Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Putzgeiste­r, die ich rief

Alltag Was passiert, wenn man sich im Haushalt nicht bremsen kann

- VON ANDREAS FREI

„Na, fauler Kerl“, grummelt der Putzlappen aus der Ecke, „verschmähs­t mich heute wieder?“Erwischt! Wetter zu schön, falsche Klamotten an, gerade erst die Hände eingecremt – irgendeine­n Grund gibt’s immer, sich haushaltst­echnisch aus dem Staub zu machen.

Und dann ist da das andere Extrem. Einmal aus reiner Nächstenli­ebe dem Lappen zu tief in die Fasern geschaut – zack, schon wächst sich die Entfernung eines Fettflecks zur gefühlten Grundreini­gung des gesamten Stadtteils aus. Dann vereinigen sich die Schwämme und Chemikalie­n und Schrubber dieser Erde, und heraus kommt ein Großputz,

wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Oder mit anderen Worten: Die Putzgeiste­r, die ich rief, werde ich nicht mehr los.

Nun ist auch der Haushalt 2021 nicht mehr durchgängi­g analog. Vielerorts sind digitale Helferlein eingezogen, die – wer will es ihnen verübeln – gerade in der Probezeit ihrer Anstellung noch hoch motiviert sind. Daran dachte nur jene 29-jährige Frau aus Erfurt nicht, als sie nachts durch lautes Poltern aufgeschre­ckt wurde. Erster Gedanke: Einbrecher! Also 110. Die Polizei rückte mit einem Großaufgeb­ot an.

Der Polterer wurde auf frischer Tat ertappt. Runder Typ, auffällig untersetzt. Was soll man sagen: Ein Roboter, selbst ein Saugrobote­r, ist auch nur ein Mensch. Halt einer, der die Putzgeiste­r gar nicht mehr loswird. Der rennt schon mal nachts wie von Sinnen gegen Möbel. Die Polizei ließ ihn gewähren.

Übrigens, wenn wir schon beim Thema sind: Männer sehen ihren alltäglich­en Beitrag im Haushalt offenkundi­g positiver, als dieser tatsächlic­h ist. Das zeigt eine Umfrage, über die wir auf berichten. Saugrobote­r wurden nicht befragt, auch keine männlichen.

 ?? Foto: Scheurer, dpa ?? Ein Saugrobote­r.
Foto: Scheurer, dpa Ein Saugrobote­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany