Augsburger Allgemeine (Land West)
„Es ist gigantisch, unglaublich“
Andrea Nöll freuen die deutschen WM-Erfolge
Andrea Nöll zählt zu den besten Masters-Alpin-Skifahrerinnen in Deutschland. Die 50-Jährige gewann 2020 bei den Winter World Masters Games in Innsbruck in ihrer Altersklasse zwei Bronzemedaillen. Doch Corona bremste die Lehrerin aus dem Gersthofer Stadtteil Batzenhofen, die für den TSV Firnhaberau startet, in diesem Winter aus. Dafür verfolgte sie den fulminanten Start der deutschen Skifahrer bei der WM in Cortina d’Ampezzo wie viele andere vor dem Fernseher.
Was sagen Sie zu den drei Silbermedaillen von Romed Baumann, Kira Weidle und Andreas Sander?
Andrea Nöll: Wir haben die Abfahrt gerade gesehen. Es ist gigantisch, unglaublich – vier Alpin-Wettbewerbe und drei Silbermedaillen. Eine Zeit lang hatten wir ja durchaus Fahrer, die unter die ersten drei kommen konnten und damit schon eine gewisse Erwartungshaltung. Aber in diesem Winter waren die deutschen Läufer ja nicht wirklich dran. Sie sind gefahren wie die Amerikaner, die sonst bei solchen WMWettbewerben über sich hinauswachsen.
Welche Medaille hat Sie am meisten überrascht?
Nöll: Mich freuen alle drei Medaillen. Aber wenn ich ein Ranking machen müsste, ist es die von Romed Baumann. Der ist ja auch schon 35 und war im österreichischen Team vollkommen abgeschrieben, und jetzt holt er für Deutschland eine Medaille. Das ist schon eine ganz besondere SkiGeschichte.
Blutet Ihnen nicht das Herz, wenn Sie diese Bilder aus den Dolomiten sehen: toller Schnee, tiefblauer Himmel? Nöll: Ohne Ende. Eigentlich wären jetzt ja Faschingsferien und wir irgendwo in den Bergen unterwegs. Das ist für uns Skisportler der blanke Wahnsinn. Auch wenn man bedenkt, dass in anderen Nationen, wie in Österreich oder in der Schweiz, auch im Seniorenbereich trainiert werden darf. Bei uns in Deutschland dürfen ja auch am Tegernsee oder im Allgäu die Kaderläufer auf der Piste trainieren, nur wir Seniorenläufer sind explizit ausgeschlossen. Ich denke, mit einem vernünftigen Hygiene-Konzept, so wie es jetzt in Baden-Württemberg gemacht wird, könnte man schon ein Training für kleine Gruppen stattfinden lassen.
Wann sind Sie zum letzten Mal auf Alpin-Ski gestanden?
Nöll: Vor ein paar Tagen war ich auf der Schwäbischen Alb bei einem Bekannten. Da haben wir wie früher die Skier auf den Rücken gepackt, sind raufgelaufen und sind dann so 15 Slalomtore abgefahren. Das hatte mit Skifahren aber nicht wirklich etwas zu tun. So richtig stand ich zuletzt im Oktober auf der Piste.
Wie halten Sie sich sonst fit?
Nöll: Ich war in Zusmarshausen beim Langlaufen. Das kann man wirklich empfehlen. Ansonsten habe ich einen Fitnessraum zu Hause und versuche konsequent auf meinem Spinning-Rad zu sitzen, wobei es mir manchmal schon schwerfällt, mich zu motivieren. Meine Tennissaison ist ausgefallen, jetzt auch mein Skiwinter, mein letztes Rennen bin ich im Januar 2020 gefahren.
Sie sind ja auch beim TSV Firnhaberau in der Skiabteilung tätig. Wie halten Sie da in Corona-Zeiten Kontakt zu Ihren Mitgliedern?
Nöll: Wir bieten Online-Übungsstunden an und wir geben einen Newsletter raus und hoffen, dass Corona bald ein Ende hat.