Augsburger Allgemeine (Land West)
„Ich vermisse diesen ExtraSchub“
Interview Drew LeBlanc ist der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Panther. Im Interview spricht er über leere Hallen, das Privileg eines Profis, neue Kollegen und den nächsten Gegner München
Wie geht es Ihnen?
Drew LeBlanc: Diese Zeit gerade ist mental sehr viel anstrengender als körperlich. Es ist großartig, dass wir wieder zur Arbeit gehen dürfen und ein bisschen Normalität haben. Aber außerhalb des Eishockeys ist es anstrengend – vor allem mit zwei kleinen Kindern. Meine Frau macht das großartig, aber zwei Monate sind eine lange Zeit, wenn du jeden Tag die gleichen vier Wände anschaust. Aber das trifft ja alle. Wenn du auf die Straße gehst und die Leute siehst, niemand ist glücklich. Ich verstehe, warum die Maßnahmen notwendig sind, aber gleichzeitig ist es verdammt hart.
Viele vermissen ein Ziel, auf das man zusteuern kann ...
LeBlanc: Sie haben unsere Kinderkrippe Mitte Dezember geschlossen. Bis Januar, hieß es. Dann kamen zwei Wochen dazu und so ging es immer weiter. Wir lieben unsere
Kinder, aber sie brauchen auch den Umgang mit anderen Kindern. Das ist einfach extrem wichtig. Aber wie gesagt: Ich verstehe, dass wir die Pandemie eindämmen müssen. Ich möchte auch nicht mit den Politikern tauschen, die entscheiden müssen. Denn egal, was du machst, es ist falsch. Es ist eine klassische Looseloose-Situation, die absolut jeden belastet. Viele merken jetzt erst, wie wichtig es ist, mit anderen Menschen Kontakt zu haben. Ich persönlich bin einfach sehr dankbar, dass wir Eishockey spielen dürfen. Wir haben jeden Tag zumindest ein paar Stunden normales Leben und können das tun, was wir lieben.
Es scheint auch, als habe sich die Mannschaft nach einem Fehlstart mit vier Niederlagen inzwischen mit der Situation arrangiert. Sehen Sie das auch so?
LeBlanc: Wir haben ein gutes System und wir haben auch am Anfang der Saison nicht schlecht gespielt. Wir haben zwar verloren, aber nur knapp und hätten auch punkten können. Natürlich hatten wir eine kurze Vorbereitung und ein paar neue Jungs mussten integriert werden, aber im letzten Monat haben wir schon ziemlich gut gespielt.
Wie wichtig war es, die beiden Stürmer Spencer Abbott und Danny Kristo nachzuverpflichten?
LeBlanc: Sie helfen uns enorm. Beide sind sehr gute Offensivspieler und haben unserer Torproduktion einen Schub gegeben. Hoffentlich bekommen wir jetzt dann auch noch unser Powerplay ins Rollen. Ich mag unser Team sehr. Wir haben gute Jungs in der Kabine. Ich mag unsere Verteidiger, ich mag unsere Torhüter, ich mag unsere Stürmer. Wir spielen immer besser.
Wie hat es sich auf das Spiel ausgewirkt, dass von den Zuschauerrängen keine Emotionen mehr kommen? LeBlanc: Auswärts ist es schön, wenn es ruhig ist. Aber zu Hause nervt es. Da willst du die Fans hinter dir haben. Du willst die Energie spüren, die von den Rängen kommt. Ich vermisse diesen Extra-Schub, wenn wir daheim spielen. Am Anfang war das eine ziemliche Umstellung, aber inzwischen haben sich alle daran gewöhnt. Keiner will sich daran gewöhnen, aber wenn du etwas lange genug machst, ist es eben so. Und ich fürchte, wir müssen die Saison unter diesen Bedingungen zu Ende spielen. Es wäre toll, wenn wir die nächste Saison dann wieder normal spielen könnten.
Zuletzt standen innerhalb einer Woche zwei Auswärtsspiele in Schwenningen auf dem Plan. Dort ist die Eisfläche vier Meter schmaler als in allen anderen Hallen der DEL. Das erste Spiel dort endete 0:4, das zweite gewannen die Panther 4:3. Wie groß ist der Unterschied zur gewohnten Eisfläche? LeBlanc: Der Unterschied ist riesig. Wir haben Jungs im Team, die noch nie auf einer so kleinen Eisfläche gestanden sind. Vier Meter sind viel. Du musst alles ein bisschen schneller machen. Du hast keine Zeit, das Spiel ist komplett anders. Für uns war gut, dass die beiden Partien so dicht beieinanderlagen. So hatte jeder noch die Erfahrungen aus der ersten in Erinnerung und wir haben es beim zweiten Mal schon sehr viel besser gemacht.
Mehr als die Hälfte der Spiele in der Süd-Gruppe sind gespielt. Wer war bisher der stärkste Gegner?
LeBlanc: Schwere Frage. Wir haben auch gegen Mannheim und München gut gespielt. In unserer Gruppe kann jeder jeden schlagen. Auch Nürnberg und Straubing sind sehr unangenehm.
Am Mittwoch ist um 20.30 Uhr München im Curt-Frenzel-Stadion zu Gast, traditionell ein Favorit auf den Titel. Wie ist die Mannschaft einzuschätzen?
LeBlanc: Sie haben immer ein gutes Team. Sie spielen schnell und setzen dich unter Druck. Sie haben vier starke Reihen und im Tor ist Aus den Birken zurück. Es wird ein guter
Test für uns und wir werden ein guter Test für die.
„Meine Frau macht das groß artig, aber zwei Monate sind eine lange Zeit, wenn du je den Tag die gleichen vier Wände anschaust“
Drew Leblanc über den CoronaAlltag
mit zwei kleinen Kindern
Wie gefällt es Ihnen, dass es wegen der Einteilung in eine Süd- und eine NordGruppe die langen Busfahrten nach Bremerhaven oder Berlin erst einmal nicht gibt?
LeBlanc: Das ist wunderbar. Du kannst jede Nacht in deinem eigenen Bett schlafen. Am weitesten sind die Fahrten nach Mannheim oder Schwenningen. Aber drei Stunden sind wirklich okay. Es dauert immer nur ein paar Minuten, bis die Busbeine weg sind. Das ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass die Spiele insgesamt auf einem hohen Niveau sind. Das Problem ist eher, dass der Spielrhythmus komplett anders ist als sonst. Wir spielen jetzt alle drei bis vier Tage. Darauf musste ich mich erst einstellen – aber das müssen alle.
Momentan steht Augsburg auf Platz fünf, punktgleich mit Schwenningen auf Platz vier, dem ersten Play-offRang. Was ist mit dieser Panthermannschaft möglich?
LeBlanc: Ich will nicht zu weit vorausdenken. Ich denke lieber von Spiel zu Spiel und dann sehen wir, wo wir rauskommen. Natürlich sind die Play-offs immer unser Ziel. Momentan haben sich mit Mannheim, München und Ingolstadt drei Teams ein bisschen abgesetzt. Umso wichtiger ist jeder einzelne Punkt, wenn wir da noch mal rankommen wollen.
Zumal niemand weiß, ob und wie die Saison zu Ende gespielt werden kann ...
LeBlanc: Exakt. Wenn zum Beispiel eine Mannschaft in Quarantäne muss, wäre das natürlich ein riesiger Nachteil. Es gibt so viele Unbekannte. Ich glaube inzwischen, dass es richtig war, dass die Liga so lange gewartet hat, bis sie den Spielbetrieb aufgenommen hat. Ich bin zwischenzeitlich zu Hause gesessen und hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Aber im Nachhinein war es genau richtig. Wir haben ein sehr gutes Hygienekonzept und die Chancen sind hoffentlich gut, dass wir die komplette Saison spielen können.
● Drew LeBlanc spielte seit 2015 in bisher 271 DELPartien für die Augsburger Panther. Der 31jährige Amerikaner aus Hermantown (Minnesota) hat mit 175 Vorlagen den AEVRekordspieler in dieser Kategorie, Duanne Moeser (174 As sists), überholt.