Augsburger Allgemeine (Land West)
Verpachtet Kutzenhausen Dächer zur Stromerzeugung?
Der Gemeinderat diskutiert das Angebot eines Unternehmens: Demnach könnte der Ort mit Photovoltaik Geld sparen
Kutzenhausen Das Thema Strom hatte bei der vergangenen Sitzung des Gemeinderats in Kutzenhausen absolute Priorität. Zunächst stellte Wolfgang Kempfle vom Energie Service Schwaben (ESS) mit Sitz in Leipheim sein Photovoltaikkonzept mit Speicherlösungen vor. Anschließend diskutierte das Gremium lebhaft über die Bündelausschreibung für die künftige kommunale Strombeschaffung. Der ESS-Vertreter informierte zudem, wie mit der Vermietung von kommunalen Dachflächen für die Errichtung von Photovoltaikanlagen der Etat der Gemeinde entlastet werden könne.
Weiterer Vorteil einer Verpachtung sei die Möglichkeit, günstigen Strom zu beziehen. Die Kommune müsse dafür keine Investitionen tätigen und erreiche darüber hinaus schneller die Ziele des Klimaschutzes 2050. Zur Lukrativität führte Kempfle zwei Wirtschaftlichkeitsberechnungen an. Bei 6000 Kilowattstunden (kWh) direkt von der Photovoltaikanlage ins Gebäude des Bauhofs sowie 9000 kWh über eine Cloud im gleichen Gebäude errechnete er einen Durchschnittspreis von 15,1 Cent netto pro kWh. „Dies ergibt bei einem herkömmlichen Kaufpreis von 22,1 Cent eine jährliche Ersparnis von mindestens 1050 Euro“, so der Referent.
„Wenn der Rest über die Cloud verbraucht wird, ergibt das weitere 500 Euro pro Jahr.“Das sei auf 25 Jahre hochgerechnet ein gesamtes Einsparpotenzial von 38.750 Euro. Beim Freibad berechnete Kempfle bei einem Verbrauch von 7000 kWh auf ein Vierteljahrhundert eine Einsparung in Höhe von 21.000 Euro. „Und das ohne Investitionskosten und wirtschaftliches Risiko für die Gemeinde.“Als mögliche Gebäude für dieses Konzept nannte er unter anderem die Schule, die Turnhalle, das Musikerheim, die Kläranlage und das ehemalige Raiffeisengebäude. Die Gremiumsmitglieder waren von diesen Ausführungen sichtlich angetan. Gemeinderat Franz Bossek wollte wissen, wer für die Nebenkosten oder Reparaturen der Anlage aufkomme. Die komplette Betreuung der Anlage liege in Händen des Investors, lautete die Antwort. Die Dauer der Dachvermietung betrage dabei 20 Jahre plus einer Option auf weitere fünf Jahre.
Beim Tagesordnungspunkt Bündelausschreibung für die kommunale Strombeschaffung für die Lieferjahre 2023 bis 2025 verwies Bürgermeister Andreas Weißenbrunner darauf, dass die Gemeinde frei sei in der Beschaffung von Normalstrom oder Ökostrom mit und ohne Neuanlagenquote. Die Empfehlung der Verwaltung sei der Ökostrom ohne Neuanlagenquote, so der Rathauschef. Damit seien gegenüber dem Normalstrom Mehrkosten für die Gemeinde von etwa 1600 Euro pro Jahr verbunden. Bei den letzten drei Ausschreibungen habe der Gemeinderat noch für die Beschaffung von Normalstrom gestimmt.
Der eine oder andere Gemeinderat fragte nun nach, ob im Hinblick auf das zuvor gehörte Photovoltaikkonzept mit den Speicherlösungen jetzt nicht eine kontraproduktive Situation eintrete. „Nein“, verdeutlichte der Bürgermeister. „Wir brauchen dringend die Bündelausschreibung, das vorher vorgetragene Konzept bezieht sich auf einzelne Gebäude, nicht beispielsweise auf die Straßenbeleuchtung.“Das Gremium
Eingang zum Freibad soll verlegt werden
einigte sich schließlich darauf, vor einem Beschluss noch weitere Informationen zur Bündelausschreibung einzuholen, unter anderem, ob dort ein vertraglicher Ausstieg und auch Cloudlösungen möglich seien.
Ein Votum gab es aber doch noch. Der Gemeinderat plädierte einstimmig dafür, den künftigen Zugang zum Freibad nicht mehr auf der Westseite des Gebäudes, sondern auf der Ostseite zu errichten. Dafür wird an der Ost- und Westseite die Fassade mit einer Breite von je rund 3,5 Metern als Durchgang geöffnet. Darin kann die Zutrittsanlage installiert werden. Die Kosten dafür entsprächen in etwa dem Betrag für die ursprünglich geplante Zugangsgestaltung, so Weißenbrunner.