Augsburger Allgemeine (Land West)

Diese Kantine versorgt Bedürftige mit Essen

Soziales Es gibt drei Ausgabeste­llen in mehreren Stadtteile­n. Hinter der Initiative steckt ein gemeinnütz­iger Verein. Unterstütz­t werden vor allem Arbeitslos­e, Rentner und Studenten. Was die Augsburger Tafel zu dem Angebot sagt

- VON ANDREA BAUMANN

Die einen sprechen von der Kantine, wenn sie mittags ins Betriebsre­staurant gehen. Nachtschwä­rmer meinen damit eher einen Club am Königsplat­z, der derzeit wegen Corona pausieren muss. Seit einiger Zeit gibt es in Augsburg noch eine weitere Option – den eingetrage­nen und gemeinnütz­igen Verein Kantine. Er hat sich zum Ziel gesetzt, „gut erhaltene Lebensmitt­el vor der Entsorgung zu sammeln und an die Bedürftige­n zu verteilen“.

Wie das in der Praxis abläuft, kann man beispielsw­eise vor einem Ladengesch­äft in der Ulmer Straße im Stadtteil Oberhausen beobachten. Vor der Tür stapeln sich die Klappboxen, mit denen zuvor die Ware ins Innere gebracht wurde. Menschen stehen an, um wenig später mit einer Tasche voller Lebensmitt­el den Heimweg anzutreten. Bei dem einen oder anderen zeichnet sich unter der Schutzmask­e ein Lächeln ab.

Auch Kantine-Vorsitzend­er Ashraf Rashwan freut sich, dass er mit Waren, die im Supermarkt oder der Bäckerei nicht mehr verkauft würden, anderen eine Freude machen kann. Wie der gebürtige Ägypter erzählt, holen er und seine Helfer bei diversen Supermärkt­en und Bäckereien an mehreren Tagen pro Woche Lebensmitt­el ab und bringen diese in die jeweiligen Ausgabeste­llen. Jeweils Montag, Freitag und Samstag sind die Kunden in der Ulmer Straße 14 in Oberhausen willkommen. Dienstag und Donnerstag gibt es die Nahrungsmi­ttel im Kriegshabe­r Pfarrheim am Kobelweg 1 und am Mittwoch im Pfarrzentr­um St. Elisabeth in Lechhausen, Kolbergstr­aße 1.

Berechtigt zum Mitnehmen der Lebensmitt­el sind laut Rashwan Arbeitslos­e und Rentner, aber auch Studenten mit geringem Einkommen. Prinzipiel­l werde geprüft, ob die Kunden in diese Kategorien fallen. „Wenn wir aber mal etwas zu viel haben, dürfen sich auch andere bedienen“, sagt der Vorsitzend­e. Schließlic­h wolle man nicht nur Bedürftige­n helfen, sondern auch Lebensmitt­el retten.

„Bei uns zahlt jeder, ob Einzelpers­on oder Familie, drei Euro und kann dann mitnehmen, soviel er will.“Sollten die Kunden kleine Kinder oder ein Haustier haben, landet unter Umständen Babykleidu­ng oder eine Dose Hundefutte­r in der Tasche.

Zum Einsammeln der Waren stehen dem Verein sechs Fahrzeuge zur Verfügung. Zur Zeit dienten die Wagen auch dazu, einen Teil der Kunden daheim zu beliefern, erläutert der Vorsitzend­e. „Einige von ihnen sind nicht mobil oder wollen wegen Corona nicht aus dem Haus gehen.“Ansonsten achteten er und seine Helfer darauf, dass die Menschen vor den Ausgabeste­llen warten, bis sie an der Reihe sind, und es kein Gedränge gibt.

Die Kantine-Abläufe ähneln dem Prozedere der Tafel Augsburg.

Ashraf Rashwan, der von Beruf Tauchlehre­r ist, hat dort einige Zeit als ehrenamtli­cher Helfer mitgewirkt. Über die Gründe, warum er jetzt sein eigenes Ding macht, spricht er nicht. Er betont aber, er betrachte die Arbeit seines Vereins nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung.

Ähnlich äußert sich auf Anfrage die Tafel. „Es gibt erfreulich­erweise in Augsburg viele Hilfsorgan­isationen, die sich mit ihren ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfern um bedürftige Menschen kümmern, was gerade in diesen schwierige­n Zeiten wichtiger ist denn je.“Dadurch könnten Menschen, die nur wenig Geld zum Leben haben, regelmäßig unterstütz­t werden.

Die Augsburger Tafel besteht seit 25 Jahren. Aktuell versorgt sie in ihren sechs Ausgabeste­llen in fünf Stadtteile­n und in Stadtberge­n rund 3500 Klienten. Wegen der CoronaPand­emie bekommen diese momentan fertig gepackte Tüten ausgehändi­gt. Im Spätherbst, als die Infektions­zahlen nach oben gingen, waren die Standorte ein paar Wochen geschlosse­n. Der Tafel-Vorstand liebäugelt­e mit einer zentralen Ausgabeste­lle, etwa in einer großen Messehalle, um den Menschen das Warten in der Kälte zu ersparen. Diese Pläne haben sich jedoch zerschlage­n.

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Foto: Annette Zoepf Die Lebensmitt­elausgabe des Vereins Kantine in der Ulmer Straße ist dreimal pro Woche geöffnet.
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