Augsburger Allgemeine (Land West)
Neue Antriebswagen für die Staudenbahn
Verkehr Die Bayerische Regiobahn hat für die Staudenbahn, die ab Dezember 2022 zwischen Augsburg und Gessertshausen verkehren soll, Dieseltriebwagen des Herstellers Alstom beschafft
Landkreis Augsburg Ab Dezember 2022 sollen neue Züge als Staudenbahn zwischen Augsburg und Gessertshausen fahren. Das heißt aber nicht, dass es auf der Strecke zusätzliche Verbindungen gibt.
Die neuen Züge der Staudenbahn sollen laut der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) weitestgehend in Zeiten verkehren, in denen heute die Verstärkerzüge des Fugger-Expresses unterwegs sind – sofern dies die infrastrukturellen Gegebenheiten zulassen würden. Andernfalls würden die Fahrzeiten um wenige Minuten geändert, teilt die BEG auf Nachfrage mit. Sie plant, finanziert und kontrolliert den Schienenpersonennahverkehr in Bayern.
Wie viele Neufahrzeuge für die Staudenbahn auf die Schienen gesetzt werden, bleibt ein Geheimnis. Weder von der BEG noch von der Bayerischen Regiobahn (BRB), die die Neufahrzeuge für den Betrieb beschafft, gibt es dazu eine Auskunft. Laut BEG wurde die Zahl der Fahrzeuge so gewählt, dass „damit auch das geplante stündliche Zugangebot auf der Staudenbahn erbracht werden kann“.
Bei den neuen Triebwagen handelt es sich um den Typ Lint von Alstom. Er wird mit Diesel betrieben und ist ein Bestseller des Herstellers aus Salzgitter. Über 750 der Dieseltriebwagen sind zum Beispiel auf Regionalstrecken für die Deutsche Bahn schon unterwegs. Auch im Bayerischen Oberland fahren seit dem Sommer Züge vom Typ Lint. Anwohner beklagen sich allerdings, dass die Triebwagen zu laut seien. Rollstuhlfahrer beschwerten sich, dass sie zum Einsteigen eine Rampe benötigen.
Kritik kommt auch von Hubert Teichmann, dem Geschäftsführer der Bahnbetriebsgesellschaft Stau
Er nimmt aber nicht die neuen Triebwagen ins Visier, sondern die Einschätzung des StaudenbahnSchienenweg-Trägervereins. Der Vorsitzende Josef Böck hatte die technisch nicht gesicherten Bahnübergänge moniert. Teichmann stellt klar: „Die Strecke ist ohne Beschränkungen betriebsfähig.“Er hatte vorgeschlagen, die Strecke zwischen Gessertshausen und Fischach vorübergehend schon ab Dezember 2022 zu befahren.
Laut Teichmann müssten etwa 80 Prozent der bayerischen Nebenbahnen sofort stillgelegt werden, wenn der für die Staudenbahn angelegte Maßstab bayernweit zugrunde gelegt werde. Teichmann: „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, und die Stauden gehen wie immer leer aus.“Besonders die Äußerungen von Josef Böck stießen bei ihm auf Unverständnis. „Herr Böck scheint seine Strecke nicht wirklich zu kennen, denn ansonsten wüsste er, dass man zwischen Gessertshausen und Fischach nur eine Langsamfahrstelle am Haltepunkt Margertshausen hat.“Da dort ohnehin gehalten werde, spiele das keine Rolle, so Teichmann. Ansonsten könne auf der Strecke durchgehend mit Tempo 60 gefahren werden.
Ein Lokführer erklärt nach dem jüngsten Bericht über die Staudenden. bahn in einem Leserbrief, dass ein regelmäßiger Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Gessertshausen und Fischach möglich sei.
Er sei regelmäßig auf Bahnstrecken unterwegs ist, bei denen eine Höchstgeschwindigkeit von 60 oder 50 gelte, an Bahnübergängen ohne Schranken gepfiffen werde oder auch auf 20 Stundenkilometer abgebremst werden müsse. Es gebe außerdem eine Reihe von Bahnsteigen, bei denen Fahrgäste nur mit Rampe in den Zug kommen würden. Der Trägerverein hatte jüngst angemerkt, dass der Bahnsteig in Fischach nicht für moderne Triebwagen ausgelegt sei.
Ein „Vorlaufbetrieb“ist in den Augen von Teichmann kein Hindernis für die spätere Komplettlösung. Der meiste bauliche Aufwand entstehe südlich von Fischach, vor allem aber in der Fischacher Ortsdurchfahrt. Der Abschnitt von Gessertshausen nach Fischach müsse keinesfalls ein Jahr außer Betrieb gehen. Ähnlich wie bei Sanierungsarbeiten auf Bestandsstrecken könne dies in den großen Ferien umgesetzt werden. „Ich finde es immer toll, wenn Politiker mir meinen Job erklären wollen“, sagt Teichmann. In der Region herrsche anscheinend die Ansicht vor, dass „nur teure Lösungen gute Lösungen sind“.