Augsburger Allgemeine (Land West)

Beide Seiten unter Druck

- VON STEFAN KROG skro@augsburger‰allgemeine.de

Dass die Verhandlun­gen zwischen den Initiatore­n des Radlerbege­hrens und der Stadt Augsburg sich so lange hinziehen, liegt daran, dass beide Seiten unter Druck stehen: Auf der einen Seite sind da die Initiatore­n, die den Weg von Verhandlun­gen gewählt haben, statt ihre gut 15.000 Unterschri­ften wie in der Gemeindeor­dnung vorgesehen zur Prüfung und zur Einleitung eines Bürgerents­cheids bei der Stadt einzureich­en. Formal haben sie kein Mandat für Verhandlun­gen. Wenn sie eine Einigung mit der Stadt erzielen, muss das Ergebnis nicht nur die Initiatore­n, sondern auch die Unterzeich­ner des Begehrens so überzeugen, dass sie der Meinung sind, dass das Resultat der Verhandlun­gen besser ist als die ursprüngli­che Forderung. Ansonsten verlieren nicht nur die Initiatore­n, sondern auch das Instrument des Bürgerbege­hrens selbst an Glaubwürdi­gkeit.

Auf der anderen Seite steht auch die Stadt unter Druck. Die Unterschri­ften wären ohne die CoronaPand­emie wohl innerhalb weniger Wochen zusammenge­kommen, was ein beachtlich­es Tempo ist. Es herrscht ein gewisser Unmut in Teilen der Bürgerscha­ft. Gleichzeit­ig muss das schwarz-grüne Regierungs­bündnis zusehen, wie es intern mit den Forderunge­n umgeht. Zumal es ja auch Meinungsve­rschiedenh­eiten bei Verkehrsth­emen wie der Parkgebühr­enerhöhung und der autofreien Altstadt zwischen den Koalitionä­ren gibt. Welche Maßnahmen (und auch welche Nicht-Maßnahmen) sind welcher Wählerscha­ft in welchem Maß zumutbar? Die Grünen hatten das Begehren im Wahlkampf offiziell unterstütz­t, die CSU äußerte Verständni­s, positionie­rte sich aber nie exakt zu einzelnen Forderunge­n. Speziell da, wo Verbesseru­ngen für Radler auf Kosten von Autofahrer­n gehen, dürfte es heiße Diskussion­en geben.

Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass es noch zur Einreichun­g der Unterschri­ften und einem Bürgerents­cheid kommt, aber es erscheint zunehmend unwahrsche­inlicher. Alle scheinen an einer Einigung interessie­rt. Wie viel sie wert ist, kann man erst ermessen, wenn konkrete Punkte öffentlich auf den Tisch gelegt werden.

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