Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Kinder zahlen einen zu hohen Preis
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an musste nie besonders große Fantasie haben, um zu erahnen, welche gravierenden Begleiterscheinungen die Corona-Lockdowns haben würden, insbesondere für die Schwächsten der Gesellschaft. Für psychisch Kranke etwa, denen ein möglicherweise stabilisierendes Umfeld wegbricht, oder Kinder und Jugendliche, denen nun vieles fehlt, was diese Lebensphase im Normalfall ausmacht und ihnen Halt und Struktur gibt. Dass Fachmediziner jetzt davon berichten, dass die Zahl psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher deutlich zunimmt, sei es in Augsburg oder andernorts, ist ebenso erschreckend, wie es erwartbar war.
Die Enge und Nähe des Lockdowns bedeuten für viele Menschen eben nicht eine vielleicht etwas nervige, aber noch halbwegs erträgliche Zeit, in der sich die Eltern neben ihrem Job im Homeoffice zumindest ein wenig ums Homeschooling kümmern können – sondern Überforderung, Stress und Leid in beengten Wohnverhältnissen. Welche Folgen die Corona-Krise langfristig für Augsburgs Schüler bedeutet, lässt sich noch gar nicht absehen, zu befürchten ist, dass sie katastrophal sein werden. Nicht nur durch die sich nun vermehrt abzeichnenden psychischen Folgen der Corona-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche. Sondern auch, weil sich die „deutsche Bildungsungerechtigkeit noch weiter verschärft“, wie es der Augsburger Bildungsforscher Klaus Zierer kürzlich im Interview mit unserer Zeitung formulierte. In einer Stadt wie Augsburg mit durchaus beachtlichen sozialen Ungleichheiten wird sich das umso mehr bemerkbar machen.
Zu Recht wurde angesichts der hohen Infektionszahlen und immer noch dramatischen Corona-Todeszahlen viel darüber debattiert, ob Schulen und Kitas mögliche Infektionstreiber sind. Weniger wurde zuletzt über den Preis diskutiert, den Kinder und Jugendliche für den Infektionsschutz zahlen, und das war ein Fehler. Er ist enorm hoch – zu hoch. Dass andere Länder trotz teils scharfer Einschränkungen die Schulen offen halten, ist daher der richtige Weg. Kinder müssen raus aus dem Lockdown.