Augsburger Allgemeine (Land West)
Der erste Tag nach dem Lockdown
Wiedereröffnung Schluss mit Lockdown-Matte und improvisierten Haarschnitten aus dem eigenen Badezimmer: Friseure im Landkreis Augsburg haben wieder geöffnet. Der Andrang ist groß
Neusäß So wie vor dem Laden von Erwin Schröder in Neusäß sieht es am Montagnachmittag bei FriseurSalons im ganzen Landkreis aus: Die wenigen Parkplätze sind alle durchgehend belegt. Auch im Laden herrscht reges Treiben, die maximale Anzahl von sieben Menschen, die gleichzeitig im Laden sein dürfen, wird voll ausgenutzt. Jeder will endlich wieder die Haare geschnitten bekommen. Die Stimmung unter denjenigen, die sich einen Termin sichern konnten, ist dementsprechend gut.
Erwin Schröder steht seit halb acht Uhr morgens im Laden und erwartet nicht, dass er ihn die nächsten Tage vor halb acht Uhr abends wird absperren können. Der Terminkalender ist voll: „So geht’s durch bis zum 23. März“, sagt der Friseurmeister. Sein Vorteil ist, dass er Platz hat, sowohl im Laden im Erdgeschoss seines Wohnhauses als auch draußen. Wartenden weist Schröder bei dem frühlingshaften Wetter zur Not auch mal einen Platz in seinem Garten zu, direkt am „Das ist natürlich ein großer Vorteil, wenn das Geschäft im Haus ist und alles zusammengehört“, sagt er. Auch Schröders Frau Jelka und sein Sohn Alexander schneiden Haare.
sind alle happy und sagen: Endlich ist der Pelz weg“, sagt Schröder über die Reaktionen der bisherigen Kunden. In der Zeit des Lockdowns sei sein Salon abgeschlossen geblieben. Und das, obSwimmingpool. wohl manche seiner Stammkunden normalerweise wöchentlich kämen. Er regt sich über Prominente auf, die auch in der Zeit seit Mitte Dezember immer frisch frisiert waren. Vor allem bei Fußball-Profis sei ihm das aufgefallen. In Neusäß war am Montag der CSU-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz an der Reihe. Promi-Bonus habe der aber nicht bekommen: „Keine Bevorzugung“, ruft Schröder. Durz habe sich bereits vor mindestens drei Wochen angemeldet.
Auch Stefan Schmid und sein Sohn Maximilian konnten am Montag einen Termin bei Erwin Schröder ergattern. Seit der zweiten Dezemberwoche habe er keinen Haarschnitt mehr bekommen, sagt der Augsburger. So lange habe er noch nie gewartet: „Da bin ich brutal eitel, normalerweise bin ich alle vier bis fünf Wochen bei Erwin“, sagt Stefan Schmid. Für ihn ist die Öffnung der Friseur-Salons ein kleiner Schritt zurück in die Normalität.
Der 16-jährige Maximilian darf als Erster im Stuhl von Alexander Schröder Platz nehmen. Nach einer Viertelstunde ist er fertig. Maximili„Die an ist zufrieden. Lediglich die Seiten seien mit acht Millimetern etwas kürzer geworden, als er eigentlich geplant hatte, sagt der Zehntklässler. Das ist er aber gewohnt, vor dem Lockdown habe er noch kürzere Haare gehabt. „Fühlt sich auf jeden Fall luftig an“, beschreibt er das Gefühl, als er zum ersten Mal mit den frisch geschnittenen Haaren nach draußen tritt.
Auch Stefan Schmid ist nach einer guten Viertelstunde fertig. Er fühle sich definitiv leichter als vorher, sagt er. Wie sein Sohn hat auch er vor allem die Seiten kürzen und oben nur etwas nachschneiden lassen. Um so früh dranzukommen, hätten sie während des Lockdowns vor jeder Bund-Länder-Konferenz, bei der theoretisch die Chance auf eine Öffnung der Friseur-Läden bestand, hoffnungsvoll bei ihrem Bekannten Erwin Schröder nach einem Termin gefragt, sagt Stefan Schmid.
Für Maximilian ist der 1. März gleich in zwei Hinsichten ein Ende des harten Lockdowns: Neben dem ersten Friseurbesuch seit Langem hatte er auch den ersten Schultag, der in Anwesenheit stattfand.