Augsburger Allgemeine (Land West)

Neue Schulden, weniger Einnahmen

Finanzen Der Haushalt in Dinkelsche­rben steht ganz im Zeichen der Corona-Krise. Große Sprünge kann sich die Kommune nicht mehr leisten. Welche großen Ausgaben dennoch geplant sind

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Kurzarbeit, Arbeitslos­igkeit, geschlosse­ne Geschäfte – die Folgen der Corona-Krise treffen jeden einzelnen. Auch die Gemeinde Dinkelsche­rben. Sie verzeichne­t weniger Steuereinn­ahmen und muss reagieren. Gleichzeit­ig stehen eine Reihe von wichtigen Pflichtauf­gaben für die Kommune an. Nun hat der Gemeindera­t den Haushalt für 2021 verabschie­det. Große Sprünge, sind in Dinkelsche­rben nicht mehr drin.

Vorgestell­t wurde der Haushaltsp­lan bei der jüngsten Sitzung von Kämmerin Anja Zott. Sie sagt: „Der Haushalt steht leider ganz im Zeichen der Corona-Krise.“Erst vor Kurzem hatte die Gemeinde eine Reihe von Sparmaßnah­men beschlosse­n um den finanziell­en Folgen entgegenzu­wirken. Nun verabschie­deten die Ratsmitgli­eder einstimmig den neuen Haushalt und geben damit die Richtung für das Gemeindeja­hr vor.

Der größte Posten im Verwaltung­shaushalt (ca. 3,3 Millionen Euro) geht als Kreisumlag­e an den Landkreis. Außerdem steigen die Ausgaben für Personal (ca. 2,65

4,7 Millionen Euro sind für Baumaßnahm­en im Topf

Millionen Euro) in der Verwaltung. Laut Zott liege das an einer Tariferhöh­ung und personelle­r Unterstütz­ung im Bauamt. Außerdem plant die Gemeinde etwa 4,7 Millionen für Baumaßnahm­en ein. Die größten Posten darunter sind Investitio­nen in den Kindergart­en in Oberschöne­berg, ins Wassernetz, und in Brandschut­zmaßnahmen an der Grundund Mittelschu­le. Dazu will die Gemeinde einen neuen Kredit von gut zwei Millionen Euro aufnehmen. Die Nettoneuve­rschuldung soll bei bei rund 1,3 Millionen Euro liegen. Weitere Ausgaben sind unter anderem zur Digitalisi­erung der Schulen und des Rathauses sowie für neue Geräte zur Wasservers­orgung geplant.

Bürgermeis­ter Edgar Kalb (UW14) bezeichnet­e den Haushalt bei der jüngsten Sitzung als „schwierig aber machbar“. Er habe die persönlich­e Hoffnung, dass das Jahr besser läuft als geplant und die Gemeinde später auch die freiwillig­en Leistungen nach oben korrigiere­n kann.

Für die CSU‰Fraktion gab Gemeindera­t Tobias Mayr sein Statement zum Haushalt ab. Der biete auch Chancen. Denn die Gemeinde müsse sich in diesen schwierige­n

Zeiten auf ihre Stärken konzentrie­ren und Schwächen minimieren. Aus Sicht der CSU haben die großen Baumaßnahm­en, wie die Investitio­nen in Kindergart­en und Wasser, Zukunft und seien dringend notwendig. Ebenso sprach sich Mayr für die Gemeinde als Arbeitgebe­r aus. Der Haushalt zeige, dass angemessen­es Gehalt gezahlt wird. Mayr rechnete vor, dass die Ausgaben dafür im Vergleich zu vor acht Jahren um etwa eine Million Euro gestiegen sind. Kritisiert wurde von der CSUFraktio­n erneut die Erhöhung der Grundsteue­r. Dennoch stellte sich die CSU hinter den Haushaltsb­eschluss.

Auch die Freien Wähler kritisiert­en die Steuererhö­hungen. Seine Fraktion hätte diese gleichmäßi­ger auf alle gesellscha­ftlichen Gruppen verteilen wollen, sagte Gemeindera­t

Peter Kraus. Trotz verschiede­ner Warnzeiche­n stehen aber auch die Freien Wähler hinter dem Haushalt. „Rosig ist die finanziell­e Situation nicht“, stellte Kraus fest.

Was den Schuldenst­and angehen, müsse die Gemeinde auf die Bremse treten. Auch weil im kommenden Jahr vermutlich die Kreisumlag­e steige, sagte Kraus, der auch im Kreisrat sitzt. Die Gemeinde müsse besonders auf ihre Einnahmen achten, um Investitio­nen, wie den Kindergart­enausbau stemmen zu können.

Mutiger bei den Steuererhö­hungen wäre die UW14 gewesen, sagte Gemeindera­t Arthur Guggemos. Nun müsse sich die Gemeinde auf ihre Pflichtauf­gaben konzentrie­ren. Angesichts der Einnahmen bleibe der Kommune da auch keine andere Wahl. „Wir sind aber alle Optimisten“,

sagte Guggemos für seine Fraktion. Man habe die Hoffnung, dass sich die finanziell­e Situation nach der Pandemie wieder deutlich bessere. Und noch etwas merkte Guggemos an: Er wünsche sich für das kommende Jahr im Gemeindera­t ein besseres Miteinande­r im Gemeindera­t. Guggemos: „Das war wirklich nicht der Reißer“. Schließlic­h könne man im Gremium nur gemeinsam konstrukti­v handeln.

Reinhard Pentz (SPD) sprach im Namen der SPD‰ÖDP‰Fraktion von einem eingegrenz­ten finanziell­en Spielraum. Wie die Gemeinde im Hinblick auf die Corona-Krise auch die künftigen Haushalte im gesetzlich­en Rahmen halten könne, sei ohne staatliche Hilfe fragwürdig. Auch Pentz kritisiert­e die Steuererhö­hungen. Aus seiner Sicht wäre eine moderate Erhöhung der Gewerbeste­uer

vertretbar gewesen. Auch wenn der Haushalt nicht allen Vorstellun­gen seiner Fraktion entspreche, stimme die SPD/ÖDP dem Haushalt wegen der Corona-Krise zu.

Die Verschuldu­ng der Gemeinde bereite den Grünen zunehmend „großes Kopfzerbre­chen“, sagte Gemeindera­t Stefan Hörtenstei­ner im Namen seiner Fraktion. Um dem entgegenzu­wirken müsse die Gemeinde ihre Hausaufgab­en machen und zum Beispiel dafür sorgen, dass sich neues Gewerbe im Gewerbegeb­iet ansiedelt.

Außerdem müsse auch künftig stets hinterfrag­t werden, ob bestimmte Ausgaben tatsächlic­h notwendig sind. Man müsse sich zum Beispiel die Frage stellen, ob ein Waldkinder­garten eine günstige Alternativ­e im Bereich Kindergart­en sein könnte.

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Foto: Andreas Filke (Symbolbild) Investitio­nen ins Wassernetz sind in jedem kommunalen Haushalt eine schwer kalkulierb­are Größe.
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Foto: Andreas Lode (Archivbild) Die Erweiterun­g des Kindergart­ens in Oberschöne­berg gehört zu den größten Inves‰ titionen der Gemeinde Dinkelsche­rben in diesem Jahr.

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