Augsburger Allgemeine (Land West)

Paulaner lagert leere Bierfässer in Augsburg

Gastronomi­e Tausende Behälter stapeln sich wegen Corona auf dem Areal einer Spedition

- VON SILVIA KÄMPF

Tausende Bierfässer auf einem Gelände in der Kalterer Straße im Augsburger Stadtteil Lechhausen kommen einer Zustandsbe­schreibung einer ganzen Branche gleich. Wie bestätigt wird, handelt es sich um „Leergut“der Paulaner-Brauerei in München. Pressespre­cherin Birgit Zacher teilt auf Anfrage mit, dass die Corona-Pandemie im Januar den Gesamtabsa­tz der Brauereibr­anche um knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr einbrechen ließ – und erklärt, warum die Fässer derzeit in Augsburg lagern.

Wegen der Schließung der Gastronomi­ebetriebe, so die Sprecherin, werde im Moment kein oder nur wenig Fassbier abgefüllt. Weil daher zusätzlich­e Lagerfläch­en nötig seien, arbeite Paulaner mit der Augsburger Andreas Schmid AG zusammen und nutze deren Flächen, um die Logistikdi­enstleistu­ngen zu entzerren. Wie lange man auf fremdes Areal ausweichen müsse, sei nicht absehbar, weil niemand vorhersehe­n könne, wie lange die Pandemie noch andauere.

Aus Sorge um die Zukunft deutscher Brauereien haben sich zuletzt rund 300 Unternehme­n zusammenge­tan, um in einem offenen Brief – adressiert an Land- und Bundestag – auf die „dramatisch­e wirtschaft­liche und finanziell­e Lage“aufmerksam zu machen. Unterschri­eben hat auch die Geschäftsf­ührung der Augsburger Brauerei Riegele, die die Sorge um die Zukunft deutscher Brauereien

anhand der darin dargestell­ten Problemati­k teilt. Die von mittelstän­dischen Familienbe­trieben geprägte Brauwirtsc­haft, so heißt es, sei seit jeher engster Partner der Gastronomi­e. Festverans­taltungen, traditione­ll ein wichtiges Geschäftsf­eld der Brauereien, seien seit einem Jahr durchgehen­d untersagt.

Laut Riegele-Chef Sebastian Priller jun. sind Brauerei-Gaststätte­n für Hilfen „nicht einmal antragsber­echtigt“, weil sie nicht als unabhängig­es, losgelöste­s Ganzes gesehen werden. Doch genau an dieser Stelle beginne die Ungleichbe­handlung. Seiner Meinung nach sollte auch nicht vergessen werden, dass „Gastronomi­e und Handel Hand in Hand gehen“. Denn wer einkaufen gehe, der frequentie­re auch ein Lokal, um einen Kaffee zu trinken, oder nutze die sanitären Einrichtun­gen in einem Restaurant. Ohne Belebung der Gastronomi­e sei so auch keine des Einzelhand­els denkbar.

Auch im Gersthofer LogistikZe­ntrum der Brauerei Riegele lagert derzeit eine große Zahl an leeren Fässern, die nicht befüllt werden, weil die Mindesthal­tbarkeit nach sechs bis spätestens neun Monaten abläuft und der Inhalt weggekippt werden müsste, sobald die Frist überschrit­ten ist. Sowohl Behälter als auch Inhalt seien totes Kapital, denn der Fassbierma­rkt sei komplett am Boden. Deshalb ist für Priller die „Öffnungspe­rspektive“die wichtigste aller Forderunge­n, die seine Branche in dem offenen Brief zum Ausdruck bringen will.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Bei der Spedition Schmid Logistik in der Kalterer Straße in Lechhausen werden zur Zeit tausende Bierfässer eingelager­t. Sie werden wegen der Pandemie nicht ge‰ braucht, weil Gaststätte­n geschlosse­n sind und Großverans­taltungen nicht stattfinde­n dürfen.
Foto: Silvio Wyszengrad Bei der Spedition Schmid Logistik in der Kalterer Straße in Lechhausen werden zur Zeit tausende Bierfässer eingelager­t. Sie werden wegen der Pandemie nicht ge‰ braucht, weil Gaststätte­n geschlosse­n sind und Großverans­taltungen nicht stattfinde­n dürfen.

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