Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie sich Reisebüros für die nächste Saison rüsten
Wegen Corona fällt Urlaub für viele seit Monaten aus. Doch die Impfungen und der Ausblick auf den Sommer machen Hoffnung. Wie Augsburger Reiseunternehmen reagieren und was sie Kunden derzeit raten
Die Corona-Pandemie hat die Welt noch immer fest im Griff, das trifft weiter auch die Reisebüros. Gerade einmal alle zwei Tage, erzählt Erika Schmutz, Inhaberin des Reisebüro hinter dem Perlach, würde sie derzeit Kunden am Telefon beraten. „Aber nicht immer erfolgt daraus auch eine Buchung.“Weil für sehr viele Länder Einreisebeschränkungen – dazu gehören Corona-Tests oder Quarantänemaßnahmen – gelten oder die Einreise ganz verboten ist, sei das Reisen derzeit schwierig. Ganz abgesehen davon, was ist, sollte im Hotel vor Ort ein Corona-Fall auftreten. „Natürlich könnte ich einfach buchen und mir denken, der Kunde muss diese Risiken selbst einkalkulieren. Aber ich habe eine Verantwortung und weise deshalb auf diese Tatsachen und Eventualitäten hin“, sagt Schmutz. Auch auf die Gefahr hin, dass ein Kunde deshalb abspringt. „So wie zur Zeit macht das Arbeiten keinen Spaß“, sagt Schmutz. Ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Folgen.
Die Reisebranche gehört zu jenen Branchen, die von Corona arg gebeutelt wurde. Im letzten Jahr waren viele Reisebüros, auch in Augsburg, vor allem damit beschäftigt, Reisen umzubuchen oder zu stornieren.Viel Arbeit, keine Einnahmen – weil der Kunde direkt an den Veranstalter bezahlt und das vermittelnde Reisebüro nur verdient, wenn der Kunde die Reise antritt und so die Provision ausbezahlt wird. Rund 11.000 Reisebüros in Deutschland, hieß es im vergangenen Jahr seitens des Deutschen Reisebüroverbands, seien ohne staatliche Hilfen in ihrer Existenz bedroht. Das Augsburger Unternehmen Domberger hatte wegen Corona Ende des vergangenen Jahres bekannt gegeben, sein Geschäft mit Busreisen aufzugeben.
Und immer noch herrscht viel Unsicherheit. „Selbst wenn die Kunden jetzt Reisen für Pfingsten oder den Sommer buchen, ist ja nicht klar, ob sie diese auch antreten können“, sagt Erika Schmutz. Keiner könne die weitere Entwicklung der Fallzahlen genau abschätzen. Womöglich dürfen in manche Länder auch nur geimpfte Personen einreisen. „Das macht es kaum planbar“, sagt die Expertin.
Doch all dem zum Trotz will Erika Schmutz optimistisch bleiben: „Es hilft nichts, da müssen wir jetzt durch. Irgendwann wird Reisen schon wieder möglich sein“, kommentiert die Reiseexpertin. Immerhin sind Reisen für Pfingsten und Sommer grundsätzlich buchbar. Teils auch ohne größeres Risiko, weil Veranstalter gegen sehr geringen Aufpreis kostenlose Stornierungen oder Umbuchungen bis kurz vor Reisebeginn ermöglichen. „Auch Anzahlungen fallen vielfach weg“, so Schmutz weiter.
Für Philipp Hörmann, Geschäftsführer von Hörmann Reisen, ein gutes Argument, warum man trotz Corona schon jetzt seinen Sommerurlaub planen und buchen sollte. „Die Kunden haben alle Flexibilität zu gegebener Zeit auf die aktuelle Lage zu reagieren. Gleichzeitig können sie sich jetzt die entsprechenden Frühbucherrabatte sichern“, rechnet Hörmann vor. Dass die Menschen große Lust haben, wieder zu verreisen, spüre man im Moment deutlich, auch wenn die Anfragen im Hörmann-Reisebüro nur langsam mehr werden.
Doch der Reisefachmann blickt weiter optimistisch in die Zukunft, auch weil der Familienbetrieb, zu dem auch der Reiseveranstalter Hörmann Reisen gehört, in diesem Jahr sein 85-jähriges Jubiläum feiert. „Wir lieben Reisen, das ist unsere Leidenschaft. Also wollen wir auch alles dafür tun, dass dies wieder möglich wird“, so Hörmann. Den traditionellen Katalog mit Rund-, Bade- und Musical-Reisen gibt es daher schon online. Im März soll auch jener für die Tagesreisen folgen. Auch Hörmann bietet für den Fall der Fälle Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten an. Denn ob auch alle Reisen tatsächlich wie geplant stattfinden können, kann er nicht versprechen. Ab dem Frühling schätzt Philipp Hörmann, wird Reisen aber einfacher und mit entsprechenden Hygienemaßnahmen auch ohne größere Risiken möglich sein. Darauf setzt man auch beim Reisebüro Oberfuchshuber in der Viktoriapassage. Vor allem Urlaub innerhalb der Europäischen Union sollte dann, wie schon im vergangenen Sommer, möglich sein. „Wir setzen außerdem auch große Hoffnungen auf das Impfen. Wenn es so läuft wie geplant, könnte das große Erleichterungen auch fürs Reisen bringen“, sagt Andrea Oberfuchshuber.
Und auch wenn nach wie vor einige Unsicherheiten bestehen bleiben, animiert sie Menschen, an den Sommerurlaub zu denken. „Wer genaue Vorstellungen hat, was er will, sollte jetzt buchen, bevor es vergriffen ist.“Die besten Schnäppchen seien darüber hinaus die Frühbucher-Angebote und nicht Last-Minute. Einzige Einschränkung: Wer eine Fernreise plant, sollte sich mit dem Buchen noch Zeit lassen. „Hier muss man tatsächlich noch abwarten, welche Einreisebestimmungen in den Ländern künftig gelten werden“, erklärt die Reiseexpertin.