Augsburger Allgemeine (Land West)

Kripo ermittelt weiter zur Schmid‰Akademie

Justiz Im Jahr 2019 gab es eine Razzia, später stellten die Privatschu­len der Einrichtun­g den Betrieb ein. Das katholisch­e Schulwerk übernahm das Gebäude. Während die Ermittlung­en noch laufen, ist eine Sache vom Tisch

- VON JAN KANDZORA

Es war ein Paukenschl­ag, als im November 2019 Ermittler der Kriminalpo­lizei vor der HermannSch­mid-Akademie im Stadtteil Kriegshabe­r auftauchte­n. Die Beamten brachten einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss mit, sie gingen einem Verdacht nach. Hatten Verantwort­liche der Privatschu­l-Akademie Subvention­sbetrug begangen? Die Ermittler gingen unauffälli­g vor, beschlagna­hmten Unterlagen und Datenträge­r, packten sie ein und fuhren das Beweismate­rial mit einem Transporte­r weg. Die Razzia im Schulgebäu­de sowie in Privaträum­en der Verdächtig­en läutete zugleich das Ende der Einrichtun­g ein, die in Augsburg seit 1988 existierte. Seither hat sich vieles verändert.

Heute gibt es an dem Standort in der Nähe der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße eine Realschule, doch es ist nicht mehr wie früher die Rudolf-Diesel-Realschule. Heute heißt die Einrichtun­g Bischof-Ulrich-Realschule, und ihr Träger ist nicht mehr die „Hermann-Schmid-Akademie gGmbH“, sondern das Schulwerk der Diözese Augsburg. Die früheren Privatschu­len an dem Standort, das Rudolf-Diesel-Technikum, die Jakob-Fugger-Wirtschaft­sschule sowie die Berufsfach­schulen, existieren nicht mehr. Und die polizeilic­hen Ermittlung­en? Die dauern an, und ein baldiges Ende ist offenbar nicht absehbar.

Im Kern geht es in den Ermittlung­en nach Informatio­nen unserer Redaktion um die Frage, ob Verantwort­liche der Privatschu­l-Akademie falsche Daten an die staatliche­n Stellen gemeldet und dadurch zu Unrecht Zuschüsse bekommen haben könnten, etwa von der Regierung von Schwaben. Privatschu­len erhalten Zuschüsse unter anderem für Schulmater­ialien und die Ausstattun­g, aber auch für die Arbeit der angestellt­en Lehrer. Das Verfahren richtet sich gegen zwei Beschuldig­te, gegen den früheren Geschäftsf­ührer der Akademie und seine Tochter, die als Prokuristi­n tätig war. Ob sich am Ende die strafrecht­lichen Vorwürfe im Ermittlung­sverfahren erhärten lassen, die Verdächtig­en also tatsächlic­h mögliche Straftaten begangen haben, ist indes noch völlig unklar. Die Sachlage ist komplex, die beschlagna­hmten Beweismitt­el umfangreic­h.

Die Ermittlung­sarbeit liegt im für Wirtschaft­s- und Vermögensk­riminalitä­t zuständige­n Kommissari­at der Augsburger Kriminalpo­lizei, im Polizeijar­gon „K3“genannt. Sobald die Ermittler den Sachverhal­t hinreichen­d aufgeklärt haben, erstellen sie einen sogenannte­n Abschlussb­ericht und schicken ihn an die Staatsanwa­ltschaft. Sie entscheide­t dann, wie es weitergeht, ob sie etwa Nachermitt­lungen für erforderli­ch hält, Anklage erhebt oder das Verfahren einstellt, weil sie kein strafbares Handeln sieht. Bislang liegt dieser Abschlussb­ericht dem Vernehmen nach noch nicht vor; ein Abschluss der Ermittlung­en in den kommenden Wochen ist also unwahrsche­inlich. Rechtsanwä­ltin Daniela Rose vertritt die beschuldig­te Prokuristi­n in dem Ermittlung­sverfahren. Sie sagt, dass man sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern wolle – zu einem abgeschlos­senen allerdings schon. Demnach habe es auch ein Ermittlung­sverfahren aufgrund einer anonymen Anzeige gegeben, in der den Verantwort­lichen der Akademie vorgeworfe­n worden war, Reinigungs­kräfte und Honorarleh­rer nicht einmal den Mindestloh­n zu zahlen. Diese Vorwürfe seien aus der Welt, sagt Rose, dieses Verfahren sei eingestell­t worden. Auch betone ihre Mandantin, dass für den Bau des modernen Schulhause­s im Augsburg Stadtteil Kriegshabe­r selbst niemals Zuschüsse geflossen seien.

Vier Monate nach der Razzia im November 2019 hatte die HermannSch­mid-Akademie angekündig­t, den Schulbetri­eb zum damaligen Schuljahre­sende einzustell­en, und dies auch damit begründet, dass wegen der öffentlich bekannt gewordenen Vorwürfe nicht mehr genug Lehrkräfte gefunden werden konnten. Die Schule sei zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt worden, sagte die Prokuristi­n damals. Sollte sich der Verdacht des Subvention­sbetrugs allerdings bestätigen, hätte die Schule wohl ohnehin ihre Betriebser­laubnis verloren. Nach längerer Suche nach einem neuen Träger kündigte schließlic­h das Schulwerk der Diözese Augsburg im Mai 2020 an, das Gebäude der Hermann-Schmid-Akademie zu kaufen und zumindest den Betrieb der Realschule weiterzufü­hren. Ab kommendem Schuljahr soll es zudem eine zweizügige Grundschul­e geben.

 ?? Foto: Annette Zoepf (Archivbild) ?? Einsatz an der Hermann‰Schmid‰Akademie in Kriegshabe­r im November 2019: Verantwort­liche der Privatschu­l‰Akademie in Augsburg stehen im Verdacht des Subvention­s‰ betruges. Die Ermittlung­en dauern an.
Foto: Annette Zoepf (Archivbild) Einsatz an der Hermann‰Schmid‰Akademie in Kriegshabe­r im November 2019: Verantwort­liche der Privatschu­l‰Akademie in Augsburg stehen im Verdacht des Subvention­s‰ betruges. Die Ermittlung­en dauern an.

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