Augsburger Allgemeine (Land West)
Wirecard und der FC Bayern
Konzern und Verein planten großen Deal
München Zum Selbstverständnis von Wirecard-Boss Markus Braun hätte diese Liaison perfekt gepasst. Auf der einen Seite ein Münchner Fußballverein von Weltformat, auf der anderen Seite der neue Digitalriese made in Germany. Doch noch bevor der Deal des inzwischen insolventen Konzerns mit dem FC Bayern zustande kam, ging das hochgestapelte Wirecard-Imperium die Isar hinunter – und ersparte dem Rekordmeister damit peinliche Fragen.
Wie erst jetzt bekannt wurde, lag ein Sponsoring-Vertrag offenbar schon unterschriftsreif auf dem Tisch, als der Bezahldienstleister aus Aschheim bei München in einen Strudel aus fehlenden Milliarden in der Bilanz und Betrugsvorwürfen geriet. Nach Recherchen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR ging es in der geplanten Partnerschaft darum, gemeinsam „neue Geschäftsfelder“zu entwickeln. Sieben Millionen Euro, auf drei Jahre verteilt, soll es Wirecard wert gewesen sein, sich im Glanze des erfolgreichen Fußballunternehmens zu sonnen. Der Deal dürfte hohe Priorität gehabt haben. In den WirecardKalendern taucht jedenfalls im Mai 2020 ein Termin von Markus Braun mit Uli Hoeneß in dessen Privathaus am Tegernsee auf. Ob das vertrauliche Abendessen tatsächlich zustande kam, ist allerdings unklar. Der FC Bayern hat die pikante Geschichte bislang nicht kommentiert.
Wie knapp der Verein einem Image-Debakel entging, soll eine Mail belegen, die Jörg Wacker dem Medienbericht zufolge noch am 10. Juni 2020 verfasst hatte. Der Manager, der beim FC Bayern den schönen Titel „Vorstand für Internationalisierung und Strategie“trägt, brachte darin seine Freude über die Partnerschaft mit dem Bezahldienstleister zum Ausdruck.
Doch so weit kam es nicht mehr. Nur acht Tage später verweigerten Wirtschaftsprüfer der WirecardBilanz ihren Segen. Der Skandal um den damaligen Dax-Konzern flog auf, Markus Braun landete in Untersuchungshaft und sein Vorstandskollege Jan Marsalek tauchte angeblich mithilfe von russischen Spionen unter. Und beim FC Bayern München landete das geplatzte Geschäft wohl in der Akte „Gerade noch mal gut gegangen“.