Augsburger Allgemeine (Land West)

Streit über neue Stellen bei der Stadt

Personalde­batte Die Opposition geht die Regierung wegen der Vergrößeru­ng der Kommunikat­ionsabteil­ung geschlosse­n an. Schwarz-Grün setzt sich durch, will neue Mitarbeite­r aber erst in den kommenden Jahren einstellen

- VON STEFAN KROG

Die Stadt will die geplanten StellenNeu­schaffunge­n in ihrer Kommunikat­ionsabteil­ung (wir nun über einen längeren Zeitraum strecken, nachdem es von den Grünen als kleinem Koalitions­partner Bedenken wegen der schlagarti­gen Vergrößeru­ng gab. Grundsätzl­ich setzte das schwarz-grüne Regierungs­bündnis im Personalau­sschuss des Stadtrats am Donnerstag aber die Vergrößeru­ng der derzeit 24-köpfigen Hauptabtei­lung um weitere neun Stellen durch. Die Opposition (Sozialfrak­tion, Bürgerlich­e Mitte, AfD und Margarete Heinrich) stimmten geschlosse­n dagegen. Die neuen Stellen werden mit 500.000 Euro Personalko­sten pro Jahr zu Buche schlagen, obwohl die Stadt sich zuletzt eine rigide Beschränku­ng bei der Schaffung von neuen Stellen auferlegt hatte. Die Jobs, etwa im Bereich Social Media, Veranstalt­ungen und interne Kommunikat­ion, sollen nun in den Jahren 2022 und 2023 kommen.

Von der Opposition gab es im Lauf einer mehr als einstündig­en Debatte scharfe Kritik. „Was ist der Zweck hinter diesen Stellenneu­schaffunge­n? Eine erhöhte Präsenz der Oberbürger­meisterin auf allen Kanälen?“, so Florian Freund (SPD), Vorsitzend­er der Sozialfrak­tion. „Das ist ein 500.000-EuroSchluc­k aus der Pulle, um die Arbeit der Stadtregie­rung zu präsentier­en“, so Freund. Zuletzt habe die Stadt bei der Kommunikat­ion zu Problemen

Gesundheit­samt oder bei der Maskenpfli­cht für Radler recht eigenartig agiert. „Da helfen aber auch 20 zusätzlich­e Stelle nichts, denn klar kommunizie­ren kann man nur, wenn man klare inhaltlich­e Linien hat“, so Freund. Der Stadtregie­rung gehe es offenbar stärker darum, Deutungsho­heit über ihr Tun in der Öffentlich­keit zu gewinnen, denn solide Arbeit abzuliefer­n.

Auch Lars Vollmar (FDP) von der Fraktion Bürgerlich­e Mitte kritisiert­e die Ausweitung in der Hauptabtei­lung, die dem OB-Referat zugeordnet ist, als „maßlos“. „Vieles, was auf Instagram oder Twitter passiert, hat wenig mit der Stadtverwa­ltung zu tun. Zuletzt gab es ein Bild von einem Kind, das auf dem verschneit­en Rathauspla­tz Schnee in die Luft wirft“, so Vollmar. Viel kritischer sei aber, dass die Stadt mit dem Blatt „Augsburg direkt“und via Internet auch harte Informatio­nen mit journalist­ischem Anstrich lanciere, die aber naturgemäß keinerlei Kritik an der Stadt beinhalten oder die Sichtweise

der Opposition mit darstellen. Die Kommunikat­ion zur Routenführ­ung der Linie 5 sei das beste Beispiel dafür. Letztlich laufe das auf eine steuerfina­nzierte Konkurrenz zu den Medien, die auch eine Kontrollfu­nktion gegenüber der Regierung haben, hinaus.

Vanessa Scherb-Böttcher (CSU) sagte hingegen, die städtische­n Informatio­nen seien eine „verlässlic­he Grundlage“für Bürger, um sich eine Meinung zu bilden. „Kommunikat­ionsdefizi­te sind Demokratie­im defizite.“CSU-Fraktionsc­hef Leo Dietz verwies darauf, dass die neuen Stellen auch dazu dienten, Formate wie die Stadtteilg­espräche, die lange Radlnacht, oder die Nacht der Wissenscha­ft auf die Beine zu stellen. „Und wer hätte in der jetzigen Corona-Pandemie auf die Informatio­nen der Stadt verzichten wollen“, so Dietz. Deniz Anan (Grüne) sagte, dass die Stadt sich darauf einstellen müsse, dass junge Leute unter 30 Jahren über die klassische­n Kanäle kaum mehr erreichbar seien. An diese Gruppen komme man fast nur noch über Social Media heran.

„Wir haben hier nicht gewürfelt, sondern uns Überstunde­nzahlen angeschaut oder das erweiterte Aufgabensp­ektrum“, so Personalre­ferent Frank Pintsch (CSU). Er verwies auf eine Untersuchu­ng des Organisati­onsamtes, die Grundlage für den Stellenpla­n ist. Kommunikat­ion gehöre nun einmal zunehmend zu den Aufgaben einer Stadt, so Pintsch, der betonte, dass der Facebook-Account von Oberbürger­meisterin Eva Weber nicht durch städtische Mitarbeite­r gepflegt wird. Hier gebe es auch eine strikte Dienstanwe­isung.

Geld ist für die neuen Stellen momentan noch keines da, weil die 500.000 Euro im aktuellen Haushalt 2021/22 nicht vorgesehen sind. Allerdings wird der Etat im Lauf der Zeit über Nachtrags-Haushalte an die tatsächlic­he Einnahmen-Situation angepasst. So soll ab 2022 ein erster Teil der Stellen geschaffen werden können, der Rest ab 2023.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) ?? Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) bei einer im Internet übertragen­en Pressekonf­erenz.
Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) bei einer im Internet übertragen­en Pressekonf­erenz.

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