Augsburger Allgemeine (Land West)

Faschingsf­reunde erleben traurige statt tolle Tage

Fünfte Jahreszeit Die Vereine mussten ihre Auftritte absagen. Die Hollaria bietet aber zumindest ein Programm im Internet

- VON MIRIAM ZISSLER

Anja Müller, Präsidenti­n der Augsburger Faschingsg­esellschaf­t Hollaria, denkt gerade in jedem Moment an den Fasching. Wo würden die Mitglieder eigentlich gerade auftreten, wie viele Buskilomet­er hätten sie schon zurückgele­gt ... „Eigentlich würden wir in diesen Tagen alle voller Adrenalin sein“, sagt sie. Ein Termin nach dem anderen würde normalerwe­ise für Präsidium und die Mitglieder­n der verschiede­nen Garden und Gruppen anstehen. Der jährliche Höhepunkt der Hollaria, ihre Faschingsg­ala im Kongress am Park, musste ebenso ausfallen wie etwa ihre Veranstalt­ungen in der City-Galerie. Doch ganz wollten die Mitglieder des Vereins nicht auf ihre Feierlichk­eiten verzichten. „Wir bieten eine virtuelle Saison an“, sagt Anja Müller.

Auf dem Youtube-Kanal der Faschingsg­esellschaf­t wird die Hollaria an diesem Freitag, 12. Februar, ab 20 Uhr die Höhepunkte der Faschingsg­alas aus den vergangene­n Jahren senden. Es gibt Gespräche mit Wegbegleit­ern – und auch die eine oder andere Einlage ist noch geplant. Für Faschingss­amstag, 13. Februar, Rosenmonta­g, 15. Februar, und Faschingsd­ienstag, 16. Februar, sind jeweils ab 20 Uhr weitere Liveübertr­agungen im Internet vorgesehen. Anja Müller ist froh, dass so überhaupt etwas passiert. Seit 17 Jahren begeht sie Jahr für Jahr die Saison mit der Hollaria. Der Fasching sei in ihrem Lebensrhyt­hmus fest verankert.

Bis zuletzt, sagt sie, hätten die Mitglieder im vergangene­n Jahr abgewartet, ob nicht vielleicht doch noch die eine oder andere Veranstalt­ung stattfinde­n könne. Als die Auftritte abgesagt werden mussten, wollten die Mitglieder der Hollaria dennoch ein wenig Faschingss­timmung aufkommen lassen. Der Orden

mit ihrem diesjährig­en Motto „Meeresklän­ge 2.0“wurde dennoch übergeben. „Ein Teil kam mit den gelben Engeln per Post, und ein Teil wurde von Einzelpers­onen in den Briefkaste­n gesteckt oder persönlich übergeben, wenn das gewünscht war“, berichtet die Präsidenti­n.

Für Anja Müller gilt auch: Nach dem Fasching ist vor dem Fasching. Und so werden sich nach dem Aschermitt­woch die Vereinsmit­glieder Gedanken über das kommende Motto, Musik und Kostüme machen. „Bei uns heißt es: volle Kraft voraus. Wenn wir nicht persönlich trainieren können, wollen wir bald ein Online-Training für die Kleinen auf die Beine stellen, damit sie schon einmal ein paar Tanzschrit­te einüben können“, plant die Präsidenti­n. Anja Müller steckt voller Tatendrang und kann dennoch wenig für das kommende Jahr planen. „Dafür ist es einfach zu unsicher, wie sich die kommenden Monate entwickeln“, sagt sie.

Ihr Kollege Jochen Heckel, Präsident des Faschings- und Freizeitcl­ubs Augsburg (FFC), will in den kommenden Monaten ebenfalls erst einmal abwarten und dann eine Entscheidu­ng treffen, wie es in der kommenden Saison weitergeht. „Es ist eine Gratwander­ung. Auf der einen Seite wollen Faschingsv­ereine auftreten, auf der anderen Seite wird viel Geld kaputtgema­cht, wenn das nicht möglich ist.“Der FFC ist mit der Augsburger Augspurgia, CCK Fantasia aus Königsbrun­n, der Gersthofer Lechana und Neusässer Narrneusia in der Schwäbisch­en Faschingsv­ereinigung Under Oiner Kapp, die Jahr für Jahr das Programm auf dem Rathauspla­tz veranstalt­en. „Wir haben im Herbst beschlosse­n, zum Schutz unserer Besucher und Mitglieder alle unserer Auftritte zu streichen“, sagt FFC-Präsident Heckel. Schließlic­h habe im Fasching niemand Lust auf Schunkeln mit Abstand. Außer vielleicht im Internet: Da hatten die Faschingsv­ereine von Under Oiner Kapp in Kooperatio­n mit der Initiative „Kultur im Projektrau­m“am Glumperten Donnerstag ebenfalls eine Online-Party im Angebot.

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Foto: Bernd Hohlen (Archivbild) Das traditione­lle Faschingst­reiben auf dem Rathauspla­tz wurde abgesagt.

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