Augsburger Allgemeine (Land West)

Ehemaliger Lech‰Stahlwerke‰Chef vor Gericht

Prozess Der 55-Jährige soll Hunderttau­sende Euros kassiert haben. Ende Februar muss er sich wegen Bestechlic­hkeit verantwort­en. Neben ihm sitzen zwei weitere Männer auf der Anklageban­k

- VON CHRISTOPH FREY

Meitingen So manchem Meitinger dürfte er noch gut in Erinnerung sein, der Auftritt des damaligen Chefs der Lech-Stahlwerke im Meitinger Bürgersaal. Vehement warb der Mann für den umstritten­en Ausbau des Stahlwerks, sprach von seiner Verantwort­ung für 1000 Arbeitsplä­tze, die ohne den Ausbau in Gefahr seien.

Das war im Juni 2019. Jetzt, im Januar 2021, haben sich die Vorzeichen dramatisch geändert.

Während am Dienstagab­end in München der Bayerische Landtag über die mit dem Stahlwerk-Ausbau verbundene Bannwald-Rodung abstimmte, hatte der ehemalige Manager wenige Stunden zuvor ganz andere Schlagzeil­en gemacht: Er ist einer von drei Angeklagte­n im sogenannte­n Lech-Stahlwerke-Verfahren.

Das Trio soll das Unternehme­n, das zu den größten Arbeitgebe­rn im

Norden von Augsburg zählt, nach Strich und Faden betrogen haben. Ab dem 23. Februar wird ihm vor der 15. Strafkamme­r des Landgerich­ts Augsburg der Prozess gemacht. Bei den drei Angeklagte­n, die in Gablingen beziehungs­weise Stadelheim in Untersuchu­ngshaft sitzen, handelt es sich neben dem ehemaligen Geschäftsf­ührer, 55, der Lech-Stahlwerke um den Geschäftsf­ührer, 45, einer Unternehme­nsgruppe, welche im großen Umfang Aufträge von der Lech-Stahlwerke GmbH und einem Tochterunt­ernehmen erhalten hat, sowie den Steuerbera­ter, 58, der beiden. Die Staatsanwa­ltschaft legt den Männern im Wesentlich­en Bestechung bzw. Bestechlic­hkeit im geschäftli­chen Verkehr sowie Untreue bzw. Beihilfe hierzu in den Jahren 2017 bis 2019 zur Last.

Vorausgega­ngen waren der Anklage umfangreic­he Ermittlung­en und Razzien in Wohn- und Geschäftsg­ebäuden. In Gang gekommen waren diese durch die Anzeige eines geschädigt­en Unternehme­ns (wir berichtete­n).

Wie das Landgerich­t am Dienstag mitteilte, sollen die angeklagte­n Geschäftsf­ührer bei Bauprojekt­en der Lech-Stahlwerke überhöhte Rechnungen bzw. Rechnungen für nicht erbrachte Leistungen ausgestell­t bzw. freigegebe­n haben, aus welchen ein Bestechung­slohn in Höhe von insgesamt 830.000 Euro generiert worden sein soll.

Zum anderen wird der ehemalige Geschäftsf­ührer der Lech-Stahlwerke beschuldig­t, an den Erträgen der beteiligte­n Unternehme­nsgruppe über einen Anteilserw­erb beteiligt worden zu sein und in der Folge für die Bevorzugun­g dieser Unternehme­nsgruppe im Rahmen der Auftragsve­rgabe Bestechung­sgelder in Höhe von rund 765.000 Euro, welche zum Teil über das Konto des mitangekla­gten Steuerbera­ters zur Auszahlung gekommen sein sollen, sowie eine hochwertig­e Küche im Wert von 59.000 Euro erhalten zu haben.

Dem Geschäftsf­ührer der beteiligte­n Unternehme­nsgruppe sowie dem mitangekla­gten Steuerbera­ter wird darüber hinaus zur Last gelegt, durch eine zu Unrecht erfolgte betrieblic­he Einbuchung privater Darlehen und steuerlich­e Geltendmac­hung

derselben Einkommens- und Gewerbeste­uer in Höhe von rund 1,1 Million Euro hinterzoge­n zu haben.

Für das Wirtschaft­sstrafverf­ahren sind 19 Verhandlun­gstage angesetzt. Der Verteidige­r des Ex-Managers, der Augsburger Anwalt Klaus Rödl, hatte vor Weihnachte­n auf Anfrage unserer Redaktion angekündig­t, dass sich sein Mandant im Prozess zu den Vorwürfen äußern werde.

Für den 55-jährigen Ex-Manager und die beiden anderen Angeklagte­n geht es dabei nicht nur um die strafrecht­lichen Folgen. Denn Lechstahl will sein Geld zurück, wie das Unternehme­n bereits früher gegenüber unserer Redaktion deutlich gemacht hat. Die Staatsanwa­ltschaft hat für den Fall einer sogenannte­n Vermögensa­bschöpfung bei den Angeklagte­n bereits Werte im „unteren siebenstel­ligen Bereich“sicherstel­len lassen, darunter Luxusuhren und teure Autos.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Heißes Eisen: Die Lech‰Stahlwerke sol‰ len betrogen worden sein. Unter den An‰ geklagten ist ein ehemaliger Geschäfts‰ führer.
Archivfoto: Marcus Merk Heißes Eisen: Die Lech‰Stahlwerke sol‰ len betrogen worden sein. Unter den An‰ geklagten ist ein ehemaliger Geschäfts‰ führer.

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