Augsburger Allgemeine (Land West)
Gar nicht nett, Herr Aiwanger
Aufgefallen
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ist ein netter Kerl – zumindest so lange, bis ihm der Kragen platzt. Am Mittwoch war es mal wieder so weit. Er regte sich mächtig auf über Berichte, die seine Geschäfte mit Atemschutzmasken im März vergangenen Jahres in die Nähe anderer, offenkundig unsauberer Geschäfte in der Corona-Pandemie rückten. „Wir haben uns erfolgreich für das Leben und die Gesundheit der Bürger unseres Landes eingesetzt und lassen uns diese Arbeit nicht durch eine falsche Berichterstattung kaputtmachen“, schimpfte Aiwanger und sprach gleich von Rufschädigung und der Verdrehung von Fakten.
In der Sache hat er wahrscheinlich recht. Er hat zu Beginn der Pandemie alles daran gesetzt, möglichst schnell sicherzustellen, dass in Bayern hochwertige Masken aus bayerischer Produktion zur Verfügung gestellt werden können. Er hat es auch nicht verdeckt getan, sondern die Presse zu der Firma nach Niederbayern eingeladen, die ihm damals aus der Zwangslage half. Die Berichterstattung fiel entsprechend positiv aus.
Dass es politisch ein Jahr später wieder andersrum läuft und die Geschäfte mit Masken auf mögliche Korruptionszusammenhänge abgeklopft werden, sollte ihn aber als Polit-Profi nicht wundern. Die Aufdeckung von Skandalen beginnt immer mit einem Verdacht. Wenn es an der einen Ecke stinkt, muss man halt auch schauen, was an den anderen Ecken so los war. Das gehört dazu in einem Gemeinwesen, in dem Opposition und Journalisten die Aufgabe haben, die Regierung zu kontrollieren. Den Verdacht sachlich zu widerlegen, hätte gereicht. Gleich von Fake News zu reden, ist jedenfalls nicht nett.