Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Umbau von St. Johannes ist noch aktuell
Projekt Die evangelische Kirche in Oberhausen ist zu groß geworden. Die Diakonie will einige Dienststellen unterbringen. Auch die Gemeinde soll dort Räume bekommen. Corona bringt den Zeitplan durcheinander
Ihre Kirche mit rund 800 Sitzplätzen an der Wertachbrücke ist der Gemeinde St. Johannesin Augsburg-Oberhausen zur finanziellen Belastung geworden. Die Oberhauser Protestanten benötigen ein derart großes Gotteshaus nicht mehr, zumal sie mit dem Gemeindezentrum in der Eschenhofstraße einen weiteren Ort für Gottesdienste und Zusammenkünfte haben. 2019 verkündete das Diakonische Werk Augsburg (DWA) Pläne, die 1930 eingeweihte Kirche samt Pfarrhaus und Gemeindezentrum in Erbpacht zu übernehmen und in ein diakonisches Zentrum umzubauen, um dort Beratungsangebote anzusiedeln.
Damals hieß es, der Startschuss könnte bereits 2020 fallen. Dieser Zeitplan habe sich zerschlagen, sagt Markus Bottlang, kaufmännischer Vorstand der Diakonie. „Das Vorhaben ist etwas langsamer vorangegangen, auch wegen Corona.“Bottlang verweist jedoch auf einige Begehungen,
etwa mit Vertretern der Kirche, der Stadt, Baufachleuten und dem Denkmalschutz. Die Statik der Kirche, so viel stehe fest, würde die Umbaumaßnahmen ermöglichen. Vereinbart wurde außerdem eine Machbarkeitsstudie. „Die Landeskirche stellt dafür Mittel zur Verfügung.“Die Untersuchung soll auch eine belastbare Kostenschätzung ergeben. Die rund zehn Millionen Euro, die 2019 für das Projekt im Raum standen, sind laut Diakonie nicht mehr aktuell. Es ist von höheren Kosten auszugehen, wobei noch nicht klar sei, wer sich an dem Projekt alles beteilige. Für das Diakonische Werk gebe es eine Obergrenze. „Die Frage der Finanzen war vor Corona sicher einfacher“, sagt der kaufmännische Vorstand.
Dass das Projekt unter der Diakoniekirche läuft, hat seinen Grund: Zum einen will das DWA in den neu geschaffenen Räumen einen Teil seiner Dienststellen unterbringen, die sich derzeit überwiegend in der
Innenstadt im Domviertel befinden. Bottlang nennt hier die Migrationsangebote, den Sozialpsychiatrischen Dienst oder das Ambulant Betreute Wohnen. Zum anderen soll die Kirche
nach dem Umbau weiterhin für die Gemeinde St. Johannes offen stehen. Vorgesehen sind ein Multifunktionsraum, der auch für Gottesdienste genutzt werden kann, sowie ein Café. Ein Wunsch sei es, den großen Kirchturm in das Vorhaben zu integrieren.
Sollte das Projekt die Machbarkeitsstudie überstehen, können die Planungen mit diversen Partnern wie der Landeskirche weitergehen. Die Diakonie hofft, auch die Stadt mit ins Boot zu holen. Die Diakoniekirche solle zum Zentrum für den Stadtteil Oberhausen werden. Wann das der Fall ist, vermögen die Verantwortlichen noch nicht zu sagen. „Drei oder vier Jahre werden gewiss noch bis zur Eröffnung vergehen“, schätzt Bottlang.
Die katholische Pfarrei St. Joseph in unmittelbarer Nachbarschaft stand vor denselben Problemen wie St. Johannes: Auch sie konnte den Unterhalt der für die Gemeinde völlig überdimensionierte Kirche nicht mehr aufbringen. Heute nutzen die
Gläubigen einen Teil der Kirche als Gottesdienstraum und Gemeindezentrum. Der überwiegende Teil des Gotteshauses wurde zum Diözesanarchiv umgebaut. Dessen Verwaltung befindet sich in einem Neubau, der anstelle des abgerissenen Pfarrhauses errichtet wurde.
Die Pfarrerin von St. Johannes, Snewit Aujezdsky, hat den Umbau der Nachbarkirche live miterlebt. Bei der geplanten Umwandlung ihres Gotteshauses hat sie eine neue Kollegin an ihrer Seite. Die vakante zweite Pfarrstelle wurde kürzlich mit der Diakonin Elisabeth Krauß besetzt, die die Lechhauser Protestanten noch aus ihrer Amtszeit in St. Markus kennen.
Krauß soll zum einen am Konzept der Diakoniekirche mitwirken und zum anderen diakonische Projekte wie etwa einen Mittagstisch vorantreiben. Sie freut sich auf die neue Aufgabe. „Die Ausschreibung hat mich gereizt“, sagt die 49-Jährige, die verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat.