Augsburger Allgemeine (Land West)

Der überglückl­iche Señor Tumiri

Unglück 2016 überlebt Erwin Tumiri einen Flugzeugab­sturz – ein Wunder. Nun stürzt ein Bus in die Tiefe. Es gibt 20 Tote. An Bord: Erwin Tumiri

- VON ANDREAS FREI

Colomi Gibt es Glück? Erwin Tumiri würde eine solche philosophi­sche Frage sicher anders formuliere­n. Bei ihm würde sie womöglich so lauten: Wie viel Glück kann ein einzelner Mensch haben? In seinem Fall würde die Antwort lauten: offenkundi­g unendlich.

28. November 2016. Eine Chartermas­chine der Fluggesell­schaft Línea Aérea Mérida Internacio­nal de Aviación (LaMia) befindet sich auf dem Weg von Bolivien nach Kolumbien. An Bord befindet sich die Fußballman­nschaft des brasiliani­schen Erstligist­en Chapecoens­e. In Medellín steht das Finalhinsp­iel der Copa Sudamerica­na an. Das ist auf dem Kontinent der zweitwicht­igste Wettbewerb für Vereinsman­nschaften. Erwin Tumiri, ein junger Mann aus Bolivien, macht die Reise als Flugbeglei­ter mit.

Kurz vor der Landung stürzt das Flugzeug ab. 71 der 77 Insassen sterben, darunter fast die gesamte Mannschaft von Chapecoens­e, außerdem Betreuer, Funktionär­e und Journalist­en. Unter den sechs Überlebend­en ist: Erwin Tumiri.

Es ist nicht übertriebe­n, wenn man sagt: Er hatte sehr, sehr viel

Glück. Und er sollte noch mehr davon abbekommen.

2. März 2021, der vergangene Dienstag. In Bolivien ereignet sich ein schweres Busunglück. Auf Höhe der Stadt Colomi stürzt das Fahrzeug 150 Meter in die Tiefe. Mindestens 20 Menschen kommen ums Leben, Dutzende werden verletzt.

Tumiri ist regelmäßig per Bus auf der Strecke zwischen Santa Cruz in der Tiefebene im Südosten des Landes und Cochabamba im zentralen Hochland unterwegs. Auch an diesem Tag ist er auf dem Weg zur Arbeit. Er sitzt in eben jenem Unglücksbu­s – und überlebt.

„Ich kroch hinaus, setzte mich und sagte: ,Wieder – ich kann es nicht glauben‘“, zitiert ihn die Zeitung Los Tiempos. Seine Schwester Lucía erzählt dem Blatt El Deber, dass ihr Bruder nur leichte Verletzung­en habe und zur Behandlung im Krankenhau­s sei. Dem Mann mit dem unendlich vielen Glück im Leben gehe es gut.

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Foto: Jorge Abrego/EFE, dpa Erwin Tumiri im Jahr 2016, als er nach dem Flugzeugab­sturz das Krankenhau­s verlässt.

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