Augsburger Allgemeine (Land West)
Schwimmerinnen sitzen auf dem Trockenen
Locker durch den Lockdown Franziska und Anna-Sophia Kolb vermissen Wettkämpfe aber auch die Gesellschaft
Neusäß/Stadtbergen Gespannt wird man auch im Hause Kolb in Neusäß gelauscht haben, welche Lockerungen die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hervorgebracht hat. Denn nichts sehnt man sich in der Schwimmerfamilie sehnlicher herbei als eine Rückkehr in den normalen Trainings- und Wettkampfbetrieb. Zwar darf Franziska Kolb, 13, als bayerische Kaderathletin in den Hallenbädern in Augsburg und Stadtbergen ihre
Bahnen ziehen. 25 bis 35 Kilometer spult die Gymnasiastin pro Woche herunter. Doch auch einer Individualsportart wie Schwimmen fehlt die Gesellschaft. „Eine Trainingsgruppe würde die Leistungen pushen“, sagt Mama Tanja, die auch als Trainerin fungiert. „Alleine macht man das oft nicht.“
Franziska kann wenigstens zusammen mit ihrer Schwester AnnaSophia, die derzeit auf dem Trockenen sitzt, im heimischen Wohnzimmer oder im Garten trainieren, wo sich auch ein großes Trampolin befindet. „Das ist gut für den ganzen Körper“, sagt Roland Kolb. Das Familienoberhaupt ist nicht nur Abteilungsleiter bei der TSG Stadtbergen sondern auch Vizepräsident des Bayerischen Schwimmverbandes. Als Kampfrichter hat er einen ausgezeichneten Ruf, der ihm sogar einen Platz auf der FINA-Liste der für die Olympischen Spiele in Tokio nominierten Starter eingebracht hat. Leider wurden die Spiele aufgrund der Pandemie verlegt.
Immer dabei, wenn Franziska und Anna-Sophia trainieren, ist die betagte Labrador-Hündin Amie. Als erste Trockenübung stehen Burpees an – eine dynamische Mischung aus Liegestütze, Anhocken, Strecksprung und Anfersen. Besonders gut geeignet für das Rückenschwimmen ist eine Übung, bei der man sich rücklings mit den Händen auf einen Stuhl stützt und den Körper langsam auf- und abbewegt. Die Kolb-Schwestern machen das an der heimischen Ofenbank.
Wenn Anna-Sophia und Franziska die Schulterpartien trainieren, kommt endlich Wasser ins Spiel. Allerdings nur abgefüllt in Flaschen. Diese werden wie Hanteln verwendet und von der Hüfte weg nach oben bewegt. Das sieht tatsächlich ein wenig wie Schwimmen im Schmetterlingsstil aus. „Zwischendurch die Flaschen oben halten und etwas nachfedern“, so Roland Kolb. Liegestützen wären für die KolbSchwestern zu einfach. Sie packen sich dazu meist noch einen Rucksack auf den Rücken. Nachdem nun wieder Präsenzunterricht stattfindet, sind darin auch wieder die Schulbücher eingepackt.