagen campieren Klimaaktiv­isten neben dem Rathaus. Sie kritisiere­n die Stadt. Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) geht jetzt in die Offensive.

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