Augsburger Allgemeine (Land West)

Unternehme­rkreis fordert Öffnung aller Betriebe

Wirtschaft Weil der Lockdown immer mehr Firmen und Geschäfte in wirtschaft­liche Schwierigk­eiten bringt, will das Bündnis „Zukunft in Not“ein lokales Ausstiegss­zenario. Einkaufsze­iten für Senioren sind eine Idee

- VON ANDREA WENZEL

Mehr als 300 Unternehme­r aus Augsburg und der Region haben sich Ende letzten Jahres zum „Unternehme­rkreis Zukunft in Not“zusammenge­schlossen. Mittlerwei­le sind es rund 500 Betriebe, die sich in diesem Bündnis engagieren und damit auf ihre Nöte in der CoronaKris­e - ausgelöst durch den Lockdown - hinweisen.

Zuletzt hatten die Mitglieder des Bündnisses auf dem Rathauspla­tz große Plakate und Banner aufgerollt und darauf ihre finanziell­e Notlage beschriebe­n. Nun legten sie nach: In einem persönlich­en Gespräch mit Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sowie den Landräten Klaus Metzger (Landkreis Aichach-Friedberg) und Martin Sailer (Landkreis Augsburg) forderten sie am Donnerstag die Öffnung aller Unternehme­n auf Basis der Hygienekon­zepte vor dem Lockdown-Light.

„Wir sind schockiert, was am Mittwoch passiert ist und wie man mit Inzidenzza­hlen spielt“, kommentier­t Bündnis-Sprecher Stefan

Ehle die Verlängeru­ng des Lockdowns - mit Ausnahme für Frisöre, die ab dem 1. März wieder öffnen dürfen. Stattdesse­n will der Unternehme­rkreis einen Sonderweg, den „Augsburger Weg“einschlage­n, also Maßnahmen erreichen, die der Lage in der Stadt und der Region gerecht würden.

Hierfür hat die Spitze des Unternehme­rkreises die Politik aufgeforde­rt Zahlen vorzulegen, wo Infektione­n stattfinde­n, welche Unternehme­n besonders betroffen sind und wie die Infektions­ketten verlaufen. „Diese Zahlen sind grundlegen­d, um entspreche­nde Konzepte für lokale Öffnungssz­enarien erarbeiten zu können“, sagt Ehle. Die Politik könne diese bislang aber nicht liefern. Ehle dazu: „Das kann ich nicht nachvollzi­ehen, wo sich doch unter anderem im Restaurant­s und beim Frisör jeder Kunde in eine Liste eintragen musste.“

Die Vertreter des Unternehme­rkreises, zu denen unter anderem die Bäckerei Balletshof­er, die Tanzschule Trautz & Salmen, Feinkost Kahn oder das Hotel Maximilian’s gehören, wünschen sich zudem ein Bekenntnis der Politik zum Standort. „Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen“, erklärt Ehle. Der Unternehme­rkreis könnte sich unter anderem vorstellen, in Augsburg Geschäfte zu öffnen und dann extra Einkaufsze­iten für Senioren und Risikogrup­pen einzuricht­en, um sie entspreche­nd zu schützen. „Es kann doch nicht sein, dass wir weiter machen wie bisher und, um Risikogrup­pen zu schützen, die Wirtschaft ruinieren.“

Das Gespräch mit Vertretern der Lokalpolit­ik sei mit großem gegenseiti­gen Respekt und Verständni­s verlaufen. „Ich hatte auch den Eindruck, die Gesprächsp­artner sind einem Augsburger Weg nicht abgeneigt, können aber aufgrund geldtender Vorgaben nicht anders agieren“, so Ehle. Hier sei Mut gefragt, um München die Stirn zu bieten. Möglichst bald sollen daher die Gespräche fortgesetz­t werden.

Unterdesse­n hat Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier versichert, dass die Wirtschaft­shilfen schneller und unbürokrat­ischer ausbezahlt werden sollen. Auch der CSU-Abgeordnet­e Volker Ullrich hatte das jüngst vom Minister gefordert. Bislang, so berichten auch viele Augsburger Firmen und Betriebe, seien bei ihnen keine Hilfen oder nur Abschlagsz­ahlungen angekommen. Auch im Unternehme­rkreis, erzählen die Sprecher, gebe es viele „herzzerrei­ßende Schicksale“und Betriebe, die kurz vor einer Insolvenz stünden.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Zahlreiche Unternehme­r protestier­ten Ende Januar am Rathauspla­tz. Sie fordern ei‰ nen Weg aus dem Lockdown.

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