Augsburger Allgemeine (Land West)
Baldige Lösung im Dauerstreit um Hochschulkanzlerin?
Personalie Die Gremien der Forschungs- und Bildungseinrichtung fordern seit Monaten die Ablösung der höchsten Verwaltungsbeamtin Tatjana Dörfler. Vom Wissenschaftsministerium fühlen sie sich alleine gelassen. Jetzt kommt eine neue Reaktion aus München
Die Hochschule Augsburg setzt seit einem halben Jahr alles daran, um sich von ihrer höchsten Verwaltungsbeamtin zu trennen – Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler. Zuletzt schien der Streit um ihre Ablösung und einen personellen Neuanfang hoffnungslos festgefahren. Auch Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) geriet dabei in die Kritik. Jetzt gibt es Signale aus München, die Bewegung in die Sache bringen könnten.
Tatjana Dörfler war umstritten, als sie ihren Posten in Augsburg antrat. Der Hochschulsenat hatte damals einen Wunschkandidaten im Blick. Dieser kam aber nicht zum Zug. Der frühere Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) gab einer Bewerberin aus dem eigenen Haus den Vorzug. Dörfler war zu diesem Zeitpunkt Regierungsrätin im Wissenschaftsministerium.
Inzwischen leitet Dörfler seit über 13 Jahren die Verwaltung der Hochschule (früher Fachhochschule) mit rund 6700 Studierenden und mehreren hundert Mitarbeitern. In dieser Zeit hat die Kanzlerin viele gegen sich aufgebracht. Ein Vorwurf von Beschäftigten: Sie habe vorrangig ihre eigene Karriere betrieben, auf Kosten von anderen.
Aus Sicht aller Verantwortlichen im Präsidium, in den Fakultäten und im Hochschulrat sind ihre Versäumnisse in zentralen Bereichen wie Personal, Finanzen und Organisation so groß, dass es für die weitere Entwicklung der Hochschule nicht mehr zu verantworten sei. Dörfler selbst hat die Vorwürfe immer zurückgewiesen und auf Spitzennoten von Vorgesetzten für ihre Arbeit verwiesen. Bei ihrer jüngsten Beförderung soll es jedoch viele Gegner gegeben haben. Die Umstände, warum es dann doch dazu kam, werden gerade noch einmal aufgerollt.
Seit mehr als sechs Monaten set
die Hochschulverantwortlichen alles daran, den Kanzler-Posten neu zu besetzen. Doch alle gemeinsamen Vorstöße im Wissenschaftsministerium schienen nichts zu fruchten. Nach Informationen unserer Redaktion wurde in München noch im Januar eine Ablösung der Kanzlerin abgelehnt. Jetzt gibt es ein neues Signal. Auf Anfrage teilte eine Sprecherin des Ministeriums mit, „wir arbeiten mit allen Beteiligten zusammen. Ziel ist eine für alle Parteien zufriedenstellende Lösung, die auf dem Weg einer Mediation gefunden werden sollte.“Dienstvorgesetzter der Kanzlerin sei der Präsident der Hochzen schule, betont die Sprecherin. Dennoch stehe das Ministerium beratend und im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützend zur Seite.
Ob aber eine Mediation die Lösung sein kann, wird in Augsburg bezweifelt. In der nichtöffentlichen Sitzung des Hochschulrates diese Woche wurde der gemeinsame
Wille bekräftigt, die Kanzlerstelle neu zu besetzen, wie Vorsitzender Roland Kreitmeier bestätigt. In der Hochschule fragen sich viele, mit wem eine solche Mediation denn zielführend stattfinden soll: Es gehe nicht um Befindlichkeiten, sondern um Fakten. Es gehe auch nicht um einen Konflikt zwischen einzelnen Personen, sondern um den Willen aller demokratisch gewählten Gremien, eine zukunftsfähige Neubesetzung des Postens herbeizuführen. Das Vertrauensverhältnis zur Kanzlerin sei unheilbar zerrüttet.
Dass sich in Augsburg praktisch die komplette Hochschule gegen ihre Verwaltungschefin stellt, gilt als ein außergewöhnlicher Fall in der bayerischen Hochschullandschaft. Die seit Monaten ungelöste Personalfrage beschäftigt nun auch Politiker im Wissenschaftsausschuss des Landtages. Denn offenbar ist der Unmut Betroffener über Wissenschaftsminister Bernd Sibler und seine Ministerialen nun so groß, dass ein öffentlicher Vorstoß zu erwarten ist. Der Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses, Robert Brannekemper (CSU), sagt, ihm sei eine Petition angekündigt, die in Kürze eingehen soll. Sie soll im Wissenschaftsausschuss behandelt werden. Brannekemper betont jedoch mit Blick auf die umstrittene Personalie: „Das Ministerium ist an dem Thema dran.“
Auch der Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses ist der Meinung, dass möglichst bald eine Entscheidung fallen sollte. „Ich hoffe auf eine Lösung zum Wohl aller Beteiligten vielleicht schon in sechs bis acht Wochen.“Nach allem, was bisher bekannt ist, kann sie wohl aber nur darin liegen, dass eine andere Verwendung für die hoch dotierte bayerische Spitzenbeamtin außerhalb der Hochschule Augsburg gefunden wird.