Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ich vermisse diesen Extra‰Schub“

Interview Drew LeBlanc ist der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Panther. Im Interview spricht er über leere Hallen, das Privileg eines Profis, neue Kollegen und den nächsten Gegner München

- Interview: Andreas Kornes

Wie geht es Ihnen?

Drew LeBlanc: Diese Zeit gerade ist mental sehr viel anstrengen­der als körperlich. Es ist großartig, dass wir wieder zur Arbeit gehen dürfen und ein bisschen Normalität haben. Aber außerhalb des Eishockeys ist es anstrengen­d – vor allem mit zwei kleinen Kindern. Meine Frau macht das großartig, aber zwei Monate sind eine lange Zeit, wenn du jeden Tag die gleichen vier Wände anschaust. Aber das trifft ja alle. Wenn du auf die Straße gehst und die Leute siehst, niemand ist glücklich. Ich verstehe, warum die Maßnahmen notwendig sind, aber gleichzeit­ig ist es verdammt hart.

Viele vermissen ein Ziel, auf das man zusteuern kann ...

LeBlanc: Sie haben unsere Kinderkrip­pe Mitte Dezember geschlosse­n. Bis Januar, hieß es. Dann kamen zwei Wochen dazu und so ging es immer weiter. Wir lieben unsere

Kinder, aber sie brauchen auch den Umgang mit anderen Kindern. Das ist einfach extrem wichtig. Aber wie gesagt: Ich verstehe, dass wir die Pandemie eindämmen müssen. Ich möchte auch nicht mit den Politikern tauschen, die entscheide­n müssen. Denn egal, was du machst, es ist falsch. Es ist eine klassische Looseloose-Situation, die absolut jeden belastet. Viele merken jetzt erst, wie wichtig es ist, mit anderen Menschen Kontakt zu haben. Ich persönlich bin einfach sehr dankbar, dass wir Eishockey spielen dürfen. Wir haben jeden Tag zumindest ein paar Stunden normales Leben und können das tun, was wir lieben.

Es scheint auch, als habe sich die Mannschaft nach einem Fehlstart mit vier Niederlage­n inzwischen mit der Situation arrangiert. Sehen Sie das auch so?

LeBlanc: Wir haben ein gutes System und wir haben auch am Anfang der Saison nicht schlecht gespielt. Wir haben zwar verloren, aber nur knapp und hätten auch punkten können. Natürlich hatten wir eine kurze Vorbereitu­ng und ein paar neue Jungs mussten integriert werden, aber im letzten Monat haben wir schon ziemlich gut gespielt.

Wie wichtig war es, die beiden Stürmer Spencer Abbott und Danny Kristo nachzuverp­flichten?

LeBlanc: Sie helfen uns enorm. Beide sind sehr gute Offensivsp­ieler und haben unserer Torprodukt­ion einen Schub gegeben. Hoffentlic­h bekommen wir jetzt dann auch noch unser Powerplay ins Rollen. Ich mag unser Team sehr. Wir haben gute Jungs in der Kabine. Ich mag unsere Verteidige­r, ich mag unsere Torhüter, ich mag unsere Stürmer. Wir spielen immer besser.

Wie hat es sich auf das Spiel ausgewirkt, dass von den Zuschauerr­ängen keine Emotionen mehr kommen? LeBlanc: Auswärts ist es schön, wenn es ruhig ist. Aber zu Hause nervt es. Da willst du die Fans hinter dir haben. Du willst die Energie spüren, die von den Rängen kommt. Ich vermisse diesen Extra-Schub, wenn wir daheim spielen. Am Anfang war das eine ziemliche Umstellung, aber inzwischen haben sich alle daran gewöhnt. Keiner will sich daran gewöhnen, aber wenn du etwas lange genug machst, ist es eben so. Und ich fürchte, wir müssen die Saison unter diesen Bedingunge­n zu Ende spielen. Es wäre toll, wenn wir die nächste Saison dann wieder normal spielen könnten.

Zuletzt standen innerhalb einer Woche zwei Auswärtssp­iele in Schwenning­en auf dem Plan. Dort ist die Eisfläche vier Meter schmaler als in allen anderen Hallen der DEL. Das erste Spiel dort endete 0:4, das zweite gewannen die Panther 4:3. Wie groß ist der Unterschie­d zur gewohnten Eisfläche? LeBlanc: Der Unterschie­d ist riesig. Wir haben Jungs im Team, die noch nie auf einer so kleinen Eisfläche gestanden sind. Vier Meter sind viel. Du musst alles ein bisschen schneller machen. Du hast keine Zeit, das Spiel ist komplett anders. Für uns war gut, dass die beiden Partien so dicht beieinande­rlagen. So hatte jeder noch die Erfahrunge­n aus der ersten in Erinnerung und wir haben es beim zweiten Mal schon sehr viel besser gemacht.

Mehr als die Hälfte der Spiele in der Süd-Gruppe sind gespielt. Wer war bisher der stärkste Gegner?

LeBlanc: Schwere Frage. Wir haben auch gegen Mannheim und München gut gespielt. In unserer Gruppe kann jeder jeden schlagen. Auch Nürnberg und Straubing sind sehr unangenehm.

Am Mittwoch ist um 20.30 Uhr München im Curt-Frenzel-Stadion zu Gast, traditione­ll ein Favorit auf den Titel. Wie ist die Mannschaft einzuschät­zen?

LeBlanc: Sie haben immer ein gutes Team. Sie spielen schnell und setzen dich unter Druck. Sie haben vier starke Reihen und im Tor ist Aus den Birken zurück. Es wird ein guter

Test für uns und wir werden ein guter Test für die.

„Meine Frau macht das gro߉ artig, aber zwei Monate sind eine lange Zeit, wenn du je‰ den Tag die gleichen vier Wände anschaust“

Drew Leblanc über den Corona‰Alltag

mit zwei kleinen Kindern

Wie gefällt es Ihnen, dass es wegen der Einteilung in eine Süd- und eine NordGruppe die langen Busfahrten nach Bremerhave­n oder Berlin erst einmal nicht gibt?

LeBlanc: Das ist wunderbar. Du kannst jede Nacht in deinem eigenen Bett schlafen. Am weitesten sind die Fahrten nach Mannheim oder Schwenning­en. Aber drei Stunden sind wirklich okay. Es dauert immer nur ein paar Minuten, bis die Busbeine weg sind. Das ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass die Spiele insgesamt auf einem hohen Niveau sind. Das Problem ist eher, dass der Spielrhyth­mus komplett anders ist als sonst. Wir spielen jetzt alle drei bis vier Tage. Darauf musste ich mich erst einstellen – aber das müssen alle.

Momentan steht Augsburg auf Platz fünf, punktgleic­h mit Schwenning­en auf Platz vier, dem ersten Play-offRang. Was ist mit dieser Pantherman­nschaft möglich?

LeBlanc: Ich will nicht zu weit vorausdenk­en. Ich denke lieber von Spiel zu Spiel und dann sehen wir, wo wir rauskommen. Natürlich sind die Play-offs immer unser Ziel. Momentan haben sich mit Mannheim, München und Ingolstadt drei Teams ein bisschen abgesetzt. Umso wichtiger ist jeder einzelne Punkt, wenn wir da noch mal rankommen wollen.

Zumal niemand weiß, ob und wie die Saison zu Ende gespielt werden kann ...

LeBlanc: Exakt. Wenn zum Beispiel eine Mannschaft in Quarantäne muss, wäre das natürlich ein riesiger Nachteil. Es gibt so viele Unbekannte. Ich glaube inzwischen, dass es richtig war, dass die Liga so lange gewartet hat, bis sie den Spielbetri­eb aufgenomme­n hat. Ich bin zwischenze­itlich zu Hause gesessen und hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Aber im Nachhinein war es genau richtig. Wir haben ein sehr gutes Hygienekon­zept und die Chancen sind hoffentlic­h gut, dass wir die komplette Saison spielen können.

● Drew LeBlanc spielte seit 2015 in bisher 271 DEL‰Partien für die Augsburger Panther. Der 31‰jährige Amerikaner aus Hermantown (Minnesota) hat mit 175 Vorlagen den AEV‰Rekordspie­ler in dieser Kategorie, Duanne Moeser (174 As‰ sists), überholt.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Übersicht, eine sichere Scheibenfü­hrung und eine exzellente Lauftechni­k zeichnen Panther‰Angreifer Drew LeBlanc aus. Fünf Tore und acht Vorlagen in 14 Partien stehen bisher auf dem Konto des Amerikaner­s.
Foto: Siegfried Kerpf Übersicht, eine sichere Scheibenfü­hrung und eine exzellente Lauftechni­k zeichnen Panther‰Angreifer Drew LeBlanc aus. Fünf Tore und acht Vorlagen in 14 Partien stehen bisher auf dem Konto des Amerikaner­s.

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