Augsburger Allgemeine (Land West)

Der erste Tag nach dem Lockdown

Wiedereröf­fnung Schluss mit Lockdown-Matte und improvisie­rten Haarschnit­ten aus dem eigenen Badezimmer: Friseure im Landkreis Augsburg haben wieder geöffnet. Der Andrang ist groß

- VON MARCO KEITEL

Neusäß So wie vor dem Laden von Erwin Schröder in Neusäß sieht es am Montagnach­mittag bei FriseurSal­ons im ganzen Landkreis aus: Die wenigen Parkplätze sind alle durchgehen­d belegt. Auch im Laden herrscht reges Treiben, die maximale Anzahl von sieben Menschen, die gleichzeit­ig im Laden sein dürfen, wird voll ausgenutzt. Jeder will endlich wieder die Haare geschnitte­n bekommen. Die Stimmung unter denjenigen, die sich einen Termin sichern konnten, ist dementspre­chend gut.

Erwin Schröder steht seit halb acht Uhr morgens im Laden und erwartet nicht, dass er ihn die nächsten Tage vor halb acht Uhr abends wird absperren können. Der Terminkale­nder ist voll: „So geht’s durch bis zum 23. März“, sagt der Friseurmei­ster. Sein Vorteil ist, dass er Platz hat, sowohl im Laden im Erdgeschos­s seines Wohnhauses als auch draußen. Wartenden weist Schröder bei dem frühlingsh­aften Wetter zur Not auch mal einen Platz in seinem Garten zu, direkt am „Das ist natürlich ein großer Vorteil, wenn das Geschäft im Haus ist und alles zusammenge­hört“, sagt er. Auch Schröders Frau Jelka und sein Sohn Alexander schneiden Haare.

sind alle happy und sagen: Endlich ist der Pelz weg“, sagt Schröder über die Reaktionen der bisherigen Kunden. In der Zeit des Lockdowns sei sein Salon abgeschlos­sen geblieben. Und das, obSwimming­pool. wohl manche seiner Stammkunde­n normalerwe­ise wöchentlic­h kämen. Er regt sich über Prominente auf, die auch in der Zeit seit Mitte Dezember immer frisch frisiert waren. Vor allem bei Fußball-Profis sei ihm das aufgefalle­n. In Neusäß war am Montag der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz an der Reihe. Promi-Bonus habe der aber nicht bekommen: „Keine Bevorzugun­g“, ruft Schröder. Durz habe sich bereits vor mindestens drei Wochen angemeldet.

Auch Stefan Schmid und sein Sohn Maximilian konnten am Montag einen Termin bei Erwin Schröder ergattern. Seit der zweiten Dezemberwo­che habe er keinen Haarschnit­t mehr bekommen, sagt der Augsburger. So lange habe er noch nie gewartet: „Da bin ich brutal eitel, normalerwe­ise bin ich alle vier bis fünf Wochen bei Erwin“, sagt Stefan Schmid. Für ihn ist die Öffnung der Friseur-Salons ein kleiner Schritt zurück in die Normalität.

Der 16-jährige Maximilian darf als Erster im Stuhl von Alexander Schröder Platz nehmen. Nach einer Viertelstu­nde ist er fertig. Maximili„Die an ist zufrieden. Lediglich die Seiten seien mit acht Millimeter­n etwas kürzer geworden, als er eigentlich geplant hatte, sagt der Zehntkläss­ler. Das ist er aber gewohnt, vor dem Lockdown habe er noch kürzere Haare gehabt. „Fühlt sich auf jeden Fall luftig an“, beschreibt er das Gefühl, als er zum ersten Mal mit den frisch geschnitte­nen Haaren nach draußen tritt.

Auch Stefan Schmid ist nach einer guten Viertelstu­nde fertig. Er fühle sich definitiv leichter als vorher, sagt er. Wie sein Sohn hat auch er vor allem die Seiten kürzen und oben nur etwas nachschnei­den lassen. Um so früh dranzukomm­en, hätten sie während des Lockdowns vor jeder Bund-Länder-Konferenz, bei der theoretisc­h die Chance auf eine Öffnung der Friseur-Läden bestand, hoffnungsv­oll bei ihrem Bekannten Erwin Schröder nach einem Termin gefragt, sagt Stefan Schmid.

Für Maximilian ist der 1. März gleich in zwei Hinsichten ein Ende des harten Lockdowns: Neben dem ersten Friseurbes­uch seit Langem hatte er auch den ersten Schultag, der in Anwesenhei­t stattfand.

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So sahen Maximilian und Stefan Schmid vor dem Friseurbes­uch aus…
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Fotos: Marcus Merk
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Friseurmei­ster Alexander Schröder verpasst Stefan Schmid den ersten Haarschnit­t seit über zwei Monaten.

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