Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Herr der Lüfte

Ski‰WM Vor allem dank seiner Stärke beim Skispringe­n hat Jarl Magnus Riiber in Oberstdorf schon zwei Goldmedail­len in der Kombinatio­n geholt. Und er ist noch lange nicht zufrieden

- VON MARCO SCHEINHOF

Oberstdorf Jarl Magnus Riiber ballt die Fäuste. Er ist gerade bei 136 Metern gelandet, ein guter Sprung. Auf eine technisch saubere Landung verzichtet er, ein Telemark ist im Training nicht nötig. Riiber landet also lieber sicher, auf Haltungsno­ten muss er an diesem trüben Morgen nicht achten. Für den Norweger geht es darum, sich ein gutes Gefühl auf der Großschanz­e in Oberstdorf zu holen. Das hatte er zuletzt verloren, auch sein letzter Sprung von der Normalscha­nze hatte den 23-Jährigen nicht zufriedeng­estellt.

Er ist ein Perfektion­ist, das Springen ist seine große Stärke. Zwei Goldmedail­len hat er bei der WM im Allgäu in der Nordischen Kombinatio­n schon geholt, die dritte ist für den Donnerstag (11.00/15.15 Uhr) sein Ziel beim Einzelwett­bewerb von der Großschanz­e und über zehn Kilometer in der Loipe. „Natürlich will ich Gold holen“, sagt er am Mittwoch. Nach dem Training von der Schanze geht es für ihn zurück ins Hotel. „Ein bisschen relaxen“, wie er sagt – und sich auf den Wettbewerb freuen.

Konstant waren seine Trainingss­prünge. „Ich habe bei der Technik einiges ausprobier­t“, sagt er. Mit dem Ergebnis ist er sehr zufrieden,

„es hat mir das Vertrauen zurückgege­ben“. Vertrauen in seine Stärke braucht er. Von der Schanze setzt er oft die Maßstäbe. Hier legt er die Basis für den Erfolg.

Auch die deutschen Springer haben sich an ihm orientiert. Sie haben vor dieser Saison stark am Springen gearbeitet. „Riiber hat vom Absprung einen längeren Impuls, nimmt mehr Drehmoment mit und steht dadurch höher. Vor allem hat er mehr Geschwindi­gkeit im Sprung und dadurch die Möglichkei­t, im Landeanflu­g noch länger zu gleiten“, erklärt Bundestrai­ner Hermann Weinbuch. Bei seinem Team hatte er vor allem beim Absprung noch Reserven entdeckt. Aber zweifelsfr­ei haben sie auf Riiber aufgeholt. „Die Deutschen haben sich beim Springen deutlich verbessert“, sagt der Norweger, „da haben sie einen sehr guten Job gemacht“. So zählt er Eric Frenzel, Vinzenz Geiger oder Fabian Rießle zu den Favoriten für den Donnerstag. Weinbuch hat zudem Manuel Faißt und Johannes Rydzek nominiert. Der Oberstdorf­er hat 2017 viermal Gold bei der WM in Lahti geholt. Riiber strebt am Donnerstag Nummer drei an, am Samstag steht zum Abschluss der Kombinatio­ns-Wettbewerb­e der Teamsprint an. Es ist also noch viel möglich für den Dominator. Chancenlos aber wird die Konkurrenz nicht sein. „Riiber ist in Top-Form, aber ich habe schon gezeigt, dass ich ihn bezwingen kann. Warum soll das nicht wieder gelingen?“, sagt Vinzenz Geiger. Und Weinbuch fügt an: „Alle Nationen sind näher an Riiber dran, es gibt die Möglichkei­t, ihn zu schlagen.“

Riiber wirkt nicht so, als beunruhige ihn das in den Tagen von Oberstdorf. Er macht einen entspannte­n Eindruck. Probleme hat er am Mittwoch eigentlich nur, als er sich nach seinem zweiten Trainingss­prung die Maske aufsetzen möchte. Mit Helm in der einen Hand und den Skiern auf den Schultern ist das gar nicht so leicht. Riiber schmunzelt kurz, dann ist es ihm gelungen. Die Maske gehört zur WM wie die leeren Tribünen. „Das ist schon ein komisches Gefühl“, sagt der Norweger, „die Fans machen eigentlich eine solche WM aus“. Nun ist alles viel ruhiger, die Sportler müssen ganz bei sich sein. Für die Konzentrat­ion mag das helfen, bei der Suche nach dem letzten Prozent in der Loipe aber kann die Unterstütz­ung von außen entscheide­nd sein. Trotz aller Begleitums­tände geht es in Oberstdorf darum, den Besten zu suchen und zu finden. „Darum kämpfen wir“, sagt Riiber. Er weiß: Er hat allerbeste Chancen, auch am Donnerstag der Beste zu sein. Die Basis will er auf der Schanze legen.

 ?? Foto: Benedikt Siegert ?? Jarl Magnus Riiber beim Absprung im Training. Am Mittwoch hat sich der Norweger wieder ein gutes Gefühl auf der Schanze geholt, nachdem er zuvor nicht mehr ganz zu‰ frieden gewesen war. Nun aber ist er bereit, um seine dritte Goldmedail­le zu kämpfen.
Foto: Benedikt Siegert Jarl Magnus Riiber beim Absprung im Training. Am Mittwoch hat sich der Norweger wieder ein gutes Gefühl auf der Schanze geholt, nachdem er zuvor nicht mehr ganz zu‰ frieden gewesen war. Nun aber ist er bereit, um seine dritte Goldmedail­le zu kämpfen.
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