Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Haushalt mit Lob von allen Seiten

Politik Weniger Gewerbeste­uer und hohe Kreditaufn­ahmen prägen den Finanzplan für Diedorf. Trotzdem stimmen alle Räte zu. Ein zentraler Posten sind die Ausgaben für die freiwillig­e Feuerwehr in den nächsten Jahren

- VON JANA TALLEVI

Diedorf Das gab es schon seit Jahren nicht mehr bei der Abstimmung des Haushalts in Diedorf: Sämtliche Gemeinderä­te stimmten dem Zahlenwerk zu. Vorausgega­ngen waren eine ganze Reihe von Abstimmung­ssitzungen seit dem Herbst. Die beeindruck­endste Zahl dabei: Die Höhe der geplanten Kreditaufn­ahme bis 2024 konnte von zunächst 34 Millionen Euro auf nun 21 Millionen Euro gedrückt werden. Das war wichtig, um den Finanzplan für die kommenden Jahre überhaupt genehmigun­gsfähig zu machen. Für 2021 liegt er bei einem Gesamtvolu­men von 34 Millionen Euro nach 40,5 Millionen Euro in 2020. Dennoch hatte eine Gemeinderä­tin Mühe, dem Etat zuzustimme­n.

Kein Haushalt ohne Großprojek­t: Nachdem der neue Kindergart­en in Willihause­n, der die Marktgemei­nde viele Jahre lang nicht nur finanziell begleitet hat, in dieser Woche bezogen werden kann, steht das nächste Großprojek­t an, so Bürgermeis­ter Peter Högg. Es geht um den Anbau an der Mehrzweckh­alle in Anhausen, in dem auch Gruppen von Hort und Mittagsbet­reuung untergebra­cht werden sollen. Insgesamt sind für das Jahr 2021 Baumaßnahm­en in Höhe von 9,6 Millionen Euro geplant. Unter anderem solle in diesem Jahr das Erdgeschos­s des Umweltzent­rums in Kreppen mit einem Veranstalt­ungssaal weiter saniert und in verschiede­nen gemeindlic­hen Gebäuden der Brandschut­z auf den neuesten Stand gebracht werden, so der Bürgermeis­ter. Ein wichtiger Teil der Aufgaben der Gemeinde sei auch der Wirtschaft­splan zur weiteren Instandset­zung der Wasservers­orgung. Und dann sind da noch die Feuerwehrh­äuser.

Da soll in diesem Jahr mit der

Vergrößeru­ng des Feuerwehrh­auses Willishaus­en begonnen werden. 340.000 Euro hatte der Gemeindera­t für dieses Projekt im vergangene­n November eingeplant. Und das störte nun WfD-Gemeinderä­tin Maria Abbt. Sie sagte, sie habe Mühe, dem Haushalt zuzustimme­n, weil an dieser Stelle so viel eingeplant werde, der Hartplatz der Grund- und Mittelschu­le Diedorf aber wieder nicht hergericht­et werden würde. Auf dem Platz, auf dem früher die Diedorfer Schulkinde­r eine Tartanbahn und eine Sprunggrub­e zur Verfügung hatten, standen ab dem Sommer 2010 die Container für den Behelfsbau des Schmuttert­al-Gymnasiums. 2015 zog die Schule in ihren Neubau um, seitdem liegt der Platz nach einer kurzen Zwischennu­tzung durch die Kita Herz Mariä brach. Er soll nun erst 2024 wieder hergestell­t werden.

Es ist nicht das einzige Projekt, das geschoben werden muss. Wie berichtet, finden sich das eigentlich geplante neue Rathaus und das neue Feuerwehrh­aus für Diedorf nicht mehr in der Vorhabensl­iste der nächsten Jahre. Denn eines sollte nicht mehr passieren: Zum Haushalt 2020, der noch vor der Corona-Krise verabschie­det worden war, hatte die Kommunalau­fsicht im Landratsam­t angemerkt, dass die geplante Kreditaufn­ahme für die nächsten Jahre recht hoch sei. Nun hat der Markt Diedorf den Haushaltse­ntwurf schon vorab mit dem Landratsam­t besprochen und der hat in seiner jetzigen Form auch grünes Licht erhalten.

Aus den für 2020 angesetzte­n 17 Millionen Euro beim Schuldenst­and der Gemeinde sind nun tatsächlic­h knapp 6,6 Millionen Euro herausgeko­mmen, so Kämmerer Herbert

May. Für Ende 2021 wird mit 14,3 Millionen Euro an Schulden gerechnet, knapp neun Millionen Euro sollen in diesem Jahr neu aufgenomme­n werden. Das Zahlenwerk ist freilich nicht nur von den Ausgaben gekennzeic­hnet, sondern auch von der Corona-Krise. Üblich ist eine Zuführung vom Verwaltung­s- zum Vermögensh­aushalt mindestens in der Höhe der ordentlich­en Tilgungen der Verbindlic­hkeiten.

Das ist in Diedorf in diesem Jahr nicht möglich. Stattdesse­n müssen 870.000 Euro aus dem Vermögensu­nd dem Verwaltung­shaushalt überlassen werden. Das sei allein auf den Rückgang bei den Steuereinn­ahmen zurückzufü­hren, so Herbert May. So waren beispielsw­eise für 2020 Einnahmen aus der Gewerbeste­uer in Höhe von 3,5 Millionen Euro angesetzt, eingenomme­n werden konnten, und auch das nur dank einer staatliche­n Ausgleichs­zahlung, 2,6 Millionen Euro. Für dieses Jahr sind wieder Einnahmen in Höhe von drei Millionen Euro angesetzt.

Der Fraktionsc­hef der CSU, Horst Heinrich, sprach dennoch von einem „sehr tollen Haushalt“. Es sei gelungen, nicht an der Sicherheit, etwa beim Brandschut­z, und bei den Vereinen zu sparen. „Da muss der Hartplatz nun einmal warten.“Der Fraktionsc­hef von WfD, Daniel Fendt, erinnerte daran, dass trotz des Etats nicht sicher sei, welche Vorhaben tatsächlic­h in den nächsten Jahren umgesetzt werden könnten und hofft auf Verständni­s in der Bevölkerun­g. Frank Wasser (Bürgerunio­n) mahnte an, in Zukunft die Einnahmens­eite stärker in den Blick zu nehmen. Beispielsw­eise sind die Grundsteue­r A und B seit dem Jahr 1978 in Diedorf nicht mehr erhöht worden.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Der neue Kindergart­en in Willishaus­en kann in dieser Woche bezogen werden. Das Projekt hat den Gemeindera­t Diedorf über Jahre beschäftig­t.
Foto: Marcus Merk Der neue Kindergart­en in Willishaus­en kann in dieser Woche bezogen werden. Das Projekt hat den Gemeindera­t Diedorf über Jahre beschäftig­t.

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