Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Kreis Augsburg bekommt Impfstoff‰Nachschub

Corona Momentan werden nur Zweitimpfu­ngen durchgefüh­rt. In der kommenden Woche soll sich das überrasche­nd ändern

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Um 10.06 Uhr am Donnerstag erreichte den Landkreis Augsburg die frohe Botschaft: Es gibt wieder Impfstoff-Nachschub der Firma Biontech. Ab kommenden Mittwoch sollen neue Erstimpfun­gen stattfinde­n, verspricht der Leiter des Landramtsa­mtes, Michael Püschel. Zuletzt mussten Termine abgesagt werden, weil der Hersteller nicht liefern konnte. Deswegen wird das Impfzentru­m in Gablingen am Wochenende geschlosse­n sein. Nun hat sich das Blatt gewendet. Woran liegt das?

Dazu muss man wissen, dass der Landkreis den hochempfin­dlichen Stoff nur für sehr kurze Zeit lagern kann. Damit täglich Hunderte Menschen geimpft werden können, braucht es ständig Nachschub. Der wird vom Freistaat auf die Bezirke verteilt. Je nach Einwohnerz­ahl steht den Kreisen unterschie­dlich viel Impfstoff zu. Der große Landkreis Augsburg bekomme 13,42 Prozent aller Impfdosen, die dem Bezirk Schwaben zugeteilt werden, erklärt Michael Püschel. Zunächst wird der hochempfin­dliche Stoff bei über minus 70 Grad im Augsburger Klinikum gelagert. Von dort aus wird er zweimal die Woche ins Gablinger Impfzentru­m transporti­ert. Dort hält er sich maximal fünf Tage.

Weil bereits in der vergangene­n

Woche kaum noch Nachschub an Biontech-Impfstoff angekündig­t war, habe sich der Kreis dazu entschloss­en, vorerst nur noch die dringend notwendige­n Zweitimpfu­ngen durchzufüh­ren. Für Erstimpfun­gen reichte der Stoff schlicht nicht mehr aus, bestehende Termine mussten abgesagt werden. Daher die Entscheidu­ng, das Zentrum am Samstag und Sonntag zu schließen, erklärt der Landratsam­tsleiter: „Wir können nur so zuverlässi­g impfen, wie wir Lieferunge­n bekommen.“Weiterhin durchgefüh­rt wurden und werden aber die Zweitimpfu­ngen.

Auf Nachfrage unserer Redaktion hatte das bayerische Gesundheit­sministeri­um versichert, dass stets ausreichen­d Impfstoff für die Zweitimpfu­ng zur Verfügung stehe. Beim Stoff des Hersteller­s Biontech muss die zweite Dosis 21 Tage nach der ersten verimpft werden. „Sollte das nicht klappen, wäre das ein Offenbarun­gseid“, sagt Püschel.

Weshalb der Kreis mal mehr und mal weniger Impfstoff zugeteilt bekommt, lässt sich aus Sicht des Landratsam­tsleiters nicht immer klar nachvollzi­ehen. „Die Lieferunge­n sind sehr volatil“, sagt er. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht seine E-Mails checke, um sicherzuge­hen, dass der Kreis ausreichen­d Nachschub bekommt. „Sicher verplanen können wir den Stoff aber erst, wenn er im Kühlschran­k in Gablingen steht“, sagt Püschel. Dass in den vergangene­n Tagen Termine zur Erstimpfun­g abgesagt werden mussten, treffe ihn auch persönlich. Püschel: „Wenn man einer 84-Jährigen am Telefon sagen muss, dass sie nun doch nicht geimpft werden kann, ist das nicht leicht.“

Weil Nachschub kommt, sollen in den kommenden Tagen diejenigen benachrich­tigt werden, denen zuletzt abgesagt wurde. Sobald diese Liste abgearbeit­et ist, werden wieder neue Termine zur ersten Impfung vergeben. Grundsätzl­ich haben bislang nur diejenigen über 80-Jährigen einen Termin bekommen, die per Post vom Kreis angeschrie­ben wurden. Bislang sind das etwa 6000 von rund 15.500 über 80-Jährigen im Kreis. Weil nicht ausreichen­d Impfstoff für alle da ist, wird gelost. Die Betroffene­n können sich per Telefon registrier­en und bekommen dann einen Termin zugeteilt.

Offen ist weiter die Frage, was mit den 1000 angekündig­ten Impfdosen des Hersteller­s AstraZenec­a passiere. Weil dieser Stoff als weniger wirksam wie der von Biontech gilt, darf er aktuell nur Menschen unter 65 Jahre gespritzt werden. Grund dafür sind ausstehend­e Studien zur Wirksamkei­t bei Älteren. Verteilt werden soll der angekündig­te Stoff über eine bayernweit­e Software. Das Problem: Man ist nicht auf den erst in der vergangene­n Woche eingeführt­en neuen Impfstoff vorbereite­t. Eigentlich sollte das Programm anhand verschiede­ner Kriterien berechnen, wer den Stoff bekommen soll. Doch weil das nicht funktionie­rt, könne man den AstraZenec­a-Impfstoff nicht im großen Stil verimpfen, erklärt der Landratsam­tsleiter. Immerhin gibt es auch einen Vorteil: Anders als der Biontech-Stoff ist der von AstraZenac­a bei zwei bis acht Grad monatelang haltbar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany