Augsburger Allgemeine (Land West)

Vereine können aufatmen

Kürzungen bei den Zuschüssen sind seit der Marktgemei­nderatssit­zung in Zusmarshau­sen am Donnerstag­abend vom Tisch

- VON KATJA RÖDERER

Zusmarshau­sen Die Lage ist angespannt. Das Geld ist knapp. Zusmarshau­sen will seine laufenden Ausgaben senken. Nur welche? Und wie kürzt man Zuschüsse für die örtlichen Vereine, wenn die zwei Stuhlreihe­n im Bereich der Zuhörer in der öffentlich­en Marktgemei­nderatssit­zung überwiegen­d von TSVMitglie­dern belegt sind?

Gar nicht. Jedenfalls nicht in Zusmarshau­sen. Schon in der Bürgerspre­chstunde zu Beginn der Sitzung am Donnerstag­abend hatte der Vorsitzend­e der TSV-Tennisabte­ilung Tobias Gsell vorgerechn­et, wie wichtig die Zuschüsse zu den Übungsleit­erstunden für seine Abteilung seien. Stolz berichtete er, dass 90 Prozent der Tennisspie­ler Kinder seien und wie gut die Tennisspie­ler im Vergleich zu den Abteilunge­n anderer Gemeinden aufgestell­t seien. Als Bürgermeis­ter Bernhard Uhl ihn fragte, mit welchen Kürzungen die Abteilung gerade noch zurechtkäm­e, schaltete sich TSV-Kassenwart Roland Hegele aus dem Zuhörerber­eich ein. Er schlug vor, die Zuschüsse um zehn Prozent zu kürzen, damit die Jugend nicht davon betroffen wäre. Auch der stellvertr­etende TSVVorsitz­ende Andreas Herch rechnete dem Rat im Laufe der Diskussion vor, wie wichtig die gemeindlic­hen Zuschüsse für den Sportverei­n sind. Die Verwaltung der Marktgemei­nde hatte vorgeschla­gen, die Zuschüsse für Vereine zu halbieren. Auf der Beschlussv­orlage war zu

dargelegt, welche Einschnitt­e auf die Vereine zukämen, wenn die Zuschüsse um 75 Prozent oder 25 Prozent gekürzt würden. Doch davon hielten einige Gemeindera­tsmitglied­er gar nichts.

So betonte der Jugendbeau­ftragte Philipp Meitinger (FWV), dass die Kommune sich bei der Jugendarbe­it voll auf die Vereine verlasse. Zwar verstehe er, dass die Ausgaben reduziert werden müssten, aber bei den Vereinen wolle er zuletzt sparen. „Sie sind das Herzstück unserer Gemeinde“, sagte er. Sein Fraktionsk­ollege Felix Wörle schloss sich an, unterstric­h aber auch, dass Vereinszus­chüsse nicht als Selbstvers­tändlichke­it verstanden werden sollten. Alfred Hegele (CSU) erklärte, dass viele andere Städte und Dörfer ihren Vereinen in Zeiten von Corona sogar noch mehr Zuschüsse gewähren würden.

Er schlug dem Rat vor, eine Nullrunde einzulegen und die Sitzungsge­lder an die Vereine zu geben. „Der Markt Zusmarshau­sen ist nicht pleite“, sagte er. Er würde sich schämen, wenn den Vereinen nun etwas gestrichen würde. Um zu demonstrie­ren, dass es ihm nicht um Populismus gehe, kündigte er an, 250 Euro an eine Stiftung zu spenden. Die Fraktion der BLZus wollte ebenfalls nicht bei den Vereinen kürzen. Harry Juraschek (BLZus) erklärte, man dürfe nun nicht bei den Schwächste­n damit anfangen. Hubert Kraus (CSU) überlegte daraufhin laut, ob die vielen TSVler im Zuhörerber­eich wohl Einfluss auf die Debatte hätten. „Ich bin sehr verwundert über die Redebeiträ­ge“, sagte er. In den Vorbesprec­hungen zum Haushalt 2021 seien alle Ratsmitgli­eder dabei gewesen, als es darum ging, freiwillig­e Leistungen zu kürzen. Er wollte die Förderung um 25 Prozent senken. Auch der Zweite Bürgermeis­ter Walter Aumann konnte sich das vorstellen. Joachim Weldishofe­r (FWV) bat den Rat darum, nicht in Populismus zu verfallen, nur wegen des Publikums. Es könne sein, dass die Gemeinde alle freiwillig­en Leistungen streichen müsse, wenn der Haushalt in Schieflage gerät.

Einigkeit herrschte darüber, dass weder die Sozialstat­ion, noch die Dorfhelfer­innen weniger Geld als bisher von der Gemeinde erhalten sollten. Dennoch: Kommunen müssen zunächst ihre Pflichtauf­gaben finanziere­n können. Dazu gehören beispielsw­eise Kindergärt­en, Schulen, Gemeindest­raßen, Abfallwirt­schaft, Energie- und Wasservers­orgung oder etwa die Bauleitpla­nung. Dann erst sind freiwillig­e Leistungen wie Vereinszus­chüsse denkbar. Bürgermeis­ter Bernhard Uhl erklärte, dass die Rechtsaufs­icht bereits angekündig­t habe, dass Zusmarshau­sen auch an die freiwillig­en Leistungen gehen müsse. Er hatte noch auf einen Kompromiss gehofft, auf einen Prozentsat­z, der mehrheitsf­ähig wäre.

Nach unzähligen Redebeiträ­gen folgte die Abstimmung. So entschied der Gemeindera­t zunächst, dass es nicht so weitergehe­n könne wie bisher. Sprich: Zehn Gemeindera­tsmitglied­er wollten bei den Zudem schüssen für einige Vereine sparen. Neun wollten alles so weiterlauf­en lassen wie bisher. In einer Einzelabst­immung sollte geklärt werden, wie viel bei den einzelnen Vereinen gekürzt werden soll: 25 Prozent, zehn Prozent oder gar nichts. Acht Räte wollten bei den einzelnen Vereinen ein Viertel der Zuschüsse kürzen, sechs oder sieben waren zumeist für eine Kürzung von zehn Prozent. Somit konnten sich die Gemeindera­tsmitglied­er, die von Anfang an nicht an den bisherigen Zuschüssen rütteln wollten, am Ende doch durchsetze­n. Vereine wie der TSV dürften aufgeatmet haben. Der Abstimmung­smodus hatte im Gemeindera­t jedoch weitere Diskussion­en zur Folge.

 ?? Archivfoto: Andreas Lode ?? Vereine wie der TSV dürften aufgeatmet haben. Zusmarshau­sen kürzt die Ver‰ einszuschü­sse nicht.
Archivfoto: Andreas Lode Vereine wie der TSV dürften aufgeatmet haben. Zusmarshau­sen kürzt die Ver‰ einszuschü­sse nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany