Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Betreuung kranker Kinder wird zur Hängeparti­e

Kliniken Hessing kämpft um sein Sozialpädi­atrisches Zentrum, das es ans Josefinum abgeben musste. So geht es weiter

- VON MICHAEL HÖRMANN

Kinder und Jugendlich­e mit Entwicklun­gsstörunge­n und schweren Behinderun­gen benötigen intensive Betreuung. Für Eltern sind Sozialpädi­atrische Zentren (SPZ) eine wichtige Anlaufstat­ion. In Augsburg hatte die Hessing-Stiftung seit dem Jahr 2012 die Aufgaben übernommen. Seit Jahresbegi­nn ist nun das Josefinum zuständig. Warum es den Trägerwech­sel gab, bleibt weiter undurchsic­htig. Die Hessing-Stiftung wartet auf eine Begründung, um dagegen vorzugehen. Das Josefinum hat indes seine Tätigkeit aufgenomme­n. Beide Häuser kümmern sich weiter um die Betreuung der Kinder. Allerdings gibt es Vorgaben, die Hessing in der täglichen Arbeit bereits ausbremsen. Der Streit um das SPZ wird zur Hängeparti­e.

Hessing und Josefinum sind seit Jahren in der therapeuti­schen Betreuung aktiv. Ein SPZ ist mit mehr Kompetenze­n ausgestatt­et. Dies wirkt sich bereits aus. Wenn jetzt ein Kinderarzt mit einem Überweisun­gsschein ein Kind zur Therapie ins SPZ schickt, müssen sich die Eltern zwingend ans Josefinum wenden. Begonnene Therapien werden teils bei Hessing fortgesetz­t. Hessing-Direktor Roland Kottke sagt, dass der Betrieb weiter am Laufen gehalten werde. Kündigunge­n seien vorerst kein Thema. Die Situation sei für alle Beteiligte­n belastend. Hessing wolle nicht kampflos das Feld räumen, so Kottke. Das Verfahren, wie es zum Wechsel gekommen sei, müsse aufgearbei­tet werden. Hessing werde Beschwerde einreichen. Dies sei erst dann möglich, wenn die Begründung vorliege. Der Beschwerde­ausschuss, ein unabhängig­es Gremium, soll die Vorgänge durchleuch­ten. Der HessingDir­ektor sagt, es gehe nicht darum, das Josefinum schlecht zu reden: „Wenn die Fakten geprüft sind und die Entscheidu­ng beibehalte­n wird, sind wir ein fairer Verlierer“.

Im Dezember hatte der Zulassungs­ausschuss der Kassenärtz­lichen Vereinigun­g entschiede­n, dass es den Wechsel geben soll. Die Aufgabe, das SPZ zu managen, ging ans Josefinum, das sich ebenfalls beworben hatte. Im Turnus von fünf Jahren wird über den Träger bestimmt. Als die Öffentlich­keit informiert wurde, war vor allem bei Eltern der

Aufschrei groß. Sie sehen ihre Kinder bei Hessing bestens aufgehoben. Der Elternbeir­at reichte eine Petition beim Landtag ein.

Die Schlagzeil­en der zurücklieg­enden Wochen sorgen im Josefinum für keine Beeinträch­tigungen in der täglichen Arbeit. Geschäftsf­ührer Sebastian Stief und der Ärztliche Direktor, Privatdoze­nt Dr. Thomas Völkl, teilen mit: „Die zurücklieg­ende Diskussion haben wir verfolgt. Daher nehmen wir die Unsicherhe­iten der Betroffene­n ernst und konnten in persönlich­en Gesprächen bereits viele Sorgen nehmen, aber auch missversta­ndene Informatio­nen korrigiere­n.“Man sei weiter der vollen Überzeugun­g, „dass wir durch unsere bestehende Expertise und den weiteren fachlichen Austausch die Unsicherhe­iten nehmen können“. Dem Josefinum sei die Kommunikat­ion sowohl mit Eltern als auch mit den niedergela­ssenen Kinder- und Jugendärzt­en enorm wichtig. Gleichzeit­ig wolle das Josefinum die bestehende­n SPZBehandl­ungen

möglichst nahtlos und im Sinne der Patienten fortführen. „Wir werden uns hierzu selbstvers­tändlich um einen Austausch mit den behandelnd­en Kollegen bemühen“, sagt der Ärztliche Direktor. Das SPZ im Josefinum werde angenommen: „Bereits in den ersten Tagen haben wir daher viele Behandlung­en durchgefüh­rt und sowohl Patienten aus Hessing als auch bereits viele neue Zuweisunge­n in die Struktur unseres SPZ übernommen“. Konflikte gebe es nicht, heißt es. Seit Jahren arbeite das Josefinum mit der Kinderorth­opädie der Hessing-Stiftung gut zusammen.

Dass der Landtag nun eingeschal­tet sei, ändere nichts an den Rahmenbedi­ngungen, erläutern Stief und Völkl: „Wir rechnen weder aus inhaltlich­en noch aus rechtliche­n Gründen mit einer anderslaut­enden Entscheidu­ng aufgrund der Petition“. Gerade auch weil die Petition nicht den Zuschlag anzweifele, sondern eine Übergangsl­ösung schaffen möchte. „Hierfür sind wir jederzeit gesprächsb­ereit“, so Völkl. Wie zu hören ist, soll es wohl in der nächsten Woche ein Gespräch der beiden Kliniken geben.

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Foto: Annette Zoepf Die Hessing‰Stiftung musste das Sozialpädi­atrische Zentrum, in dem Kinder mit Ent‰ wicklungss­törungen und schweren Behinderun­gen betreut werden, an das Josefinum abgeben.

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