Augsburger Allgemeine (Land West)

Dicke Geldbündel und Formel‰1‰Rennen

Prozess Neue Details in der Korruption­saffäre um einen Ex-Lechstahl-Chef. Hunderttau­sende Euro in Briefumsch­lägen

- VON PHILIPP KINNE

Meitingen Es geht um Summen, die Normalverd­iener staunen lassen. Bestechung­sgelder von 7.500, 86.000 oder 102.000 Euro sollen Monat für Monat an einen Ex-Manager des Meitinger Unternehme­ns Lechstahl geflossen sein. Insgesamt 830.000 Euro in knapp zwei Jahren soll es gegeben haben – und das durchaus auch mal bar im Briefumsch­lag. Doch das ist nicht der einzige Vorwurf in der komplexen Affäre. Immer mehr Details kommen ans Licht.

Am dritten Verhandlun­gstag sitzen die drei Angeklagte­n vor der 15. Strafkamme­r des Landgerich­ts Augsburg. Die Männer lassen sich von insgesamt acht Anwälten verteidige­n. Zwischen ihnen sind in dem eher kleinen Gerichtssa­al Plexiglass­cheiben aufgestell­t. Was die Angeklagte­n vor Gericht sagen – und vor allem, was nicht – dürfte mit den Verteidige­rn bis ins Detail besprochen worden sein. Bislang äußerte sich vor allem der Mann, der den ehemaligen Lechstahl-Manager bestochen haben soll. Der 45-Jährige ist Chef einer Unternehme­nsgruppe aus Oberbayern. Zuletzt schilderte er seine Beziehung zu Lech-Stahl und dem Ex-Manager als rein geschäftli­ch. Weil seine Unternehme­n Millionena­ufträge von Lech-Stahl erhielten, sei er finanziell abhängig von der Meitinger Firma gewesen. Zwar gab er bereits zu, Bestechung­sgeld gezahlt zu haben. Allerdings nur, weil ihm sonst selbst der Bankrott gedroht hätte. Er fühlte sich erpresst.

Nun wird allerdings deutlich, dass der Geschäftsm­ann aus Oberbayern und der ehemalige Lechstahl-Chef auch privat bestens bekannt waren. Auf Nachfrage eines Verteidige­rs räumte der 45-Jährige ein, mehrmals gemeinsam im Urlaub

mit dem Ex-Manager gewesen zu sein. Gemeinsam erholten sich die beiden und andere Freunde in Italien, feierten Silvester im Schwarzwal­d, jubelten bei einem Fußball-Pokalfinal­e in Berlin oder sahen sich zusammen ein Formel1-Rennen an.

Was das Geschäft angeht, will der 45-Jährige dennoch unter Druck gesetzt worden sein. Neben den Bestechung­sgeldern, die regelmäßig in Briefumsch­lägen übergeben worden seien, geht es dabei auch um eine Beteiligun­g des Ex-Lechstahl-Managers an einem der Unternehme­n des 45-Jährigen. Dafür habe es laut dem 45-Jährigen eigentlich keinen Grund gegeben. Doch er habe das Angebot aus Angst vor den Konsequenz­en

letztlich nicht ablehnen können. Durch den Einstieg in das Unternehme­n sollen immer wieder Gewinnbete­iligungen an den ExLechstah­l-Manager geflossen sein. Zudem soll er sich eine Luxusküche im Wert von knapp 60.000 Euro im Namen des Unternehme­ns gekauft haben.

Der Ex-Lechstahl-Chef ist bislang noch nicht persönlich auf die Vorwürfe eingegange­n. Sein Verteidige­r kündigte aber bereits an, dass sein Mandant Stellung nehmen will. Neben den beiden Geschäftsm­ännern ist auch ein Steuerbera­ter angeklagt, der von einigen illegalen Geschäften der beiden gewusst haben soll. Ein Urteil in der Korruption­saffäre wird im Mai erwartet.

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Foto: Becker

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