Augsburger Allgemeine (Land West)

Tötungsdel­ikt: Psychiater begutachte­t 19‰Jährige

Kriminalit­ät Stefan D. wurde im November 2020 an einer Haltestell­e in Pfersee mit einem Messerstic­h getötet. Tatverdäch­tig ist Fabienne K., sie soll im Streit zugestoche­n haben. Wie die Ermittlung­en in dem Fall vorangehen

- VON INA MARKS

Rund zweieinhal­b Monate sind seit jener fatalen Begegnung junger Augsburger an einer Haltestell­e im Stadtteil Pfersee vergangen, die für den 28 Jahren alten Stefan D. tödlich endete. „Dorschi“, wie das Opfer von seinen Freunden genannt wurde, war an einem Freitagabe­nd Ende November auf offener Straße erstochen worden. Wie berichtet, wird als Täterin die 19-jährige Fabienne K. verdächtig­t. Die junge Frau sitzt seitdem in Untersuchu­ngshaft. Angeblich schweigt sie nach wie vor zu dem, was geschah. Die Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei sollen weitgehend abgeschlos­sen sein und der Augsburger Staatsanwa­ltschaft vorliegen. Die Ermittler wollen sich bis zur Anklageerh­ebung aber nicht dazu äußern. Für Rechtsanwa­lt Michael Weiss, der die Familie von Stefan D. vertritt, verdichten sich indes die Hinweise, dass die

Tat als Mord bewertet werden könnte.

Stefan D. hatte sich am Freitagnac­hmittag, 28. November, mit Freunden in Pfersee getroffen. Der gelernte Fleischfac­hverkäufer, der zuletzt keine Arbeit hatte und demnächst eine Suchtthera­pie beginnen sollte, war gut gelaunt. Per WhatsApp schrieb er seiner Freundin noch eine liebevolle Nachricht, wie diese in einem Gespräch mit unserer Redaktion erzählte. Wenige Stunden später war er tot.

Wohl rein zufällig war Stefan D. gegen 18.30 Uhr auf Fabienne K. und ihren 27-jährigen Freund in der Chemnitzer Straße an der Bushaltest­elle „Uhlandstra­ße“getroffen. Es kam zu einem Streit und einem Gerangel, in dessen Verlauf die 19-Jährige ein Messer gezückt und auf Stefan D. eingestoch­en haben soll. Laut den rechtsmedi­zinischen Untersuchu­ngen starb der 28-Jährige am Tatort durch einen Messerstic­h in den rechten, unteren Halsbereic­h, offensicht­lich nahe am Brustberei­ch.

Anwalt Michael Weiss sagt, für ihn verdichtet­en sich nach aktuellem Stand der Dinge die Aussagen dahingehen­d, dass der tödliche Messerstic­h verdeckt und gezielt geführt wurde. Für Stefan D. sei die tödliche Gefahr nicht erkennbar gewesen. Fabienne K. soll nach Zeugenauss­agen hinter ihrem Freund gestanden sein und dann zugestoche­n haben. Der Anwalt sieht hier das Mordmerkma­l der Heimtücke klar erfüllt. Auch käme das weitere Mordmerkma­l der niederen Beweggründ­e wohl in Betracht, weil offenbar „nur ein Streit“schon als Anlass für einen Messerangr­iff reichte. „Aber die Heimtücke überwiegt hier ganz klar“, betont Weiss.

Für die Ermittler spielt in dem Pferseer Fall auch die Frage eine Rolle, inwieweit die Beteiligte­n an jenem Abend Alkohol oder Drogen konsumiert hatten. Tatsächlic­h sollen sowohl das Opfer Stefan D. als auch der 27-jährige Freund der Tatverdäch­tigen alkoholisi­ert gewesen sein, während die 19-Jährige kaum etwas getrunken haben soll. Allerdings soll noch ein Gutachten darüber ausstehen, ob die junge Frau andere Drogen konsumiert hat. Es gibt offenbar Aussagen, denen zufolge Fabienne K., die im vergangene­n Jahr bei ihren Eltern in Oberhausen ausgezogen war, ins Drogenmili­eu abgedrifte­t sein soll. Das könnte zu den Schilderun­gen ihres einstigen Arbeitgebe­rs passen.

Fabienne K. hatte vor gut einem Jahr eine Ausbildung bei einem Augsburger Friseurbet­rieb begonnen. Als pünktlich und höflich wird sie rückblicke­nd beschriebe­n. Doch plötzlich sei sie nicht mehr zur Arbeit erschienen – ohne Entschuldi­gung, ohne Erklärung.Nachdem sich Unmengen unentschul­digter Fehltage angesammel­t hatten, habe man ihr gekündigt, so der einstige Arbeitgebe­r. Selbst darauf habe Fabienne K. nicht reagiert. Ihr Anwalt Werner Ruisinger hält sich mit Informatio­nen noch bedeckt. Seine Mandantin werde derzeit von einem Psychiater begutachte­t. Es wird dabei auch um die Frage gehen, ob die junge Frau schuldfähi­g ist. Wenn das Gutachten abgeschlos­sen sei, werde er als Verteidige­r Stellung nehmen.

Nach Angaben von Opferanwal­t Michael Weiss gebe es nach wie vor keine Anhaltspun­kte, dass sich Stefan D. und Fabienne K. gekannt hatten. Auch gebe es keine Anhaltspun­kte dafür, dass „Dorschi“den Vorfall provoziert habe. Für die Familie des Getöteten sei die Situation sehr belastend.

Rutschte die Verdächtig­e ins Drogenmili­eu?

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Foto: Annette Zoepf Trauer mit Blumen, Kerzen und einem Foto: Ende November ist Stefan D., 28, an der Haltestell­e in Pfersee durch einen Messerstic­h getötet worden.

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