Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Kreis Augsburg bekommt ImpfstoffNachschub
Corona Momentan werden nur Zweitimpfungen durchgeführt. In der kommenden Woche soll sich das überraschend ändern
Landkreis Augsburg Um 10.06 Uhr am Donnerstag erreichte den Landkreis Augsburg die frohe Botschaft: Es gibt wieder Impfstoff-Nachschub der Firma Biontech. Ab kommenden Mittwoch sollen neue Erstimpfungen stattfinden, verspricht der Leiter des Landramtsamtes, Michael Püschel. Zuletzt mussten Termine abgesagt werden, weil der Hersteller nicht liefern konnte. Deswegen wird das Impfzentrum in Gablingen am Wochenende geschlossen sein. Nun hat sich das Blatt gewendet. Woran liegt das?
Dazu muss man wissen, dass der Landkreis den hochempfindlichen Stoff nur für sehr kurze Zeit lagern kann. Damit täglich Hunderte Menschen geimpft werden können, braucht es ständig Nachschub. Der wird vom Freistaat auf die Bezirke verteilt. Je nach Einwohnerzahl steht den Kreisen unterschiedlich viel Impfstoff zu. Der große Landkreis Augsburg bekomme 13,42 Prozent aller Impfdosen, die dem Bezirk Schwaben zugeteilt werden, erklärt Michael Püschel. Zunächst wird der hochempfindliche Stoff bei über minus 70 Grad im Augsburger Klinikum gelagert. Von dort aus wird er zweimal die Woche ins Gablinger Impfzentrum transportiert. Dort hält er sich maximal fünf Tage.
Weil bereits in der vergangenen
Woche kaum noch Nachschub an Biontech-Impfstoff angekündigt war, habe sich der Kreis dazu entschlossen, vorerst nur noch die dringend notwendigen Zweitimpfungen durchzuführen. Für Erstimpfungen reichte der Stoff schlicht nicht mehr aus, bestehende Termine mussten abgesagt werden. Daher die Entscheidung, das Zentrum am Samstag und Sonntag zu schließen, erklärt der Landratsamtsleiter: „Wir können nur so zuverlässig impfen, wie wir Lieferungen bekommen.“Weiterhin durchgeführt wurden und werden aber die Zweitimpfungen.
Auf Nachfrage unserer Redaktion hatte das bayerische Gesundheitsministerium versichert, dass stets ausreichend Impfstoff für die Zweitimpfung zur Verfügung stehe. Beim Stoff des Herstellers Biontech muss die zweite Dosis 21 Tage nach der ersten verimpft werden. „Sollte das nicht klappen, wäre das ein Offenbarungseid“, sagt Püschel.
Weshalb der Kreis mal mehr und mal weniger Impfstoff zugeteilt bekommt, lässt sich aus Sicht des Landratsamtsleiters nicht immer klar nachvollziehen. „Die Lieferungen sind sehr volatil“, sagt er. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht seine E-Mails checke, um sicherzugehen, dass der Kreis ausreichend Nachschub bekommt. „Sicher verplanen können wir den Stoff aber erst, wenn er im Kühlschrank in Gablingen steht“, sagt Püschel. Dass in den vergangenen Tagen Termine zur Erstimpfung abgesagt werden mussten, treffe ihn auch persönlich. Püschel: „Wenn man einer 84-Jährigen am Telefon sagen muss, dass sie nun doch nicht geimpft werden kann, ist das nicht leicht.“
Weil Nachschub kommt, sollen in den kommenden Tagen diejenigen benachrichtigt werden, denen zuletzt abgesagt wurde. Sobald diese Liste abgearbeitet ist, werden wieder neue Termine zur ersten Impfung vergeben. Grundsätzlich haben bislang nur diejenigen über 80-Jährigen einen Termin bekommen, die per Post vom Kreis angeschrieben wurden. Bislang sind das etwa 6000 von rund 15.500 über 80-Jährigen im Kreis. Weil nicht ausreichend Impfstoff für alle da ist, wird gelost. Die Betroffenen können sich per Telefon registrieren und bekommen dann einen Termin zugeteilt.
Offen ist weiter die Frage, was mit den 1000 angekündigten Impfdosen des Herstellers AstraZeneca passiere. Weil dieser Stoff als weniger wirksam wie der von Biontech gilt, darf er aktuell nur Menschen unter 65 Jahre gespritzt werden. Grund dafür sind ausstehende Studien zur Wirksamkeit bei Älteren. Verteilt werden soll der angekündigte Stoff über eine bayernweite Software. Das Problem: Man ist nicht auf den erst in der vergangenen Woche eingeführten neuen Impfstoff vorbereitet. Eigentlich sollte das Programm anhand verschiedener Kriterien berechnen, wer den Stoff bekommen soll. Doch weil das nicht funktioniert, könne man den AstraZeneca-Impfstoff nicht im großen Stil verimpfen, erklärt der Landratsamtsleiter. Immerhin gibt es auch einen Vorteil: Anders als der Biontech-Stoff ist der von AstraZenaca bei zwei bis acht Grad monatelang haltbar.