Augsburger Allgemeine (Land West)

Sehr begabt, aber auch unheimlich fleißig

Serie Pianist Lukas Langguth ist zwar erst 21, aber musikalisc­h hat er schon einiges ausprobier­t. Jetzt nimmt er mit seinem Jazz-Trio seine erste Platte auf. Auch ein Rapper wurde schon aufmerksam auf ihn (3)

- VON SEBASTIAN KRAUS

Sie sind jung, kommen aus der Region und haben ihre Karriere noch vor sich: „Junge Künstler“heißt unsere Serie, die dem kreativen Nachwuchs aus der Region auf den Spuren ist.

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Vor 15 Jahren hatte Lukas Langguths Mutter eine ganz vorzüglich­e Idee. Um mehr Zeit mit ihrem Sohn verbringen zu können, entschied sie sich, ihm zu Hause Klavierstu­nden zu geben. Der damals fünfjährig­e Lukas blieb dann einfach auf dem Pianohocke­r sitzen. Mit immer noch jungen 21 Jahren ist er Mitglied im französisc­hen Orchestre National de Jazz, Augsburger Kunstförde­rpreisträg­er, Dozent an der Uni Eichstätt und hat jede nur erdenklich­e musikalisc­he Stilrichtu­ng auf höchstem Niveau durchdekli­niert. Dass er nebenbei sein Abitur am PeutingerG­ymnasium noch mit Bestnoten abgeschlos­sen hat, ist schon fast geschenkt.

Es gäbe also einige Gründe für Abgehobenh­eit, aber davon ist bei Lukas Langguth kein bisschen zu spüren – im Gegenteil. Er klingt demütig, oft fast ungläubig, wenn er davon erzählt, was er in seinem jungen Künstlerle­ben schon alles gemacht hat. „Ich hätte nicht damit so beginnt er manche Geschichte. Sein ehemaliger Klavierleh­rer Tom Jahn, der ihm den Schlüssel zum Tor zur Welt des Jazz gegeben hat, bringt Licht ins Dunkel: „Lukas ist das Vorbild für positive Opferberei­tschaft. Er ist einfach fleißig und hat eine unfassbare Brainpower. Es war schön, ihn ein kurzes Stück zu begleiten.“

Langguth bringt seinen Arbeitseth­os und seine Liebe zur Musik in einem kurzen Sinnspruch, den man auf T-Shirts drucken könnte, auf den Punkt: „Musik ist genug für das Leben, aber das Leben ist nicht genug für die Musik.“Als er mit elf Jahren seine ersten eigenen Stücke komponiert­e, hatte er mitnichten im Sinn, der neue Mozart zu sein. Wenn er eine Melodie gehört hatte, in einem Song des Rappers Alligatoah zum Beispiel, fand er es „einfach schön, sie dann am Klavier weiter auszuarbei­ten“. Alligatoah ist selbst auf Langguths Arrangemen­ts aufgerechn­et“, merksam geworden und teilte sie auf seinen Kanälen, als er merkte, dass da nicht ein junger Fanboy am Klavier sitzt, sondern ein junger Fanboy, der richtig was kann. Dann tauchte Langguth an der Seite von Evgenia Rubinova in die Klassik ein, erforschte mit Alexandra Simeon seine Gesangssti­mme und begann, den Jazz zu entdecken. Die Aufnahme ins Landes-Jugendjazz­orchester Bayerns unter Harald Rüschenbau­m mit 16 Jahren war eine logische Konsequenz – da soll es auch nicht mehr verwundern, dass er sich im gleichen Jahr mal kurz noch selbst das Posaunensp­iel beigebrach­t hat. Dabei gab es sogar eine Phase der Überlegung, etwas außerhalb der Musik zu beginnen. Das Ergebnis war ein Jurastudiu­m, das aber von Langguth rechtzeiti­g als „Schnapside­e“erkannt und schnell wieder abgebroche­n wurde.

Eine Reise in die Wiege des Bebop und Cool Jazz, New York City, bestätigte die Richtigkei­t seiner Entscheidu­ng. Studium gerne, aber bitte lieber Tonsatz als Paragrafen. An der Hochschule für Musik Nürnberg fand Langguth Schlagzeug­er Jonas Sorgenfrei und Bassist Moritz Neukam für sein Trio, um die Freiheit beim Improvisie­ren mit der Harmonie und Technik der klassische­n Musik zu vereinen. Eine seltene Verbindung, zu unvereinba­r wirken manchmal die Welten Klassik und Jazz. Doch Langguth ist der Meinung, dass „die Klassik längst im modernen Jazz angekommen ist“, und musikalisc­hes SchwarzWei­ß-Denken ist ihm, abgesehen von den Tasten auf seinem Klavier, sowieso fremd: „Musik ist Musik; woher sie kommt, ist doch egal. Man sollte sich bei den Klappen scheuen.“Auch so ein Spruch für T-Shirts. Mit seinem Trio nimmt er gerade eine Platte auf, die wie das Album der Fusionband Flo & Fauna des Augsburger Bassisten Florian Hartz, in der Langguth an den Tasten sitzt, noch in diesem Frühjahr erscheinen wird.

Er hat also gut zu tun, trotz der aktuellen massiven Einschränk­ungen für Künstler. „Es ist schon viel weggefalle­n, aber ich kann üben, komponiere­n.“Und sich auf viele kommende Projekte in diesem Jahr vorbereite­n. So arbeitet er beispielsw­eise mit der bekannten Violinisti­n und Filmkompon­istin Martina Eisenreich für einen ZDF-Film zusammen. Von Lukas Langguth, so viel Prognose sei in unsicheren Zeiten erlaubt, wird also noch viel zu hören sein. Selbst beim Krimiabend vor der Glotze.

 ?? Foto: Maximilian Steger ?? Mit fünf Jahren saß Lukas Langguth zum ersten Mal am Klavier, mit elf komponiert­e er seine ersten Stücke.
Foto: Maximilian Steger Mit fünf Jahren saß Lukas Langguth zum ersten Mal am Klavier, mit elf komponiert­e er seine ersten Stücke.

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