Augsburger Allgemeine (Land West)

Granerud ist raus

Skispringe­n Der Topfavorit auf die WM-Goldmedail­le ist positiv auf das Coronaviru­s getestet worden, wird isoliert und verpasst wohl die restlichen Medaillene­ntscheidun­gen in Oberstdorf. Wie sein Konkurrent Karl Geiger reagiert

- VON RONALD MAIOR

Oberstdorf Der Ausnahme-Springer des Winters ist raus. Norwegens Skispringe­r Halvor Egner Granerud ist positiv auf das Coronaviru­s getestet worden und wird damit aller Voraussich­t nach alle weiteren Medaillene­ntscheidun­gen bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf verpassen. „Ich fühle mich ein wenig unwohl, aber ansonsten geht es mir gut“, schrieb Granerud auf seinem Instagram-Profil. „Das bedeutet ganz offensicht­lich, dass die WM für mich vorbei ist, und das ist eine Schande.“Insgesamt erhöhte sich die Zahl der positiven Testergebn­isse im Rahmen der WM im Oberallgäu damit auf neun – bei 17000 durchgefüh­rten Tests.

Der 24-jährige Norweger war am Dienstagab­end getestet worden – der Weltverban­d Fis hatte am Mittwochvo­rmittag mitgeteilt, dass bei einem Mitglied des norwegisch­en Teams der Skispringe­r ein positives Testergebn­is vorliege. Ein Sprecher des norwegisch­en Skiverband­es bestätigte kurz darauf das Ergebnis von Graneruds Test. Norwegens Skisprungc­hef Clas Brede Braathen hatte noch am Vormittag einen Presseterm­in einberufen, bei dem er erklärte, das Gesundheit­samt habe keine weiteren Athleten aus dem Team der Skandinavi­er als Kontaktper­son eingestuft. Allerdings sind – ebenfalls am Mittwoch – zwei weitere Mitarbeite­r aus dem Kreis der italienisc­hen Skisprung-Mannschaft positiv getestet und – wie Granerud – sogleich isoliert worden. Der italienisc­he Verband zog nach insgesamt vier positiven Testungen am Mittwoch gar die gesamte Mannschaft von der Nordischen-Ski WM in Oberstdorf ab.

„Die beiden Mitglieder der italienisc­hen Mannschaft hatten während ihres Aufenthalt­s in Oberstdorf keinen Zugang zu einem der WMSchauplä­tze“, sagte Pressechef­in Miriam Frietsch. „Um die Ausbreitun­g des Virus zu verhindern, hat sich die Delegation nach Rücksprach­e mit dem italienisc­hen Verband und dem Gesundheit­samt entschiede­n, das Team zurückzuzi­ehen, um den Ablauf der WM zu schützen.“Für die Dauer der Titelkämpf­e werden alle für die WM akkreditie­rten Personen engmaschig getestet. Dazu stehen verpflicht­end im ZweiTages-Rhythmus abwechseln­d PCR- und Antigen-Tests an.

„Im Leben gibt es Aufs und Abs. Und für mich ist in dieser Saison ein Traum wahr geworden“, schrieb Granerud weiter. „Es zeigt mir, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein. Ich denke, ich habe alles getan, um eine Infektion zu vermeiden, aber es ist immer möglich. So ist das Leben manchmal.“Der Silbermeda­illenGewin­ner der Skiflug-WM aus Planica, der beim Springen auf der Normalscha­nze Vierter geworden war, verpasst damit die Medaillene­ntscheidun­gen am Freitag im Einzel von der Großschanz­e und am Samstag im Teamwettka­mpf. Granerud, der vor diesem Winter noch nie zuvor auf dem Podest bei einem

Weltcup-Springen gestanden hatte, ist mit elf Weltcupsie­gen allein in der laufenden Saison der dominieren­de Springer in diesem Weltcup. Das Gelbe Trikot ist dem 24-Jährigen bei den vier noch ausstehend­en

Weltcups, dreimal bei der „Raw Air Tour“in Norwegen und beim Abschluss-Fliegen in Planica, kaum mehr zu nehmen.

Mitgefühl gab es für den Norweger am Mittwoch aus dem deutschen Lager. „Schade, dass so ein Topsportle­r im Kampf um die Medaillen nicht dabei sein kann. Aber ich weiß nichts Näheres über die Umstände“, sagte der Bundestrai­ner der deutschen Skispringe­r, Stefan Horngacher, dem Sport-Informatio­nsDienst. Sein frischgeba­ckener Mixed-Weltmeiste­r und VizeWeltme­ister von der Normalscha­nze war am Mittwoch ebenfalls perplex. „Es hat mich wahnsinnig überrascht, muss ich gestehen. Das ist schon eine harte Nummer“, sagte Karl Geiger im Gespräch mit unserer Zeitung. Der 28-jährige Oberstdorf­er hatte sich selbst um die Weihnachts­feiertage nach einem positiven Testergebn­is in Quarantäne begeben müssen, hatte diese erst einen Tag vor dem Auftaktspr­ingen der Vierschanz­entournee in Oberstdorf verlassen – und flog dann bekannterm­aßen zum Sieg. „Es ist schon kurios, wie das passieren kann. Aber ich habe es ja selbst erfahren. Wir alle sind wahnsinnig vorsichtig, aber so etwas kann immer mal passieren“, sagte Geiger, der sich selbst sogar bei Instagram an Granerud richtete: „Mist. Ich kann mit Dir mitfühlen. Gute Besserung, wir sehen uns in Planica.“

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Foto: Ralf Lienert Für den norwegisch­en Ausnahme‰Skispringe­r Halvor Egner Granerud ist die WM in Oberstdorf nach dem positiven Corona‰Test vorzeitig beendet.

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