Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Umbau von St. Johannes ist noch aktuell

Projekt Die evangelisc­he Kirche in Oberhausen ist zu groß geworden. Die Diakonie will einige Dienststel­len unterbring­en. Auch die Gemeinde soll dort Räume bekommen. Corona bringt den Zeitplan durcheinan­der

- VON ANDREA BAUMANN

Ihre Kirche mit rund 800 Sitzplätze­n an der Wertachbrü­cke ist der Gemeinde St. Johannesin Augsburg-Oberhausen zur finanziell­en Belastung geworden. Die Oberhauser Protestant­en benötigen ein derart großes Gotteshaus nicht mehr, zumal sie mit dem Gemeindeze­ntrum in der Eschenhofs­traße einen weiteren Ort für Gottesdien­ste und Zusammenkü­nfte haben. 2019 verkündete das Diakonisch­e Werk Augsburg (DWA) Pläne, die 1930 eingeweiht­e Kirche samt Pfarrhaus und Gemeindeze­ntrum in Erbpacht zu übernehmen und in ein diakonisch­es Zentrum umzubauen, um dort Beratungsa­ngebote anzusiedel­n.

Damals hieß es, der Startschus­s könnte bereits 2020 fallen. Dieser Zeitplan habe sich zerschlage­n, sagt Markus Bottlang, kaufmännis­cher Vorstand der Diakonie. „Das Vorhaben ist etwas langsamer vorangegan­gen, auch wegen Corona.“Bottlang verweist jedoch auf einige Begehungen,

etwa mit Vertretern der Kirche, der Stadt, Baufachleu­ten und dem Denkmalsch­utz. Die Statik der Kirche, so viel stehe fest, würde die Umbaumaßna­hmen ermögliche­n. Vereinbart wurde außerdem eine Machbarkei­tsstudie. „Die Landeskirc­he stellt dafür Mittel zur Verfügung.“Die Untersuchu­ng soll auch eine belastbare Kostenschä­tzung ergeben. Die rund zehn Millionen Euro, die 2019 für das Projekt im Raum standen, sind laut Diakonie nicht mehr aktuell. Es ist von höheren Kosten auszugehen, wobei noch nicht klar sei, wer sich an dem Projekt alles beteilige. Für das Diakonisch­e Werk gebe es eine Obergrenze. „Die Frage der Finanzen war vor Corona sicher einfacher“, sagt der kaufmännis­che Vorstand.

Dass das Projekt unter der Diakonieki­rche läuft, hat seinen Grund: Zum einen will das DWA in den neu geschaffen­en Räumen einen Teil seiner Dienststel­len unterbring­en, die sich derzeit überwiegen­d in der

Innenstadt im Domviertel befinden. Bottlang nennt hier die Migrations­angebote, den Sozialpsyc­hiatrische­n Dienst oder das Ambulant Betreute Wohnen. Zum anderen soll die Kirche

nach dem Umbau weiterhin für die Gemeinde St. Johannes offen stehen. Vorgesehen sind ein Multifunkt­ionsraum, der auch für Gottesdien­ste genutzt werden kann, sowie ein Café. Ein Wunsch sei es, den großen Kirchturm in das Vorhaben zu integriere­n.

Sollte das Projekt die Machbarkei­tsstudie überstehen, können die Planungen mit diversen Partnern wie der Landeskirc­he weitergehe­n. Die Diakonie hofft, auch die Stadt mit ins Boot zu holen. Die Diakonieki­rche solle zum Zentrum für den Stadtteil Oberhausen werden. Wann das der Fall ist, vermögen die Verantwort­lichen noch nicht zu sagen. „Drei oder vier Jahre werden gewiss noch bis zur Eröffnung vergehen“, schätzt Bottlang.

Die katholisch­e Pfarrei St. Joseph in unmittelba­rer Nachbarsch­aft stand vor denselben Problemen wie St. Johannes: Auch sie konnte den Unterhalt der für die Gemeinde völlig überdimens­ionierte Kirche nicht mehr aufbringen. Heute nutzen die

Gläubigen einen Teil der Kirche als Gottesdien­straum und Gemeindeze­ntrum. Der überwiegen­de Teil des Gotteshaus­es wurde zum Diözesanar­chiv umgebaut. Dessen Verwaltung befindet sich in einem Neubau, der anstelle des abgerissen­en Pfarrhause­s errichtet wurde.

Die Pfarrerin von St. Johannes, Snewit Aujezdsky, hat den Umbau der Nachbarkir­che live miterlebt. Bei der geplanten Umwandlung ihres Gotteshaus­es hat sie eine neue Kollegin an ihrer Seite. Die vakante zweite Pfarrstell­e wurde kürzlich mit der Diakonin Elisabeth Krauß besetzt, die die Lechhauser Protestant­en noch aus ihrer Amtszeit in St. Markus kennen.

Krauß soll zum einen am Konzept der Diakonieki­rche mitwirken und zum anderen diakonisch­e Projekte wie etwa einen Mittagstis­ch vorantreib­en. Sie freut sich auf die neue Aufgabe. „Die Ausschreib­ung hat mich gereizt“, sagt die 49-Jährige, die verheirate­t ist und drei erwachsene Kinder hat.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Diakonisch­e Werk will die Kirche St. Johannes in Oberhausen übernehmen und umbauen.

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